Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Patient

Titel: Der Patient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
Vom Netzwerk:
auf, in dem er sich ein Zimmer genommen hatte. Darunter kritzelte er das Wort:
Zuhause
.
    Dann zerknüllte er das Blatt und warf es in einen Abfalleimeraus Blech. Er bezweifelte, dass das Zimmer allzu regelmäßig gereinigt wurde, und rechnete sich keine schlechten Chancen aus, dass derjenige, der auf der Suche nach ihm kam, den Zettel finden würde. Davon unabhängig würde derjenige so schlau sein, auch die Anrufe zu überprüfen, die von diesem Zimmer aus getätigt worden waren, und würde dabei auf die Nummern stoßen, die Ricky eben angerufen hatte. Nummern und Gespräche miteinander in Verbindung zu bringen, war nicht weiter schwer.
    Das beste Spiel, dachte er, ist das Spiel, das du gar nicht als solches erkennst.

30
     
    Ricky fand auf seinem Gang quer durch die Stadt ein Depot für Marinebestände, wo er ein paar Dinge kaufte, die ihm im nächsten Abschnitt des geplanten Spiels vielleicht gute Dienste leisten würden. Dazu gehörten eine kleine Brechstange, ein billiges Fahrradschloss, OP-Handschuhe, eine Mini-Taschenlampe, eine Rolle graues Universal-Klebeband und das billigste Fernglas, das sie hatten. Schließlich fiel ihm noch ein, eine Dose Insektenspray zu kaufen, mit hundertprozentigem DEET, das Giftigste, das er je bereit war, seinem Körper anzutun. Es war, wie er zugab, eine seltsame Mischung, doch da er sich noch nicht ganz sicher war, was genau er für die bevorstehende Aufgabe benötigte, kaufte er lieber ein paar Dinge mehr, für alle Fälle sozusagen.
     
    Am frühen Nachmittag kehrte er in sein Zimmer zurück und packte die eben gekauften Sachen zusammen mit seiner Pistole sowie zwei seiner neuen Handys in einen kleinen Rucksack. Mit dem dritten rief er das nächste Hotel auf seiner Liste an, das einzige, das er noch nicht bezogen hatte. Dort hinterließ er eine dringende Nachricht für Frederick Lazarus, sofort zurückzurufen, sobald er sich im Hotel meldete. Er gab einem Portier die Handynummer durch und schob das Telefon, nachdem er es sorgsam mit einem Stift markiert hatte, in die Außentasche seines Rucksacks. Als er seinen Wagen erreichte, zog er das Handy wieder heraus und rief in barschemTon zum zweiten Mal im Hotel an, um eine zweite dringende Nachricht für sich selbst zu hinterlassen. Im Lauf seiner Fahrt aus der City Richtung New Jersey wiederholte er den Vorgang noch dreimal, wobei er jeden Anruf im Ton eine Spur schärfer klingen ließ und die Nachricht, Mr. Lazarus solle sich unbedingt bei ihm melden, da er ihm etwas Wichtiges mitzuteilen hätte, umso dringlicher machte.
    Nach dem dritten Anruf über dieses Handy bog er in die Raststätte an der Mautschranke Jersey ein. Er ging in die Herrentoilette, wusch sich die Hände und ließ das Handy auf der Ablage des Spülbeckens liegen. Er registrierte, dass auf seinem Weg nach draußen mehrere Teenager an ihm vorbei in entgegengesetzte Richtung strebten. Er ging davon aus, dass sie sich das Handy schnappen und ziemlich schnell in Gebrauch nehmen würden, genau das, was er wollte.
    Als er in West Windsor eintraf, wurde es bereits Abend. Die ganze Strecke über hatte dichter Verkehr geherrscht; die Autos waren im Abstand von ein, zwei Wagenlängen bei überhöhter Geschwindigkeit gefahren, bis alles nur noch im Schneckentempo, unter wildem Gehupe und einigem erhitzten Geschrei an einem Unfall nahe der Ausfahrt Elf vorüberkroch. Zu allem Übel wurde das Durchkommen vorbei an den beiden Krankenwagen, einem halben Dutzend Staatspolizisten und den zerdrückten, vom Aufprall zerfetzten Wracks zweier Kleinwagen auch noch von einer Schar Schaulustiger behindert. Er sah einen Mann in weißem Hemd und Schlips am Seitenstreifen hocken, die Hände vorm Gesicht. Als Ricky ihn gerade passierte, fuhr der erste Krankenwagen mit heulender Sirene los, und Ricky sah noch, wie ein Beamter der Staatspolizei mit einem Messrad eine Bremsspur auf dem Highway nachmaß. Ein anderer stand souverän neben Notleuchten, die im schwarzen Teerbelag steckten, und winktedie Leute weiter. Dabei hatte er einen festen, strengen und missbilligenden Blick aufgesetzt, als ob Neugier, dieser allzu menschliche Trieb, in diesem Moment fehl am Platze oder unmoralisch sei, wo sie ihm in Wahrheit doch nur ungelegen kam. Ricky wurde bewusst, dass eine solche, für seine frühere Tätigkeit sehr bezeichnende Psychoanalytiker-Beobachtung im Grunde nicht viel besser war als der gestrenge Blick des Polizisten.
    An der Route 1 fand er nicht weit von Princeton ein Straßenrestaurant,

Weitere Kostenlose Bücher