Der Pate von Florenz
liegt, schreibt er, dass er dir den Grauschimmel schickt, auch ohne ausdrücklich von dir darum gebeten worden zu sein. Immerhin hättest du ihn ja zu dem gemacht, was er jetzt sei, nämlich Bischof von Arezzo mit einer schönen Pfründe. Alles, was er sein nennen könne, verdanke er nur dir.«
Ein weicher Zug schlich sich auf Lorenzos Gesicht. »Ich wünschte, ich könnte noch mehr für ihn tun. Er sollte möglichst bald Kardinal werden, findest du nicht auch?«
Giuliano sagte nichts dazu. Er erinnerte sich noch gut daran, dass sein Bruder vor Jahren sogar daran gedacht hatte, Gentile Becci zu adoptieren und dafür zu sorgen, dass er die Kardinalswürde erhielt. Auf diese Weise wollte Lorenzo den Einfluss des Hauses Medici in Rom stärken. Ein kluger Schachzug, aber leider nicht erfolgreich … Giuliano schüttelte den Kopf. Nicht einmal davor, ihm einen Adoptivbruder zu verschaffen, der sein Vater hätte sein können, war Lorenzo zurückgeschreckt!
»Nichts würde mich mehr ehren, als wenn ich das für ihn tun könnte«, sinnierte Lorenzo indessen. »Denn wenn der gute Gentile Becci auch alles, was er an Würden und Vermögen besitzt, mir zu verdanken hat, so verdanke ich ihm im Gegenzug das bisschen Tugend und Verstand, das mir zu eigen ist.« Er legte seinem Bruder mit einer versöhnlichen Geste die Hand auf den Arm und sagte fast bittend: »Warum nimmst du dich nicht erst einmal des Grauschimmels an? Ich werde so schnell nicht dazu kommen, ihn zu reiten und zu sehen, wie er auf den Zügel anspricht. Sei so gut und mach du das. Es wird dir bestimmt viel Freude bereiten und bei dir ist er in den allerbesten Händen.« Er sah Giuliano mit einem gewinnenden Lächeln an, mit dem er vergessen machen wollte, dass sie wieder einmal in Streit geraten waren.
Giuliano erwiderte das Lächeln mit einem schiefen Grinsen. »Du hast recht, einer muss sich dieses prächtigen Tieres ja erbarmen.«
Lorenzo drückte erleichtert seinen Arm und strahlte ihn an. Er hatte sich wieder einmal durchgesetzt.
Da es für Sandro Fontana nichts mehr mit Lorenzo zu bereden gab, verabschiedete er sich von den Medici und verließ die Säulenloggia, um sich um die Sache Umberto Martelli zu kümmern.
Auch Giuliano wollte gehen, doch Lorenzo hielt ihn zurück. »Warte! Ich habe noch etwas auf dem Herzen, lieber Bruder. Und zwar betrifft es die Dame unten am Tyrrhenischen Meer.«
»Lorenzo! Bitte, fang nicht schon wieder damit an!«, begehrte Giuliano auf.
»Lass mich doch erst einmal ausreden«, bat Lorenzo. »Sei versichert, dass ich nicht beabsichtige, dich zu irgendetwas zu drängen. Auf welche Frau letztendlich die Wahl fällt, sie soll deine ungeteilte Zustimmung haben.«
»Das will ich wohl meinen«, brummte Giuliano.
»Aber was ich dich inständig zu tun bitte, ist, dass du dir durch einen Besuch in Piombino einen Eindruck von dieser Dame verschaffst«, redete Lorenzo auf ihn ein. »Wir werden es nicht an die große Glocke hängen, sondern geheim halten. Wir werden so tun, als hättest du dich für einige Wochen nach Cafaggiolo zur Jagd und zu anderem Zeitvertreib begeben. Bevor man dahinterkommt, wo du wirklich gesteckt hast, bist du schon wieder zurück. Und natürlich reist du auch nicht zu Jacopo d’Appiano, um dir seine Tochter anzusehen. Das Thema wirst du gar nicht ansprechen und er wird es genauso wenig tun, weil er weiß, dass er damit meinen Stato als Oberhaupt der Familie Medici missachten und dich daher nie zum Schwiegersohn bekommen würde.«
»Und was soll dann der Grund meiner Mission sein?«
»Ich schicke dich zu ihm, weil ich angeblich wegen seiner reichen Eisenminen mit ihm ins Geschäft kommen möchte und weil du die ersten Verhandlungen darüber führen sollst«, eröffnete Lorenzo ihm. »Und du weißt ja, wie zäh und langwierig solche Verhandlungen sein können, zumal wenn im Hintergrund ein einflussreiches Parentado winkt. Er wird dich erst einmal großartig bewirten, Bankette und Spiele zu deinen Ehren veranstalten und dich auf jegliche Art und Weise gut unterhalten, bevor er sich mit dir auf profane Geschäftsverhandlungen einlässt. Und in dieser Zeit hast du ausreichend Gelegenheit, Semiramide zu begegnen und zu entscheiden, ob sie dir gefallen würde oder nicht.«
Giuliano nickte. Endlich von seinem Bruder auf eine Mission geschickt zu werden, das gefiel ihm, auch wenn sie nur als Vorwand dienen sollte. »Du hast recht. Es kann nicht schaden, wenn ich mich da unten mal ein bisschen umsehe.«
»Dann
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