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Der Pathologe weiß alles, ... aber zu spät.

Der Pathologe weiß alles, ... aber zu spät.

Titel: Der Pathologe weiß alles, ... aber zu spät. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. med. Hans Bankl
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Brunner unmittelbar daran, den Ursachen auf die Spur zu kommen. Er entfernte Hunden operativ die Bauchspeicheldrüse und bemerkte, daß die Tiere starken Durst bekamen, sehr viel fraßen und viel Harn ließen. Er brachte diese Beobachtung aber nicht mit den bei Diabetikern genau gleichen Symptomen in Zusammenhang. Dafür bekam er Schwierigkeiten, da er keine Versuchstiere, sondern einfach die Hunde anderer Leute operiert hatte. In seinem Versuchsprotokoll steht: „Am 11. Oktober entlief der Hund mir gesund und kehrte zu seinem Herrn zurück. Der staunte über die schreckliche Wunde und bedachte mich mit den schlimmsten Verwünschungen. Als ich durch einen Dritten den Hund von ihm zurückverlangte, antwortete er, wenn er ihn getötet haben wolle, werde er ihn dem Schinder, nicht aber dem Arzt geben. Dennoch suchte ich mit allen Mitteln in den Besitz des Hundes zu gelangen. Ich lockte ihn mit einer Hündin an, zu der er in Liebe entbrannt war, und entführte ihn heimlich mit mir in mein Haus . . .“ Sehr ehrlich ist es also schon damals nicht bei Tierversuchen zugegangen. Erst genau 200 Jahre später, 1889, erkannte der deutsche Internist Oskar Minkowski den Zusammenhang zwischen Bauchspeicheldrüse und Diabetes.
Auch die bedeutendste Entdeckung im Rahmen der Erforschung der Zuckerkrankheit endete mit einem Eklat.
1921 gelang es Frederick Banting und dem damals 22jährigen Studenten Charles Best, im Laboratorium des Professors MacLeod in Toronto das Hormon Insulin aus Bauchspeicheldrüsengewebe von Versuchstieren zu gewinnen. Damit war das entscheidende Heilmittel zur Verfügung, der bislang unheilbare Diabetes konnte behandelt werden. 1923 erhielten Banting und MacLeod den Nobelpreis für Medizin - zu Recht; Charles Best aber wurde als zu jung befunden und ging leer aus - zu Unrecht.
Das Prüfen des süßen Geschmackes von Diabetikerharn wurde noch uns Studenten in den sechziger Jahren in der Vorlesung eindrucksvoll demonstriert. Der Professor ließ sich ein mit Harn gefülltes Glas reichen, steckte einen Finger hinein, zog die Hand wieder zurück und kostete am Finger. Es ging alles ziemlich schnell, und wir waren fassungslos. Erst später wurden wir von älteren Kollegen aufgeklärt, was geschehen war. Der Professor hatte den Zeigefinger in das Uringlas gesteckt, aber seinen Mittelfinger abgeschleckt. Niemand im Zuhörerkreis hat das bemerkt.

BERÜHMTE HYPERTONIKER AUS POLITIK UND KUNST
    Die Bluthochdruckkrankheit führt direkt zu einer schweren Arteriosklerose, welche grundsätzlich alle Organe befällt, häufig sich aber im Gehirn bemerkbar macht. Solche Patienten erleiden einen allgemeinen Leistungsabfall mit Konzentrationsschwäche und Gedächtnisstörungen. Auffallend sind auch objektive Wesensveränderungen, besonders zunehmende Schwierigkeiten im Umgang mit anderen Personen sowie Intelligenzverlust.
Drei Staatsmänner mit Bluthochdruck - Roosevelt, Churchill und Stalin - berieten 1943 in Teheran und 1945 in Jalta über die Neuaufteilung der Welt nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie unterschrieben schließlich ein Abkommen für den Frieden. Was folgte, war der kalte Krieg.
Die Hochdruckkrankheit hatte die drei Männer unterschiedlich betroffen. Sie waren keine gleichwertigen Verhandlungspartner. Franklin Delano Roosevelt (1882-1945), der amerikanische Präsident, war in Jalta bereits vom Tode gezeichnet. Er hatte weder die physische Kraft noch die intellektuelle Gewandtheit, um bei den Verhandlungen ein ebenbürtiger Partner zu sein. Er war sicher von den drei Anwesenden der am stärksten Mitgenommene, nicht nur durch seine Lähmung nach Poliomyelitis, sondern durch die Folgen eines langjährigen Bluthochdrucks: abgemagert, zitternd, geistig erschöpft, ein Arteriosklerotiker und Hypertoniker, kaum fähig, leserlich zu schreiben. Im Februar 1945 war Roosevelt in Jalta der Verlierer, zwei Monate später war er tot. Er starb an einer Hirnblutung am 12. April 1945, 63 Jahre alt.
    Winston Churchill (1874-1965), der britische Premierminister, war ein manisch-depressiver Charakter, der allerdings in seinen extrovertierten, euphorischen Phasen ein großer Stratege und Politiker war. Sein hoher Blutdruck äußerte sich in Herzanfällen und Durchblutungsstörungen des Gehirns. In Jalta war er jedenfalls der einzige ebenbürtige Gegenspieler von Stalin. Erst zehn Jahre später, im Alter von 80 Jahren, legte er 1955 das Amt des Regierungschefs zurück. Nach mehreren Gehirnschlägen verdämmerte dieser große Geist in einem

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