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Der Pate von Florenz

Der Pate von Florenz

Titel: Der Pate von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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anderen Gunstbeweis vergolten? Indem sie sich ganz offen gegen uns gestellt haben, als es um den Kauf von Imola ging!«, stieß er aufgebracht hervor. »Es ist schlimm genug, wenn sie gegen uns intrigieren und bei jeder sich bietenden Gelegenheit Stimmung gegen uns machen! Aber dass sie es gewagt haben, sich in dieser kritischen Zeit zum Schaden der Kommune in die Außenpolitik unserer Republik einzumischen, ist unverzeihlich! Sie haben damals mit Sixtus und diesem Taugenichts Graf Riario auf das Schändlichste gegen uns und Florenz paktiert, indem sie gegen unseren ausdrücklichen Willen den Kredit von vierzigtausend Florin gewährt haben. Und als hätten sie es damit nicht schon übel genug getrieben, hat sich Antonio de’ Pazzi im August vor anderthalb Jahren mit der Unterstützung des Heiligen Stuhls auch noch das Bistum Sarno von König Ferrante übertragen lassen. Damit haben die Pazzi offen Sympathie für das Haus Ferrante gezeigt, obwohl doch jedermann weiß, wie angespannt die politische Lage ist und wie hart unsere Republik gegen Neapel und deren Verbündete Sixtus und Montefeltro zu kämpfen hat!«
    »Dafür haben sie auch zu Recht einen angemessen hohen Preis zu zahlen«, räumte Sandro ein. »Aber es ist eine Sache, den Pazzi zur Strafe den Zugang zu den höchsten Ämtern in Florenz zu verwehren, was Ihr ja seit Jahren mit großem Erfolg tut. Eine ganz andere Sache ist es dagegen, die Pazzi durch derartige Winkelzüge um ein solch großes Vermögen zu bringen, wie Ihr es jetzt zu tun beabsichtigt. Zumindest sehen das nicht wenige Ratsherren so.«
    »Was man ihnen auch kaum verdenken kann«, warf Giuliano ein. »Was es mit der Gesetzeslage auf sich hat und gegen wen sie sich richtet, ist ja nur allzu leicht zu durchschauen. Dass es sogar manchem Parteigänger unserer Familie übel aufstößt, sollte dich nicht überraschen, zumal Giovanni de’ Pazzi der Bruder deines Schwagers Guglielmo ist, lieber Lorenzo.«
    Das neue Erbschaftsgesetz, das sein Bruder sich als Vergeltung für die Untaten der Pazzi ausgedacht hatte, bestimmte, dass im Todesfall, sollte es keinen Sohn als Erben geben, die Hinterlassenschaft nicht mehr, wie bisher, an die älteste Tochter fiel, sondern an den ältesten Neffen. Damit richtete sich das Gesetz eindeutig gegen die Pazzi. Denn die hatten bislang berechtigte Hoffnung auf das große Vermögen des reichen Giovanni Boromei gehabt, war doch einer aus ihrer Sippe, Giovanni de’ Pazzi, mit der einzigen Tochter dieses Mannes verheiratet. Kam das neue Gesetz durch, gingen die Pazzi leer aus.
    »Seit wann nimmst du diese hinterhältige Brut in Schutz?«, fuhr Lorenzo seinen Bruder scharf an.
    »Predigst du mir denn nicht immer Prudenza?«, fragte Giuliano spitz zurück. »Dieses Gesetz scheint mir nicht gerade von politischer Vernunft bestimmt zu sein. Also, was gilt denn nun, Bruder? Man kann nicht heute an jedem kümmerlichen Kerzenstummel sparen und morgen ganze Fackeln abbrennen, wenn man nicht unglaubwürdig werden will.«
    »Du brauchst dich nicht um meine Glaubwürdigkeit zu sorgen«, wies Lorenzo ihn kühl in die Schranken. »Ich weiß schon, was gut für das Haus Medici ist und gut für Florenz. Und was diese störrischen Holzköpfe in den Beiräten angeht, so werde ich die schnell wieder auf Linie bekommen, dessen kannst du gewiss sein!«
    »Gewiss, mein Erster Bürger«, erwiderte Giuliano sarkastisch. »Wie habe ich das auch nur infrage stellen können?«
    Lorenzo ließ den Sarkasmus unkommentiert und wandte sich wieder Sandro zu. »Gibt es sonst noch etwas, das Euch zu Ohren gekommen ist?«
    »Nach den Beratungen gab es nur die üblichen Bitten um die eine oder andere Gefälligkeit.«
    Lorenzo lachte trocken auf. »Wie hätte es auch anders sein können! Erst setzen sie sich großspurig in Szene und dann kommen sie angekrochen und wollen, dass ich als ihr Patron die Probleme aus der Welt schaffe, in die sie sich selbst hineinbefördert haben. Sprecht, Consigliere! Um welche Gefälligkeiten geht es?«
    Sandro berichtete von einem Prior, dessen Bruder Schwierigkeiten mit der Gilde habe, weil es in dessen Bottega zu Fehlern in der Buchführung gekommen sei. Ein anderer, der einem der Beiräte der Signoria angehörte, suchte für einen seiner Söhne eine ehrbare Anstellung in einem ausländischen Handelskontor. Einem dritten Bittsteller ging es um eine Patenschaft und um die Vermittlung einer Schwiegertochter mit möglichst hoher Mitgift. Und ein vierter Bürger wollte, dass

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