Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pate von Florenz

Der Pate von Florenz

Titel: Der Pate von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
Vom Netzwerk:
Führung.
    Und er hatte sich nicht getäuscht. Als er sich schließlich in das Empfangszimmer bequemte, sah er sich einem aufgebrachten Roberto da Sanseverino gegenüber. Der fünfzigjährige Hüne ging mit schepperndem Schwertgehänge und klirrenden Sporen an den schmutzstarrenden Stiefeln ruhelos hin und her.
    »Tod und Teufel, die Zeit, die Ihr mich habt warten lassen, reicht aus, um eine verdammte Stadt einzunehmen!«, polterte er sogleich los. Dabei schlug er seinen mit rot-goldenen Fäden durchwirkten Umhang aus nachtschwarzem Samt zur Seite und legte seine Hand herausfordernd auf den Griff seines reich verzierten Schwertes. »Glaubt Ihr vielleicht, ich hätte nichts Besseres zu tun, als auf Euch zu warten?«
    Cicco Simonetta hob entschuldigend die Hände. »Es tut mir außerordentlich leid, dass ich Euch warten lassen musste, aber dringende Geschäfte …«
    »Zum Teufel, lassen wir das Geschwafel, Kanzler, und kommen wir gleich zur Sache!«, unterbrach er ihn grob.
    »Mir soll es recht sein, Condottiere. Also sagt, was mir die Ehre Eures so frühmorgendlichen Besuches verschafft«, erwiderte Simonetta mit unbeirrt verbindlichem Ton und deutete einladend auf zwei bequeme Lehnstühle am Fenster.
    Roberto da Sanseverino schenkte ihm einen verärgerten Blick, als hätte der Kanzler ihm gerade unterstellt, er sei gebrechlich und müsse sich setzen. »Ich will eine condotta!«, verlangte er geradeheraus.
    Simonetta lächelte ihn an. »Aber mein Bester, Ihr habt doch schon einen Vertrag als Condottiere!«, hielt er Sanseverino scheinbar verwundert vor, obwohl er ahnte, worum es dem Haudegen in Wirklichkeit ging. Sein letzter Vertrag als Söldnerführer war nicht das Papier wert gewesen, auf dem er geschrieben stand, weil es zwischen ihm und Herzog Galeazzo zu heftigen Unstimmigkeiten gekommen war und Sanseverino sein Heerlager deshalb grollend in die Nähe von Bologna verlegt hatte.
    Das von Narben durchfurchte Gesicht mit den scharfen Zügen eines Raubvogels wurde noch grimmiger. »Kommt mir nicht mit diesen Albernheiten, Kanzler! Ihr wisst genau, dass meine letzte Condotta einen stinkenden Fliegendreck wert war. Aber der Wind hat sich gedreht! Und dieser Wind kann Euch höllisch scharf ins Gesicht fegen, wenn ich nicht meinen gerechten Anteil an dem bekomme, was hier verteilt wird!«
    »Und wie hoch schätzt Ihr Euren gerechten Anteil ein?«, fragte Simonetta mit feinem Spott, den der Condottiere jedoch nicht heraushörte.
    »Ich will genau so eine Condotta wie das Einauge Montefeltro!«
    Simonetta zog die Brauen hoch. »Ihr wollt vierzigtausend Goldstücke? Alle Achtung, Ihr wollt Euch also tatsächlich in die erste Reihe der Condottieri vorkämpfen, zumindest was den Sold anbelangt.«
    Sanseverino schnaubte verächtlich. »Haltet mich nicht für dumm, Simonetta! Florenz hat ihm das letzte Mal sechzigtausend Florin gezahlt. Und die will ich auch.«
    Am liebsten hätte der Kanzler ihn rundheraus gefragt, ob er unter einem Anfall von Größenwahn leide. Aber das verkniff er sich. Es gab andere Mittel und Wege, ihn auf seine rechte Größe zurechtzustutzen. »Nun, wie Ihr Euch denken könnt, bin ich als Kanzler nicht befugt, Euch eine so gewaltige Summe zuzusagen. Darüber wird der Geheime Senat zu befinden haben.«
    »Zum Teufel, das wird er auch!«, blaffte Sanseverino. »Und ich rate Euch, mir dabei den Rücken zu stärken!«
    »Ich werde tun, was in meiner Macht steht«, gab Simonetta ausweichend zur Antwort.
    »Ja, immer vage bleiben und aalglatt taktieren, darauf versteht Ihr Euch!«, knurrte der Condottiere übellaunig.
    Der Kanzler lächelte kühl. »Jeder tut, was er am besten beherrscht.«
    »Und Ihr scheint zudem noch der Meinung zu sein, dass Ihr nun, da Herzog Galeazzo tot ist, ein Anrecht darauf habt, Euch hier in dessen Gemächern breitzumachen!« Sanseverino baute sich drohend vor ihm auf.
    Simonetta wusste nur zu gut, was dem Grobian durch den Kopf ging, dass er nur ein einfacher Mann aus Kalabrien war, der es zwar vom einfachen Schreiber zum Kanzler gebracht hatte, der in diesen Räumen aber nichts zu suchen hatte. Roberto da Sanseverino hatte ihn nie gemocht, ganz abgesehen davon, dass er für jeden Tintenkleckser, wie er Männer wie Simonetta zu bezeichnen pflegte, nur Verachtung übrig hatte. Aber das kümmerte den Kanzler nicht. Es würde sich schon noch zeigen, wer am längeren Hebel saß.
    Deshalb erwiderte er unbeeindruckt: »Es geschah auf ausdrücklichen Wunsch der Herzogin und

Weitere Kostenlose Bücher