Der Pathologe weiß alles, ... aber zu spät.
nicht glauben - von einem der beliebtesten Urlaubsziele, den Kanarischen Inseln.
Allerdings entwickelte sich die Kunstfertigkeit, Leichen zu erhalten, bei den Ägyptern zu besonderer Blüte. Abgesehen von den Schilderungen bei Herodot und Diodor gibt es zwei Papyri mit ziemlich detaillierten technischen Anweisungen zur Balsamierung. Die Einbalsamierer waren eine Zunft von ausgesprochenen Spezialisten mit eigenen Werkstätten, der Beruf wurde in der Regel in der Familie von Generation zu Generation vererbt. Was die Technik betrifft, so liefen eine Vielzahl von methodischen Schritten nacheinander ab - eine Balsamierung dauerte immerhin zwischen 40 und 70 Tage.
1. Reinigung des Leichnams mit Natronlösung, d. h. Desinfektion.
2. Instrumentelle Entfernung des Gehirns durch die Nase.
3. Herausnehmen der Eingeweide durch einen Schnitt im Unterbauch. Das Herz als Sitz der Persönlichkeit wurde belassen.
4. Die Eingeweide wurden gesondert behandelt und in eigenen Gefäßen, den Kanopen, aufbewahrt.
5. Austrocknen des Körpers. Die Mittel dazu waren schlicht die Ablagerungen der ägyptischen Salzseen. „Natron“ ist ein ägyptisches Wort für Soda. Es handelt sich also um ein „Einsalzen“!
6. Mit Mischungen aus flüssigem Harz, Ölen, Salben, Kräutern und manchmal eben auch Bitumen wurden die Körperhöhlen ausgegossen.
7. Bandagieren zu einem hermetisch abgedichteten Paket.
Je nach Preisklasse wurden weitere Substanzen verwendet, die man z. T. noch heute in der Kosmetikindustrie und damit in der Werbung wiederfindet: Kopaiva, Myrrhe, Weihrauch, Zedernöl, Kümmelöl, Harze, Wachs, Honig, Henna und Safran.
Heute dient als Konservierungsflüssigkeit, die in das Gefäßsystem injiziert wird, entweder Formaldehyd oder Karbolsäure, wobei zu erwarten ist, daß auch bei schlechten Bestattungsbedingungen (ein undichter und feuchter Sarg) die Körper zumindest mehrere Jahre erhalten bleiben.
DIE KAPUZINERGRUFT
Wenn man aber in Wien an Leichenkonservierungen denkt, so darf man an der Kapuzinergruft, der Begräbnisstätte der Habsburger seit 1633, nicht vorübergehen. Bei fast allen Angehörigen des ehemaligen Kaiserhauses wurde nach althergebrachtem Brauch eine Sektion zwecks Balsamierung vorgenommen, d. h., es ist nur der Leib ohne die inneren Organe in der Gruft bestattet. Nach der Öffnung der Toten entnahm man die Herzen und konservierte sie gesondert in Silberbechern, in denen sie im sogenannten „Herzgrüftl“ in der Augustinerkirche aufbewahrt wurden. Die Urnen mit den Eingeweiden kamen in die Katakomben von Sankt Stephan und erhielten einen Platz in der alten Herzogsgruft.
Bei der Konservierung des Leichnams von Kaiser Franz Joseph I. (1830-1916) ist anscheinend eine Panne passiert. Folgendes Protokoll wurde von den beteiligten Ärzten verfaßt:
An das hohe Obersthofmeisteramt seiner Majestät in Wien Protokoll
aufgenommen am 23. November 1916 über die Conservierung der Leiche seiner Majestät des Kaisers Franz Joseph I. vom
Gefertigten in Gegenwart der zwei mitunterschriebenen behandelnden Ärzte. Die beiden grossen Halsschlagadern werden freigelegt, in dieselben werden Kanülen eingebunden und sodann mit Formalin in concentriertem Zustand in den Kopf einerseits, in den Rumpf andererseits eingespritzt in der Menge von 5 Litern. Schließlich werden die gesetzten Halswunden vernäht.
Prof. Dr. Alexander Kolisko Leibarzt Dr. R. v. Kerzl Prof. Dr. Norbert Ortner
Dies ist der in der Wiener Medizinischen Schule bis heute traditionelle Wortlaut eines Konservierungsprotokolls. Bei einer auf diese Weise sachgemäß durchgeführten Konservierung ist mit einem guten Erhaltungszustand des Körpers zu rechnen. Egon Caesar Conte Corti, Biograph des Hauses Habsburg mit ausgezeichneten Informationsquellen, schreibt über die Aufbahrung:
„ Während dieser Zeit veränderte sich das Antlitz des Toten und die seinen Untertanen so vertrauten Züge werden kaum noch erkennbar. Die Ärzte haben bei der noch nicht oft geübten neuen Balsamierungsart einen Kunstfehler begangen.“
Es ist denkbar, daß infolge hochgradig arteriosklerotisch eingeengter Blutgefäße zuwenig Konservierungsflüssigkeit in die kleinen Hautgefäße gelangte und daher die natürlichen post-mortalen Veränderungen frühzeitig auftraten. Bei einem zur öffentlichen Aufbahrung bestimmten Leichnam darf das natürlich nicht geschehen.
DER KONSERVIERTE LENIN
Die weitaus komplizierteste Leichenkonservierung war jene von Lenin (1870-1924) - allerdings hat der
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