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Der Pate von Florenz

Der Pate von Florenz

Titel: Der Pate von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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prächtigen Stellung eines gehobenen Dieners, der von seinem feinen, in allen Dingen vermögenden Herrn allerdings mehr wie ein kostbares Schoßhündchen gehalten wird.«
    Fiora lachte belustigt auf, glaubte sie ihm doch kein Wort. »Du bist mir ein rechter Spaßvogel, Giulio!«
    »Aber es ist so!«, beteuerte Giuliano. »Mein Herr meint es auf fast unerträgliche Weise gut mit mir, musst du wissen. Er erlaubt mir nicht nur, edle Pferde auf seinem Gut zu reiten, sondern bei Wettrennen als Zweiter durchs Ziel zu gehen. Und wenn einer mir dumm kommt und mir sogar seine Klinge zu schmecken geben will, dann zieht er sein Eisen und schlägt sich für mich!«
    Wieder lachte Fiora und schüttelte den Kopf. »So einen Herrn gibt es doch gar nicht!«
    »Das sollte man meinen, aber zwischen Himmel und Erde gibt es mehr Wunderlichkeiten, als du ermessen kannst. Und mein Herr gehört dazu. Ach, was könnte ich dir für herrliche Geschichten erzählen! Du würdest aus dem Staunen nicht herauskommen!«
    »Genug von deinen närrischen Geschichten!«, mischte Marcello sich ein. »Sehen wir besser zu, dass wir endlich ins La Vacca kommen, bevor kein Platz mehr frei ist.« Und an Fiora gewandt, fragte er hoffnungsvoll: »Du kommst doch mit, oder? Es wird bestimmt eine Menge Spaß geben. Und nach dem Schreck, den dir diese betrunkenen Kerle eingejagt haben, kannst du bestimmt einen kräftigen Schluck Wein vertragen. Du bist natürlich eingeladen.«
    »Ja, gern«, antwortete sie fröhlich.
    »Prächtig, dann kannst du mir auch gleich die Karten lesen«, sagte Giuliano aufgeräumt. »Ich wüsste nämlich zu gern, was mich im Haus meines Herrn noch alles erwartet. Der ist für jede Überraschung gut.«
    Fiora schmunzelte. »Ich fürchte, mein Kartenlesen taugt nicht viel mehr, als wenn du dir selbst die Karten legen würdest.«
    Giuliano wiegte den Kopf hin und her. »Mal sehen, was die Nacht noch bringt …«
    Sie brachte für Giuliano zwar keinen Blick in seine Zukunft, dafür aber für alle drei viel Spaß. In der Taverne ergatterten sie an einem langen Tisch mit Männern und Frauen aus dem Viertel noch eine Ecke und fanden sogleich fröhlichen Anschluss.
    Piero, der Wirt, hatte sich auch in diesem Jahr nicht lumpen lassen und für ein buntes, vergnügliches Programm gesorgt, wobei die vier Musikanten den größten Zuspruch fanden, wussten sie die Gäste mit ihrer Musik immer wieder von Neuem mitzureißen und zu ausgelassenem Tanzen zu verlocken.
    Nicht nur Marcello mischte sich mit Fiora unter die ausgelassene Menge, auch Giuliano fand großes Gefallen daran, immer wieder ihre Hand zu ergreifen und sie mit sich zu ziehen.
    »Das lasse ich mir gefallen!«, rief er Marcello mit erhitztem Gesicht und strahlendem Lachen zu, als die Musikanten eine Pause einlegten und die Bühne einem Gaukler überließen. »Beim bassedanze hat man doch wenigstens etwas vom Tanz!«
    Marcello wusste, worauf er anspielte. Im Gegensatz zu den doch recht steifen Tänzen und Reigen, zu denen die Musiker im Ballsaal von Santa Maria Novella aufspielten, gab es beim Bassedanze keine gezierten Sprünge und Hüpfer, und was Giuliano wie allen anderen am meisten daran gefiel, war, dass man einander immer wieder recht nahe kam und sich an den Händen hielt.
    Giuliano zeigte sich die ganze Nacht hindurch in fröhlicher, ja geradezu ausgelassener Stimmung. Immer wieder unterhielt er die Gruppe an ihrem Tisch mit frechen und komischen Geschichten.
    Dass sein Freund so guter Laune war, auch als er schon ordentlich getrunken hatte, verfolgte Marcello mit Erstaunen und Erleichterung zugleich, denn oft verwandelte sich Giulianos aufgekratzte Stimmung jäh in Schwermut und Weltverdrossenheit. Diesmal war es jedoch anders und darüber war Marcello froh, denn andernfalls hätte er rasch dafür sorgen müssen, dass er Giuliano aus der Taverne hinausbekam, damit der sich in seinem Rausch und in seinem Hadern nicht verplapperte und dafür sorgte, dass alle erfuhren, wer er wirklich war.
    Es ging schon gegen Morgen, als sie sich schließlich auf den Heimweg machten. Marcello und Fiora mussten Giuliano in die Mitte nehmen, da er den meisten Wein genossen hatte und schon gefährlich torkelte. Fiora wollte Marcello helfen, seinen Freund nach Hause zu bringen, doch dieser wehrte ab.
    »Nein, das kommt überhaupt nicht infrage«, sagte er energisch. »Zuerst bringen wir dich heim, zumal es ja nicht mehr weit ist bis zu eurem Haus. Es wäre doch Unsinn, wenn du noch bis nach San Marco

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