Der Pate von Florenz
Nachmittag bei Fiora in der Werkstatt wahrlich geschenkt!
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1 Konversen waren Laienbrüder einer Klostergemeinschaft, die als Knechte und Handwerker überwiegend die schweren körperlichen Arbeiten verrichteten. Sie mussten keine Tonsur tragen und waren von einem Teil der Stundengebete und anderen monastischen Pflichten befreit.
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E s war der Abend vor Aschermittwoch. Florenz lag seit Tagen im zügellosen Rausch des Karnevals. Den ganzen Tag über hatte es lärmende Umzüge und prächtige, farbenfrohe Paraden der vielen Bruderschaften der Stadt gegeben. Auf den großen Plätzen konnte sich das Volk an Musikdarbietungen, Schaukämpfen und vielen anderen Belustigungen erfreuen.
Als die Nacht hereinbrach, stürzten sich das Volk und die zahllosen Gäste noch einmal in ein wildes Vergnügen aus Tanz und Weingenuss, denn am nächsten Morgen wartete das Aschekreuz auf sie, das Bekenntnis großer Sündhaftigkeit, und die Fastenzeit.
Lorenzo de’ Medici hatte es sich nicht nehmen lassen, auf Kosten des Hauses im großen Papstsaal von Santa Maria Novella einen Maskenball auszurichten. Mehrere Hundert Gäste aus den Reihen seiner Anhänger sowie einige Dutzend Botschafter, ausländische Würdenträger und Persönlichkeiten von Rang und Namen waren eingeladen.
Auch Marcello und seinem Bruder wurde diese Ehre dank der besonderen Stellung ihres Vaters zuteil. Alessio konnte es schon seit Wochen nicht erwarten, an diesem Kostümball teilzunehmen. Er hatte sich eine sündhaft teure Verkleidung schneidern lassen, denn er wollte sich als Pharao vor den reichen Vätern heiratsfähiger Töchter in Szene setzen. Er hielt es für an der Zeit, dass sein Vater sich allmählich um eine vornehme Braut mit einer stattlichen Mitgift für ihn kümmerte und schon einmal Vorverhandlungen führte, auch wenn die Hochzeit erst in einigen Jahren stattfinden würde. In der reichen Kaufmannschaft gingen die Söhne frühestens im Alter von Mitte zwanzig eine Ehe ein. Aber es war ratsam, sich schon früh eine gute Partie zu sichern, bevor ein anderer vorausschauender Vater einem eine satte Mitgift vor der Nase wegschnappte.
Marcello hatte im Gegensatz zu Alessio weder an einem ehelichen Vorversprechen des Vaters noch am Maskenball selbst Interesse. Dass der Vater sie vorteilhaft zu verheiraten gedachte, das verdrängte er lieber. Und diese offiziellen Bälle, wo sich alles einfand, was Rang und Namen hatte, und wo jeder darauf achtete, wer zwischen den Tänzen und Spieleinlagen mit wem zusammenstand und wem Lorenzo de’ Medici die größte Aufmerksamkeit erwies, vermochten ihn erst recht nicht zu begeistern. Dass er schließlich doch im edlen Kostüm eines römischen Imperators im Papstsaal erschien, war allein der Überredungskunst seines Bruders geschuldet.
An der Ausschmückung des gewaltigen Saales mit kostbar bestickten Bannern, Wappenschilden, Girlanden und golddurchwirkten Wandbehängen hatte eine ganze Heerschar von Bediensteten tagelang gearbeitet. Alles leuchtete, glitzerte und funkelte im Licht von kostbar verglasten Laternen und schweren, vielarmigen Kerzenleuchtern, die von der hohen Gewölbedecke herabhingen.
Lorenzo hatte die besten Musikanten des Landes kommen lassen. Sie hatten ihren Platz an der rechten Längsseite in einer täuschend echt wirkenden riesigen Muschel eingenommen. Zur Entzückung der Gäste öffneten sich deren Schalen und die Musikanten begannen zu spielen. Der Klang ihrer Instrumente, das Stimmengewirr, das verhaltene Gelächter, das Rascheln und Knistern edelster Seidenstoffe, all das verwob sich zu einem an- und abschwellenden Meeresrauschen.
Es war noch keine Stunde seit Lorenzos formvollendeter und zugleich geistreich vergnügter Begrüßung der geladenen Gäste vergangen, da hatte Marcello seinen Bruder und seine Eltern schon längst aus den Augen verloren. Plötzlich sah er, wie Giuliano sich einen Weg zu ihm durch die Menge bahnte. Er trug das Kostüm eines morgenländischen Prinzen, das fast ebenso reich mit Perlen und Juwelen besetzt war wie das seines Bruders.
»Heiliger Sebastian, wenn man nicht aufpasst, gerät man unter die vielen Füße, wie bei einer Viehherde, die außer Kontrolle geraten ist!«, rief er, hakte sich bei Marcello ein und zog ihn mit sich. »Und? Amüsierst du dich auch prächtig?«
Marcello zuckte mit den Achseln. »Diese höfischen Tänze und Reigen sind nicht gerade das, wonach es mich mit aller Macht drängt.«
»Ha, mich noch viel weniger! Mir ist das eine rechte
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