Der Pate von Florenz
lange mit Vorreden auf. Man kannte sich und Montesecco hatte von ihm schon einen Hinweis erhalten, worum es bei dieser geheimen Zusammenkunft gehen würde.
»Kommen wir gleich zur Sache«, ergriff Riario das Wort, nachdem sie einen freundlichen Gruß ausgetauscht und Franceschino ihm einen Pokal mit Wein gefüllt hatte. »Wie ich Euch gegenüber schon angedeutet habe, geht es um die Medici, deren tyrannische Herrschaft ein Ende nehmen muss. Genau das herbeizuführen, dazu sind wir und einige andere Männer von Rang und Namen entschlossen. Nun hoffen wir, auch Euch in unseren Kreis aufnehmen und uns Eurer tatkräftigen Unterstützung versichern zu können.«
Salviati nickte. »Unser Vorhaben genießt die Billigung und den Segen von höchster geistlicher Stelle«, betonte er vielsagend und deutete vage in Richtung der päpstlichen Gemächer.
Graf Montesecco machte ein ernstes Gesicht. »Darüber wird später zu sprechen sein. Noch fällt es mir schwer, mir eine Meinung zu bilden, da mir das Ganze noch nicht recht klar ist.«
»Nennen wir die Dinge doch beim Namen, Graf! Wir planen einen Staatsstreich in Florenz«, sagte Salviati geradeheraus. »Die Dinge sind schon weit gediehen. Und teilt Ihr denn nicht auch unsere Überzeugung, dass die Medici fallen müssen?«
Der Hauptmann stimmte ihm zu.
Nun legten ihm die drei Hauptverschwörer mit eindringlichen Worten dar, welch schändlicher Verbrechen sich die Medici schuldig gemacht hätten und wie sehr auch andere Mächte es begrüßen würden, Florenz aus der Knechtschaft der Medici-Partei befreit zu wissen. Auch fehlte von Franceschino nicht die nachdrückliche Versicherung, dass die Bevölkerung nur darauf warte, dass Lorenzo von seinem Thron gestoßen und seiner gerechten Strafe zugeführt werde.
Montesecco hörte sich das alles aufmerksam an, bevor er seine Einwände vorbrachte: »Ein Umsturz dürfte nur Erfolg haben, wenn Lorenzo und sein Bruder dabei den Tod finden …« Er wartete kurz, um das nächste Wort zu betonen, » und wenn die Unterstützung der Florentiner gesichert ist. Zumindest Letzteres scheint mir nicht ganz offensichtlich zu sein. Wie man hört, erfreut sich Lorenzo großer Beliebtheit im Volk.«
»Dieser Eindruck trügt, lasst Euch das von einem Florentiner gesagt sein!«, versicherte Franceschino sofort. »Ihr wart nie in Florenz, Graf. Aber wir wissen, wie die Dinge dort stehen. Das Volk wartet auf seine Erlösung von der Medici-Tyrannei! Auch die reiche Kaufmannschaft. Es wagt nur nicht, seine Abneigung offen zu zeigen, weil es um Leib und Leben fürchtet. Aber unter der Oberfläche gärt es mächtig. Und vergesst nicht, dass die Familien der Salviati und der Pazzi mit ihrer Anhängerschaft mehr als die Hälfte der Bevölkerung ausmachen.«
Das war weit übertrieben, doch Salviati schwieg dazu. Er wies lieber mit Nachdruck auf das hin, was sie alle verband, und das war der Abscheu gegen die Medici: »Und den Tod haben die beiden ja wohl mehr als verdient! Dies lässt sich wohl auch am Leichtesten bewerkstelligen. Doch wir brauchen Truppen, um nach dem Anschlag sofort die strategisch wichtigen Plätze der Stadt und insbesondere den Palazzo della Signoria zu besetzen. Und da kommt Ihr ins Spiel.«
»Aber nicht allein wegen Eurer Truppen, die für einen gelungenen Umsturz unverzichtbar sind«, fügte Franceschino schnell hinzu. »Ihr werdet auch für eine geheime Mission gebraucht und wir wissen, so etwas ist bei Euch in den besten Händen.«
»Und welche Mission soll das sein?«
»Ihr müsst Jacopo de’ Pazzi überzeugen und ihn für unseren Plan gewinnen«, erklärte Riario. »Er hasst die Medici wie kein Zweiter, aber es bedarf bei ihm noch einer letzten Ermutigung, dass auch er voll und ganz hinter unserer Sache steht. Dann kann nichts mehr schiefgehen.«
Der Hauptmann dachte darüber nach. »So weit, so gut«, sagte er bedächtig. »Aber was wird der Heilige Vater zu Eurem Plan sagen?«
»Seine Heiligkeit hasst den Medici aus tiefster Seele, womit ich Euch gewiss nichts Neues verrate«, antwortete Salviati. »Er wünscht mehr als irgendjemand sonst, dass dessen Herrschaft über Florenz endet und dass dessen unverzeihliche Unbotmäßigkeit gegenüber dem Heiligen Stuhl streng geahndet wird.«
»Wahrhaftig!«, bekräftigte Riario.
»Habt Ihr mit dem Heiligen Vater so offen darüber gesprochen, wie Ihr es jetzt mit mir tut?«, wollte Montesecco wissen und sah dabei den Mann an, dem er seinen Aufstieg verdankte und von dem er
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