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Der Patient

Titel: Der Patient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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sagte er.
    »Null Problemo. Ich nehm’s auf«, sagte dieser Mitarbeiter. Es amüsierte Ricky, dass sie in der Kleinanzeigenaufnahme der
Voice
so viel unkomplizierter waren als die Kollegen bei der
Times
, was, räumte er ein, bei genauer Betrachtung eigentlich nicht anders zu erwarten war. »Wie soll die Spitzmarke lauten?«
    »Spitzmarke?«, fragte Ricky nach.
    »Ähm«, sagte der Mann. »Sie machen das offenbar zum ersten Mal. Ich meine, die Abkürzungen, wie WM für Weiß, Männlich, SM für Sado-Maso …«
    »Ach so, verstehe«, sagte Ricky und überlegte einen Moment.
    »Schreiben Sie: WM, ca. 50, sucht den Richtigen für besondere Spielchen …«
    Der Angestellte las Ricky die Überschrift vor. »Hab ich«, sagte er. »Kommt noch was?«
    »Ja, allerdings«, sagte Ricky. Er las dem Mann die Verse vor und ließ sie den Mann zweimal nachsprechen, um sicherzugehen, dass er es richtig mitgeschrieben hatte. Am Ende schwieg der Angestellte einen Moment.
    »Also«, sagte er schließlich, »das is mal was anderes, ganz was anderes, das lockt sie vermutlich alle hinter dem Ofen hervor. Die Neugierigen zumindest. Und vielleicht auch ein paar von den Irren. Also, wollen Sie für Antworten unter Chiffre bezahlen?Wir geben Ihnen eine Chiffre-Nummer, und Sie können die Antworten telefonisch abrufen. Funktioniert so, dass außer Ihnen niemand an die Antworten kommt, wenn Sie für die Chiffre bezahlen.«
    »Ja, bitte«, sagte Ricky. Er hörte, wie der Angestellte etwas in die Tastatur eingab.
    »Gut«, sagte er. »Sie sind Chiffre Nummer 1313. Hoffe, Sie sind nicht abergläubisch.«
    »Nicht im Geringsten«, antwortete Ricky. Er schrieb sich die Zugangsnummer auf eine Serviette und legte auf.
    Einen Moment lang kämpfte er mit sich, ob er die Nummer wählen sollte, die Virgil ihm gegeben hatte.
     
    In
Die Kunst des Krieges
lässt sich Sun Tsu darüber aus, wie wichtig es ist, sein Schlachtfeld selbst zu wählen, weil dies erlaubt, eine für den Feind schwer überschaubare Position einzunehmen oder sich durch ein erhöhtes Gelände einen Vorteil zu verschaffen; oder auch die eigene Stärke zu verbergen; topografische Kenntnis zu nutzen. Ricky ging davon aus, dass diese Lektionen auch für ihn von Bedeutung waren. Das Gedicht in der
Village Voice
war wie ein Schuss vor den Bug seines Gegners, eine Eröffnungssalve, um seine Aufmerksamkeit zu erringen.
    Ricky erkannte, dass es nicht lange dauern würde, bis jemand in Durham eintraf und nach ihm suchte.
    Das garantierte die Zulassungsnummer des Wagens, die der Züchter sich notiert haben musste. Er schätzte, dass sie nicht lange brauchen würden, um festzustellen, dass dieses Nummernschild zu einer Rent-A-Wreck-Filiale gehörte; folglich würde sich schon bald jemand dort blicken lassen und nach dem Namen des Mannes fragen, der den Wagen gemietet hatte. Das Ganze lief auf die entscheidende Frage hinaus, wo erdie nächste Schlacht austragen wollte. Er musste die passende Arena finden.
    Er gab den Leihwagen ab, kehrte kurz zu seinem Zimmer zurück und machte sich sofort auf den Weg zu seinem Nachtdienst bei der Krisenhotline. Die Fragen schwirrten ihm immer noch im Kopf herum, und er war nicht ganz bei der Sache. Er wusste nicht, wieviel Luft er sich mit den Annoncen in der
Times
und der
Voice
verschafft hatte. Die in der
Times
würde am nächsten Morgen erscheinen, die in der
Voice
am folgenden Wochenende. Mit einiger Wahrscheinlichkeit würde Rumpelstilzchen erst handeln, wenn er beide gesehen hatte. Bis jetzt wusste der Mann lediglich, dass ein übergewichtiger Privatdetektiv mit einer Narbe beim Hundezwinger in New Jersey aufgetaucht war und unzusammenhängende Fragen über das Paar gestellt hatte, das angeblich vor Jahren ihn und seine Geschwister adoptiert hatte. Ein Mann auf der Spur einer Lüge. Ricky machte sich nichts vor: Natürlich würde Rumpelstilzchen zwei und zwei zusammenzählen und auch die anderen Anzeichen dafür erkennen, dass Ricky noch am Leben war. Entsprechende Nachforschungen in Florida würden ergeben, dass ein Priester namens Frederick Lazarus dort aufgekreuzt war, bevor der Privatdetektiv gleichen Namens in New Jersey auf der Bildfläche erschien. Sein Vorteil, vermutete Ricky, lag in der Tatsache, dass Frederick Lazarus weder mit Dr. Frederick Starks noch mit Richard Lively eindeutig in Verbindung zu bringen war. Der eine galt als tot. Der andere hielt standhaft an seiner Anonymität fest. Als er im Dämmerlicht des Büros seinen Platz an den

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