Der Pathologe weiß alles, ... aber zu spät.
den Transportsarg gibt die Frau plötzlich Lebenszeichen von sich. Bei der sofortigen Einlieferung in die Intensivstation eines Krankenhauses wird eine Unterkühlung und Schlafmitteleinnahme festgestellt. Die Frau lebt noch.
21. Februar, 9 Uhr 15:
Tod der Patientin, die das Bewußtsein nicht mehr erlangt hat.
Es ist passiert, was nicht passieren dürfte!
Eindeutige Fehler des Totenbeschauarztes, aber auch der Notärztin führten zur ungerechtfertigten Annahme eines bereits eingetretenen Todes.
WAS IST SCHEINTOD?
Als Scheintod bezeichnet man den Zustand eines Organismus, in welchem die Lebensfunktionen auf ein solches Minimum herabgesetzt sind, daß der Eindruck der Leblosigkeit entsteht. Man spricht von Vita minima, was bedeutet, daß der Mensch lebt.
Die wichtigsten Ursachen für einen solchen Zustand werden oft nach Merkvokalen zusammengefaßt:
A - Alkoholvergiftung
Anoxie, d. h. Sauerstoffmangel
Anämie, d. h. Blutverlust
Azetongeruch, d. h. Koma bei Zuckerkrankheit
E - Elektrizität, d. h. Stromunfall einschließlich Blitzschlag
Epilepsie
I - Injury, d. h. Schädel-Hirn-Trauma
O - Opiate, d. h. Schlaf- und Suchtmittel
U - Unterkühlung
Urämie, d. h. Nierenversagen mit Harnvergiftung
Vor allem eine Unterkühlung in Kombination mit Alkohol und zentralnervös-dämpfenden Pharmaka kann einen scheintodartigen Zustand hervorrufen. Das Auftreten von Totenflecken und Totenstarre hingegen ist ein sicherer Beweis für den eingetretenen Tod! Viele Prominente hatten Angst vor dem Scheintod.
Hans Christian Andersen (1805-1875) legte jeden Abend einen Zettel mit den Worten „Achtung, ich bin nur scheintot!“ neben sein Bett.
Giacomo Meyerbeer (1791-1864) trug ständig eine letztwillige Verfügung bei sich, deren Finder l.000 Taler Belohnung erhalten solle und worin er eine längere Frist vor der Bestattung erbat. Arthur Schopenhauer (1788-1860) hatte testamentarisch festgesetzt, daß man ihn noch sechs Tage nach seinem Ableben unangetastet in seinem Bett liegen lassen solle.
Arthur Schnitzler (1862-1931) verfügte, daß an seinem Leichnam ein „Herzstich“ durchgeführt wurde.
Johann Nestroy (1801-1862) schrieb in seinem Testament: „Das einzige, was ich beym Tode fürchte, liegt in der Idee der Möglichkeit des Lebendigbegrabenwerdens. Unsere Gepflogenheiten gewähren in dieser höchstwichtigen Sache eine nur sehr mangelhafte Sicherheit. Die Todtenbeschau heißt so viel wie gar nichts, und die medizinische Wissenschaft ist leider noch in einem Stadium, daß die Doctoren - selbst wenn sie einem umgebracht haben - nicht einmal gewiß wissen, ob er todt ist. Das in die Erde verscharrt werden ist an und für sich ein widerlicher Gedanke, der durch das obligate Sargzunageln noch widerlicher wird. Mit einem Stoßseufzer denke ich hier unwillkürlich, wie schön war das Verbranntwerden - als Leiche nehmlich - wo die Substanzen in die freyen Lüfte verdampfen, und die Asche in einer schönen Urne bey zurückgelassenen Angehörigen in einem netten Kabinetchen stehen bleiben konnte. So that man vor Zweitausendjahren, aber freylich, bis die Menschen wieder so gescheidt werden . . .“
Bei soviel Angst vor dem Scheintod lag die Konstruktion von Apparaturen gegen das Lebendigbegrabenwerden nahe. Besondere Berühmtheit erlangte der „Rettungswecker“: eine um die Hand der im Sarg aufgebahrten Person gewickelte Schnur löste bei der geringsten Bewegung ein Läutwerk beim Friedhofswärter aus. Da diese Maschine in Wien lediglich am Währinger Friedhof vorhanden war, wollten sich Tausende Wiener nur noch dort begraben lassen.
Zu bedenken ist jedenfalls:
1. Tot ist nur der, bei dem Totenstarre und Totenflecke eindeutig nachzuweisen sind.
2. Die Chance, mit dem Fall eines sogenannten „Scheintoten“ zusammenzutreffen, ist wie beim Lotto - die Unwahrscheinlichkeit geht in die Millionen. Aber alles ist möglich.
BERICHTE ÜBER SCHEINTOTE
Franko is Gayot de Pitaval berichtete in seinen „Causes célèbres et intéressantes“ ( 1734):
Ein junger Mann von Adel wurde gezwungen, in einen geistlichen Orden einzutreten. Als er sein Gelübde abgelegt, die Weihe aber noch nicht empfangen hatte, mußte er eine Reise antreten. In einem der Gasthöfe, in dem er abstieg, fand er Wirt und Wirtin in größter Betrübnis, weil ihre einzige Tochter gestorben war. Sie sollte am kommenden Tag beerdigt werden, und man bat den angehenden Mönch, nachts zu wachen und Gebete zu sprechen. Als er an der Bahre des Mädchens stand, wollte er sich
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