Der Pathologe weiß alles, ... aber zu spät.
sechs Jahre dauernden Verlöschen. Am 24. Januar 1965 ist er gestorben, er wurde 91 Jahre alt.
Josef Stalin (1879-1953) war in Jalta noch der Gesündeste der drei Männer, hatte aber auch schon unter den Folgen der Hypertonie zu leiden. Dies wurde bereits in Potsdam, im Juli 1945, deutlich, als ihm ein gesunder Präsident Truman, der Nachfolger Roosevelts, gegenübersaß. Stalin wurde in seinen letzten Lebensjahren immer gereizter, mißtrauischer und autoritärer, er wurde zum Tyrannen; solche psychischen Veränderungen sind typisch für die Bluthochdruckkrankheit. Stalin starb am 5. März 1953, 74 Jahre alt, nach einer massiven Hirnblutung.
Das typische Schicksal eines Hypertonikers erlitt auch Gustav Klimt (1862-1918). Athletisch, sinnlich und kraftstrotzend, jedoch gleichzeitig von verletzbarer Seele und cholerischem Temperament. Er war erfolgreich in der Kunst und bewundert in der Gesellschaft. Von seinem Vater, der 58jährig starb, hatte Klimt die Disposition zur Hypertonie geerbt. Er selbst war zeitlebens nie länger krank, erlitt am 11. Januar 1918 einen Schlaganfall und war danach rechtsseitig gelähmt; er starb mit 56 Jahren am 6. Februar 1918. Der tote Klimt wurde im Keller der Prosektur des Wiener Allgemeinen Krankenhauses von Egon Schiele porträtiert.
Obwohl die ärztliche Blutdruckmessung erst in diesem Jahrhundert obligat wurde, können wir durch die charakteristischen Symptome auch Joseph Haydn (1732-1809) unter die Hypertoniker einreihen. Er war bis zum Jahre 1799 kaum jemals ernsthaft krank. Während der Komposition des Oratoriums „Die Jahreszeiten“ begannen sich die Anzeichen einer Hirnarteriensklerose sowie einer Herzinsuffizienz bemerkbar zu machen. Haydns Kräfte nahmen rasch ab, das Gedächtnis ließ nach, die schöpferische Kraft verschwand. Kopfschmerzen, Konzentrationsschwäche und die von allen Besuchern der letzten Jahre bezeugte Weinerlichkeit sind Symptome, die mit ausreichender Genauigkeit auf eine Hypertonie deuten. Haydn starb am 31. Mai 1809 an Herzversagen bei schwerer Arteriosklerose, er wurde 77 Jahre alt.
Medizingeschichtlich betrachtet, fällt die Häufung von Bluthochdruck mit zum Teil deletären Folgen bei Politikern auf, man denke an Chruschtschow, Breschnew, Lenin und F. J. Strauss.
Typisch ist, daß subjektiv empfundene Krankheitssymptome lange Zeit nicht störend auffallen. Dann wird es allerdings um so schlimmer, und die Betroffenen sind schwer krank. Zu Recht wird die Hypertonie-Krankheit als „silent killer“ bezeichnet.
VON DER MERKWÜRDIGEN SPRACHE DER MEDIZIN
In fünf Zeitepochen waren jeweils unterschiedliche Sprachen in der Medizin dominierend. Dies war die Folge kultureller Schwerpunkte, aber auch der Notwendigkeit, international verständlich zu sein. Im klassischen Altertum war die Sprache der Medizin Griechisch. Dies dauerte bis zum Ende des Römischen Reiches, da die bedeutendsten Ärzte meist hellenistischer Herkunft waren. Im Mittelalter verschob sich das Zentrum der Medizin in die islamische Welt, wo das Arabische herrschte. Im byzantinischen Osten blieb das Griechische, in Westeuropa wurde Latein zur Sprache der Medizin.
In der Renaissance erwies sich Latein als wichtigste Sprache aller Wissenschaften. Die griechischen und arabischen Werke wurden übersetzt.
Im Gefolge der Französischen Revolution und des erwachenden Nationalgefühls wurden die Landessprachen auch für die Medizin entdeckt. Vor allem Französisch, Deutsch und Englisch gelangten zu hoher Bedeutung. Das brachte mit sich, daß die medizinische Umgangssprache und vor allem die Fachausdrücke ein Konvolut aus unterschiedlichen Sprachwurzeln darstellen. Erst in den letzten Jahrzehnten hat sich in der medizinischen Wissenschaft wieder eine einzige Sprache durchgesetzt - das Angloamerikanische. Es ist Kongreßsprache, Publikationssprache, Terminologie und vor allem die Grundlage der leider allzu beliebten Abkürzungen; schließlich ist es die Sprache der Computer.
Manchmal wird die Ausdrucksweise fast grotesk:
ALCAPA, „anomalous left coronary artery from pulmonary artery“, bezeichnet den Ursprung der linken Herzkranzarterie aus der Lungenschlagader.
ZEEP, „zero endexspiratory pressure“, bedeutet einen Nullbeatmungsdruck in der Endphase der Ausatmung.
Den jungen Spezialisten gefällt es, die Alten schlagen heimlich im Abkürzungslexikon nach.
WER TAUFT DIE KRANKHEITEN?
Die Namengebung einer Krankheit erfolgt nach unterschiedlichen Aspekten, d. h. der Tradition, der Konvention,
Weitere Kostenlose Bücher