Der Pate von Florenz
am Gürtel trug. »Nur zu! Jetzt wird es endlich richtig vergnüglich! Das ist ganz nach meinem Geschmack!« Und schon kam er auf Giuliano zu, während sein Gefährte Fiora mit festem Griff gegen die Mauer presste.
Marcello verfluchte sich, dass er nicht auch einen Dolch eingesteckt hatte. Aber wann brauchte er denn so etwas? Dass Giuliano stets einen bei sich trug, war etwas anderes. Kein Medici verließ das Haus ohne Waffe. Zumal es seit Jahren Sitte bei den Edelleuten war, wie ein Ritter mit einem Schwert am Gürtel durch die Stadt zu spazieren. Dass dafür eigentlich ein Waffenschein vom Magistrat notwendig war, kümmerte schon längst niemanden mehr.
»Dann zeig uns mal dein Narrenkunststück!«, rief der Contadino herausfordernd und bleckte die fauligen Zähne, während er aus dem Torbogen trat. »Mal sehen, ob du mit dem Messerchen mehr kannst als nur Früchte schälen, du eulenäugige Witzfigur!« Dabei fuchtelte er mit seinem Messer hin und her. »Na komm, auf zum Tanz, damit wir deine Glöckchen mal so richtig zum Klingen bringen!«
Giuliano griff anders an, als der Mann wohl erwartet hatte, denn urplötzlich schoss sein linker Fuß in die Höhe und schleuderte ihm den Schnabelschuh entgegen.
Der nicht mehr ganz nüchterne Landmann reagierte so, wie Giuliano es erhofft hatte, indem er sich unwillkürlich nach links wegduckte, um nicht vom Schuh am Kopf getroffen zu werden. Dabei riss er seinen rechten Arm hoch.
Schon sprang Giuliano auf ihn zu und zog ihm blitzschnell die Klinge seines Dolches quer über den Rücken seiner Waffenhand.
Der Contadino schrie auf vor Schmerz und Wut. Seine Finger lösten sich vom Messergriff und die Waffe landete klirrend auf dem Boden. Er taumelte rückwärts und umklammerte seine blutende Hand.
Mit einem Satz war Marcello zur Stelle und bückte sich nach dem Messer. »Was ist? Habt ihr die Lust an diesem Tänzchen schon verloren?«, höhnte er, während der Verletzte immer tiefer in den Durchgang zurückwich. Sein Gefährte ließ erschrocken von Fiora ab. Die nutzte ihre wiedergewonnene Freiheit sogleich und verpasste dem Kerl eine schallende Ohrfeige. Dann eilte sie zurück auf die Straße.
»Gott sei Dank, dass Ihr mich vor diesem Gesindel gerettet habt!«, stieß sie mit zittriger Stimme hervor. »Euch hat der Himmel geschickt!«
Giuliano warf den beiden Contadini einen letzten drohenden Blick zu. »Ich denke, das hat ihr Mütchen ordentlich gekühlt!«, sagte er mit grimmiger Zufriedenheit. Dann gab er den Tordurchgang frei und ging mit Marcello und Fiora ein paar Schritte die Straße hinauf, damit die beiden Fremden abziehen konnten, was sie auch eiligst taten.
»Ich weiß nicht, wie ich Euch danken soll für Euer mutiges Eingreifen!«, sagte Fiora.
»Nichts zu danken! Außerdem war es mir ein rechtes Vergnügen!«, versicherte dieser und blickte Marcello an. »Ihr kennt euch?«
Marcello nickte. »Ja, das ist Fiora. Ihr Vater ist Goldschmied. Wir sind seit Langem gute Freunde. Unsere Familien waren vor unserem Umzug in die Via di Mezzo viele Jahre lang Nachbarn«, erklärte er und warf einen Blick auf Fioras Kostümierung. Sie ging als Kartenleserin. Um die Hüften ihres hübschen nussbraunen Kleides hatte sie sich einen geflochtenen Gürtel gebunden, an dem kleine Holztäfelchen baumelten. Darauf waren Tarotbilder und andere geheimnisvolle Zeichen gemalt. Um den Hals trug sie an einem Lederband eine walnussgroße Glaskugel und an ihren Umhang hatte sie noch mehr dünne Tarotbildchen genäht.
»Wo hast du denn dieses hübsche Mädchen all die Zeit versteckt?«, fragte Giuliano scherzend, während er sich seinen Schuh wieder anzog, und wandte sich Fiora zu. »Übrigens, mein Name ist Giulio.« Das war der Name, den er stets benutzte, wenn er nicht als Medici erkannt werden wollte.
»Euch sei von Herzen gedankt, Giulio!«
»Nur nicht so förmlich, Fiora!« Er zwinkerte ihr zu. »Ich bin schlicht und einfach der Hofnarr Giulio.«
»Und was tust du sonst so, wenn du nicht gerade in die Rolle des geschickten Messerkämpfers mit der Narrenkappe schlüpfst?«, fragte sie, während die drei weiter in Richtung Santa Trinità gingen.
»Oh, eigentlich bin ich gar nicht richtig verkleidet«, antwortete Giuliano hintersinnig. »Das Narrengeschäft ist nämlich meine Hauptbeschäftigung.«
»Jetzt willst du mich aber auf den Arm nehmen!«
»Ganz und gar nicht«, versicherte Giuliano, dem die Scharade offenbar einen Heidenspaß bereitete. »Ich erfreue mich der
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