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Der Pate von Florenz

Der Pate von Florenz

Titel: Der Pate von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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das ungute Gefühl nicht los, dass hinter all den wunderschönen Geschenken und der Ermunterung, doch noch einmal gewissenhaft ihr Herz zu prüfen und über den Eintritt in ein Kloster nachzudenken, irgendeine Absicht steckte. Überhaupt gab ihr Costanzas Verhalten Rätsel auf, denn Anhänglichkeit und Fürsorge kannte sie von ihr nicht.
    Als ob Costanza den in Fiora aufkeimenden Argwohn spürte, wechselte sie plötzlich das Thema. »Aber was rede ich da! Erzähl mir lieber, wie es dir und Vater geht. Allzu viel scheint er ja nicht zu arbeiten zu haben«, sagte sie mit Blick auf den leeren Werktisch und das Wandbord, wo früher oft mehrere Schmuckstücke standen, die auf ihre Fertigstellung warteten.
    »Es geht so«, sagte Fiora, die keinen Anlass sah, ihrer Schwester Sand in die Augen zu streuen. Sie sollte ruhig wissen, dass ihr Brot kärglich war und dass es hart erarbeitet sein wollte. Und es hätte ihr gut zu Gesicht gestanden, ihren Ehemann ab und zu dazu zu bewegen, bei ihrem Vater ein Schmuckstück in Arbeit zu geben. »Wir haben nicht mehr so viele Kunden. Und Vater wird in seinem Alter natürlich auch langsamer.«
    Costanza schüttelte den Kopf. »Du redest immer von wir, als wäre das auch deine Werkstatt, Schwester«, sagte sie rügend. »Du solltest wirklich aufhören, dich mit dem Handwerk des Vaters so eng verbunden zu fühlen. Es ist schon schlimm genug, dass man dich früher kaum aus diesem Raum mit all seinem furchtbaren Lärm, dem Rauch und den grässlichen Dämpfen herausbekommen hat!« Dabei schaute sie sich geringschätzig, beinahe angeekelt um, als fragte sie sich insgeheim, wie sie in den bescheidenen Räumen über der Goldschmiede so viele Jahre hatte leben können. »Du musst auch an dich denken. Und wenn das Kloster wirklich nichts für dich ist, worüber du aber noch einmal ernsthaft nachdenken solltest, dann muss Vater endlich dafür sorgen, dass er einen passenden Mann für dich findet.«
    Fiora lachte auf, weil Costanza fast wortwörtlich dasselbe vorbrachte, was Tante Piccarda zu ihrem Vater gesagt hatte. »Du klingst ja so, als wolltest du mich so schnell wie möglich aus dem Haus haben. Aber einer muss sich ja schließlich um unseren Vater kümmern.«
    Costanza verdrehte die Augen. »Ach Kind, ich meine es doch nur gut mit dir. Du willst doch wohl keine alte Jungfer werden wie Tante Piccarda, die nur noch ans Essen denkt. Man muss seine besten Jahre nutzen und jung in die Ehe gehen. Dann fällt einem alles leicht, auch das Kinderkriegen. Lass dir das von mir gesagt sein. Ich weiß, wovon ich spreche.«
    »Mit der Ehe ist es mir noch gar nicht so eilig«, erwiderte Fiora, auch wenn sie manchmal mit einem Gefühl der Bedrückung darüber nachdachte, wie es wohl wäre, wenn sie das Leben mit einem Mann teilte und Kinder hätte. Dann verspürte sie ein sehnsüchtiges Ziehen in ihrem Leib, das sie nicht zu deuten vermochte und das sie seltsam unruhig werden ließ. Aber wie konnte sie denn eine Ehe eingehen, ohne dafür das Handwerk der Goldschmiedekunst aufgeben zu müssen?
    »Wir Frauen müssen nutzen, was der Schöpfer uns an Reizen geschenkt hat, bevor sie ihre Wirkung verlieren. Wenn du willst, bin ich gern bereit, ein gutes Wort für dich bei Filippo einzulegen, damit er schaut, was er für dich tun kann.« Dann fügte Costanza noch schnell hinzu: »Aber ob er auch etwas zu deiner Mitgift beisteuern wird, kann ich dir natürlich nicht versprechen.«
    »Das ist lieb von dir, Costanza, und dein Angebot ehrt dich, aber noch möchte ich Vater nicht verlassen. Und damit wollen wir es gut sein lassen, Schwester«, sagte Fiora und bedankte sich noch einmal überschwänglich für den herrlichen Stoff und die beiden anderen Geschenke.
    Costanza hatte es auf einmal sehr eilig, ihr Elternhaus zu verlassen. Sie wollte noch nicht einmal so lange warten, bis der Vater erwacht war.
    »Ach, du glaubst ja gar nicht, was ich noch alles zu erledigen habe!«, klagte sie auf dem Weg zur Tür. »In einem so großen Haus wie dem unsrigen braucht man tausend Hände und Augen, sonst tanzt einem das Gesinde auf der Nase herum und plündert womöglich auch noch die Vorräte! Lass uns doch wieder einmal ein paar ruhige Stunden bei uns im Palazzo verbringen! Am besten kommst du mit Vater am Sonntag in vierzehn Tagen zum Essen zu uns. Dann ist Filippo von seiner Geschäftsreise nach Arezzo zurück, zu der er heute aufgebrochen ist. Wir haben dich schon so lange nicht mehr bei uns gesehen! Einverstanden?«
    Fiora

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