Der Pate von Florenz
bist du also einverstanden?«
Giuliano grinste. »Kann man dir irgendetwas abschlagen, wenn du einen so raffiniert um den Finger wickelst, großer Bruder?«, fragte er scherzhaft zurück.
Lorenzo drückte ihn an sich. »Du weißt gar nicht, was für eine große Freude du mir damit machst! Denn solltest …«, er hielt kurz inne, »… solltest du einen günstigen Eindruck gewinnen, dann wäre das für uns ein gelungener politischer Schachzug, weil wir dort unten, in diesem strategisch wichtigen Unruheherd, einen festen Verbündeten gegen die Machtbestrebungen von Neapel hätten. So, und jetzt nimm den Grauschimmel und reite mit ihm aus. Soll er beweisen, was in ihm steckt.«
Sandro Fontana war indessen schon auf dem Weg in die Stadt. In der Nähe der Piazza della Signoria traf er auf Lorenzos Freund und Vertrauten Gismondo della Stufa und sprach ihn sogleich auf die Befürchtungen des Mailänder Kanzlers an und auf seine eigene Besorgnis: »Vielleicht redet Ihr ihm bald einmal ins Gewissen, dass die Gefahren, die ihm drohen, nicht aus der Luft gegriffen sind. Auf Euch hört er vielleicht. Mir gefällt es nämlich ganz und gar nicht, dass er sich für unantastbar hält. Manchmal tut er geradezu so, als hätte er eine amtliche Bescheinigung für ein Leben, das bis ins Greisenalter währt …«
18
E s war schon spät in der Nacht, aber im vatikanischen Palast brannte in einigen Zimmern hinter dicht zugezogenen schweren Fenstervorhängen noch Licht. Doch nicht frommer Eifer war der Anlass, sondern der brennende Wunsch der Verschwörer, für ihr Komplott gegen das Haus Medici in dieser Nacht einen wichtigen Mann zu gewinnen.
»Wird er auch wirklich kommen?«, fragte Franceschino de’ Pazzi mit nervöser Anspannung. Ihr ganzer Plan hing davon ab, ob diese nächtliche Zusammenkunft ihnen auch das erhoffte Ergebnis brachte. Ohne militärische Rückendeckung ließ sich ihr Vorhaben nämlich nicht durchführen. Zwar würde der Condottiere Montefeltro sich gewiss auf ihre Seite schlagen und sicherlich auch König Ferrante von Neapel, sobald berechtigte Aussicht auf Erfolg bestand. Aber die Truppen des Condottiere ließen sich nicht so leicht gen Florenz in Marsch setzen, ohne dass frühzeitig Argwohn geweckt würde. Auch taugten sie nichts für den ersten Teil ihres Planes. Montefeltros Söldnerheer konnte erst zum Einsatz kommen, wenn das Blut der Medici schon geflossen war.
»Er wird, dessen könnt Ihr gewiss sein!«, versicherte Erzbischof Salviati. »Er ist ein treuer Gefolgsmann des Heiligen Vaters und unseres Freundes Girolamo und er verabscheut die Medici nicht weniger als Seine Heiligkeit und wir.«
»Und sie machen es einem leicht, dass man sie aus tiefster Seele hasst!«, stieß Franceschino voller Abscheu hervor. Sein schmales Gesicht war in den vergangenen Monaten noch hagerer geworden. »Sie sind Ausgeburten der Hölle! Sie verachten menschliche und göttliche Gesetze!«
Riario wusste sofort, was dem Pazzi gerade durch den Kopf ging. Es konnte nur das neue schändliche Erbgesetz sein, das Lorenzo mithilfe seiner Freunde in der Signoria durchgesetzt und das die Pazzi ein Vermögen gekostet hatte.
Auch er hatte allen Grund, auf den tatkräftigen Beistand des Mannes zu hoffen, den sie erwarteten. Ihn trieb die Sorge, dass er es schwer haben würde, nach dem Tod seines päpstlichen Onkels seine Herrschaft über Forlì und Imola zu behaupten. Er hatte erbitterte Rivalen an den Grenzen seiner kleinen Lehen, etwa den Herrn von Faenza, den der Herr gottlob gerade mit einer Krankheit geschlagen hatte. Zudem war es von Imola nach Florenz nur ein kurzer Weg.
»Sie werden dafür bezahlen, Franceschino. Nicht nur mit Leib und Leben, sondern auch mit allem, was sie besitzen«, versicherte Riario. »Ihr Vermögen wird eingezogen und ihr Name wird ausgelöscht sein, wenn wir mit ihnen fertig sind.«
»Das wird er!«, bekräftigte Franceschino mit wildem Blick. »Ich wünschte nur …«
Ein Klopfen unterbrach ihn und die drei Männer sahen erwartungsvoll zur Tür. Die Störung konnte nur bedeuten, dass Graf Gian Battista Montesecco eingetroffen war. Denn Riario hatte seiner Dienerschaft die strikte Anweisung erteilt, niemanden sonst einzulassen.
Endlich war er da!
Der Graf, der seit Jahren als Hauptmann der Apostolischen Palastwache und der Engelsburg in päpstlichen Diensten stand und der seinen Aufstieg in dieses einträgliche Amt Riarios Protektion verdankte, trat zu ihnen ins Zimmer.
Riario hielt sich nicht
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