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Der Pathologe weiß alles, ... aber zu spät.

Der Pathologe weiß alles, ... aber zu spät.

Titel: Der Pathologe weiß alles, ... aber zu spät. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. med. Hans Bankl
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aber auch der Willkür folgend. Einige Beispiele sollen die vielfältigen Hintergründe aufzeigen.
    Das Symptom als Namengeber
„Apoplexie“ ist griechisch und bedeutet Schlaganfall, Gehirnschlag. Das Wort bezeichnet die plötzliche Betäubung wie durch einen Schlag auf den Kopf oder ein Wegschlagen der Besinnung. „Leukämie“ stammt von den griechischen Worten „leukos“ und „haima“, Weißblütigkeit. Durch die tumorartige Vermehrung der weißen Blutkörperchen ändert sich die Farbe des Blutes.
„EPH-Gestose“ setzt sich zusammen aus den Anfangsbuchstaben der englischen Worte „edema + proteinuria + hypertension“ (Wasseransammlungen, Ausscheidung von Eiweiß im Urin, Bluthochdruck) während der Schwangerschaft, d. h. „gestation“. Diese Krankheit wurde vor dem Überhandnehmen der angloamerikanischen Nomenklatur als „Eklampsie“ bezeichnet, das ist wiederum griechisch und bedeutet Krämpfe.
    Der Entdecker als Namengeber
„Alzheimer-Krankheit“: schleichend fortschreitende Verblödung, von Alois Alzheimer im Jahre 1906 als atypische Form der Altersdemenz abgegrenzt.
„Piringer-Kuchinka-Syndrom“: Lymphknotenschwellung am Hals, verursacht durch die meist von Katzen übertragene Infektionskrankheit Toxoplasmose. Alexandra Piringer-Kuchinka gehört zu den verschwindend wenigen österreichischen Ärzten der Gegenwart, nach denen eine Krankheit benannt ist.
    Der Erkrankte als Namengeber
„Hartnup-Syndrom“: eine angeborene Stoffwechselstörung im Aminosäuresystem. Die Erstbeschreibung erfolgte 1956, die Benennung nach der ersten untersuchten Familie.
„Münchhausen-Syndrom“: nach dem Erzähler unwahrscheinlicher Abenteuer, Karl Friedrich Freiherr von Münchhausen (1720-1797), benannte psychoneurotische Krankheit, bei der an sich gesunde Personen auf dramatische Weise verschiedene Krankheiten vorspiegeln.
„Kuru-Krankheit“: bisher nur in Neuguinea aufgetretene Degenerationserkrankung des Gehirns. Es bestehen Beziehungen zur Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung des Menschen sowie zu der in der letzten Zeit zu trauriger Berühmtheit gelangten Bovinen Spongiformen Enzephalopathie (BSE) der Rinder. Die Krankheit wird von den Eingeborenen Neuguineas „Kuru“ genannt, was „der Zitternde“ bedeutet.
    Der Irrtum als Namengeber
„Rheumatismus“: Der Name „Rheuma“ ist griechisch und bedeutet fließen, ziehen. Diese Eigenschaften wurden auf verschiedene schmerzhafte Zustände übertragen. Eine definierte Krankheit namens Rheumatismus gibt es aber nicht! Hinter diesem Begriff versteckt sich eine Vielzahl gänzlich unterschiedlicher Veränderungen.
„Legionärskrankheit“: 1976 kam es nach einem Treffen amerikanischer Kriegsveteranen in einem Hotel in Philadelphia zu einer Epidemie mit 180 Erkrankten und 29 Todesfällen. Die Krankheit wie auch der Erreger (Legionella pneumophila) haben mit ehemaligen Kriegsteilnehmern nichts zu tun. Die Infektionen treten vor allem in Hotels, Krankenhäusern und Gebäuden mit keimverseuchten Wasserleitungen auf; die Krankheit betrifft nur abwehrschwache Menschen.
„Cholera“: Die Herleitung des Namens von „Galle-Durchfall“, d. h. „chole“, griechisch Galle, ist falsch. Richtig ist „cholera“ abzuleiten vom griechischen Wort für Dachrinne, welche das Wasser kullernd abführt.
    Die Geographie als Namengeber
„Tularämie“ ist der Name der Hasenpest. Nach dem kalifornischen Ort Tulare benannt, wird diese Infektion häufig von Nagetieren auf den Menschen übertragen.
„Lyme-Erkrankung“: Diese von Zecken übertragene Infektionskrankheit ist benannt nach der Ortschaft Lyme in Connecticut, USA. „Ebola-Erkrankung“: Die Virusinfektion ist vor allem im südlichen Sudan und im Nordkongo beheimatet. Sie wurde 1976 erstmals entdeckt und nach dem zentralafrikanischen Fluß Ebola benannt.
    Wie viele Krankheiten derzeit namentlich definiert sind, ist kaum mehr abschätzbar. Als wahrscheinlich gilt eine Zahl von über 50.000. Das ist sehr viel und von einem Arzt allein nicht mehr zu überblicken.
    „ Überhaupt hat der Fortschritt das an sich,
daß er viel größer ausschaut, als er ist.“
Johann Nepomuk Nestroy

LATEIN ODER NICHT LATEIN, DAS IST KEINE FRAGE
    In einer Mediendiskussion über die Zweckmäßigkeit und Notwendigkeit der Kenntnis der lateinischen Sprache als Vorbereitung für ein Universitätsstudium kamen auch Mediziner zu Wort. Professor Franz Seitelberger, emeritierter Vorstand des Institutes für Neurologie und Rektor der Wiener

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