Der Pate von Florenz
wusste, dass er dem Papst so nahe stand wie niemand sonst. »Ihr wisst, dass meine Treue zuallererst dem Heiligen Vater gilt und dass ich mich an nichts beteiligen werde, über dem nicht sein Segen liegt!«
Riario schenkte ihm ein Lächeln. »Wir haben auch nichts anderes erwartet von einem Ehrenmann wie Euch, werter Hauptmann. Ich schlage vor, wir gehen zu ihm, damit Ihr es aus seinem eigenen Mund vernehmt.«
Montesecco war überrascht. »Seine Heiligkeit weiß, dass Ihr mich zu gewinnen sucht und dass ich hier bei Euch weile?«, fragte er ungläubig.
»In der Tat, der Heilige Vater ist über all unsere Schritte bestens unterrichtet«, versicherte Salviati. Er hatte keine Gewissensbisse, dass er damit übertrieb. Sixtus war sehr wohl in ihre Pläne eingeweiht, aber nur in groben Zügen.
»Also kommt und lasst uns zu ihm gehen!«, forderte Riario ihn auf. »Wir wollen Seine Heiligkeit doch nicht die halbe Nacht warten lassen.«
Ein livrierter Diener des Papstes erwartete sie am Zugang zu den Privaträumen seines Herrn. Der Heilige Vater empfing die vier Männer umgehend in seinem Schlafgemach. Sie knieten vor ihm und küssten den Ring des Fischers.
Sixtus ließ in ihrer Unterredung, so kurz sie auch war, keinen Zweifel daran, dass er den Sturz der Medici von ganzem Herzen befürworte und dass er auch nichts daran auszusetzen habe, wenn dabei militärische Gewalt zum Einsatz kommen müsse. Als Herrscher über den Kirchenstaat, den er auszudehnen trachtete, waren ihm blutige Kriegszüge im Namen des Heiligen Stuhls nicht fremd.
Doch als Montesecco und auch der Erzbischof darauf verwiesen, dass sich ein solcher Staatsstreich ohne den Tod der Medici-Brüder kaum bewerkstelligen lasse, sagte Sixtus: »Es ist nicht Unser Wille, dass dabei ein Mensch stirbt, aus welchem Grund auch immer. Unseres Amtes ist es nicht, einer unheiligen Tat den Segen zu erteilen und dem Tod eines Menschen zuzustimmen. Aber ein Machtwechsel in Florenz findet Unsere volle Unterstützung. Also geht die Sache in Gottes Namen endlich an!«
»Wir werden tun, was in unserer Macht steht, Eure Heiligkeit!«, versprach Riario. »Aber sollte es dabei doch zu Opfern kommen …«
Sofort fiel der Papst ihm ins Wort. »Schweigt! Ihr seid ein Halunke, Graf! Es ist Unser Wille, dass es zu einem Machtwechsel kommt und dass Lorenzo de’ Medici zurechtgestutzt wird, denn er ist ein niederträchtiger und gottloser Schurke, der sich unziemlich gegen Uns benommen hat! Sobald er gestürzt ist, werden Wir in Florenz herrschen! Das ist Gottes Wille!«
»Wie wahr, Eure Heiligkeit!«, pflichtete Salviati ihm bei. »Dann wird Euer Wort in halb Italien Gesetz sein und jeder wird Euch zu Willen sein, um sich Eurer Freundschaft zu versichern!«
Sixtus nickte huldvoll. »So geht denn und tut, was Ihr in dieser Sache für das Beste haltet! Ihr wisst, was Wir wünschen und was Wir nicht wünschen.«
Zurück in den Räumen des Erzbischofs, kam Montesecco sofort auf den ausdrücklichen Wunsch des Papstes zu sprechen, dass es beim Umsturz keine Toten geben solle.
»Aber ich bitte Euch!«, erwiderte Riario erheitert. »Was hätte er denn als Stellvertreter Christi auf Erden auch sagen sollen? Natürlich wünscht er sich, dass es nicht notwendig sein wird, Lorenzo und seinen Bruder zu töten. Aber Seine Heiligkeit weiß ganz genau, dass sich derartige Wünsche bei einem gewaltsamen Umsturz nur selten, wenn nicht gar nie erfüllen lassen!«
Franceschino de’ Pazzi nickte nachdrücklich. »Wenn er seine Truppen losschickt, um irgendwo einen Aufstand niederzuschlagen oder sonst einen Kriegszug zu führen, ist er wohl kaum so töricht zu glauben, dass dabei keine Menschen zu Tode kommen. Es ist, wie Ihr gerade richtig gesagt habt: Seine Heiligkeit weiß, dass es ohne den Tod der beiden Medici nicht gehen wird, aber sein Amt verbietet es ihm, uns seinen Segen dazu zu geben. Aber er nimmt es in Kauf und ich weiß, im Grunde seines Herzens erwartet er nichts anderes.«
Montesecco sann kurz darüber nach. Dann war sein Entschluss gefasst. »Ihr habt recht. Es kann nur so sein. Wäre Seiner Heiligkeit wirklich daran gelegen, dass die Medici keinen Schaden nehmen, hätte er Euren Plänen niemals seine Zustimmung erteilt und seine Unterstützung gewährt.«
»Heißt das, dass wir auf Euch zählen können?«, fragte Salviati freudig erregt.
»Das könnt Ihr, voll und ganz!«
Riario, Salviati und Franceschino de’ Pazzi wechselten einen erleichterten Blick. Es war
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