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Der Patient

Titel: Der Patient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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konnte. Die anderen Hunde hüteten sich, dem wütenden Rottweiler zu nahe zu kommen. Inzwischenwaren einige von ihnen in die Dunkelheit der Felder und Wälder gelaufen, während sich andere zu den Füßen ihres Eigentümers tummelten und wieder andere auf der Kieseinfahrt tollten und spielten.
    »Ich weiß immer noch nicht, wer Sie sind«, sagte der Mann. Er blinzelte zu Ricky hoch und versuchte, ihn unterzubringen. Die Schatten und die Verwandlung seines Äußeren kamen Ricky entgegen. »Was soll das Ganze eigentlich? Ich hab hier kein Bargeld, und …«
    »Das hier ist kein Raubüberfall, es sei denn, Sie betrachten es als Diebstahl, wenn ich mir von Ihnen Informationen hole, was für mich früher mal quasi auf dasselbe rauslief«, antwortete Ricky kryptisch.
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Ist mir zu hoch«, sagte er ausdruckslos. »Was wollen Sie?«
    »Vor kurzem war ein Privatdetektiv hier, um Ihnen ein paar Fragen zu stellen.«
    »Klar. Und?«
    »Ich möchte, dass Sie mir genau dieselben Fragen beantworten.«
    »Wer sind Sie?«, fragte der Mann wieder.
    »Sagte ich bereits. Im Moment brauchen Sie nur zu wissen, dass ich ein Mann mit einer Waffe in der Hand bin und Sie nicht. Und das einzige Mittel zu Ihrer Verteidigung ist in einem Zwinger eingesperrt und darüber ziemlich sauer, wenn ich das richtig sehe.«
    Der Zwingerbesitzer nickte, schien allerdings in dieser kurzen Zeit ein verhaltenes Zutrauen und einiges an Fassung zu gewinnen. »Sie klingen nicht sonderlich wie einer, der dieses Ding da auch benutzt. Kann also sein, dass ich Ihnen verdammt noch mal nix von dem sage, was Sie so wahnsinnig interessiert. Sie können mich mal, egal, wer Sie sind.«
    »Ich will etwas über das Ehepaar wissen, das gestorben ist und ein Stück die Straße da runter begraben liegt. Und darüber, wie Sie an dieses Anwesen gekommen sind. Und vor allem über die drei Kinder, die sie adoptiert haben und von denen Sie behaupten, das hätten sie nicht. Und dann wüsste ich gerne noch was über den Anruf, den Sie gemacht haben, nachdem mein Freund Lazarus Ihnen neulich einen Besuch abgestattet hatte. Wen haben Sie angerufen?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Ich will Ihnen was sagen: Ich hab Geld dafür bekommen, dass ich diesen Anruf mache. Und dass ich versucht habe, den Kerl, egal wer er ist, hier festzuhalten, war auch lukrativ. Zu dumm, dass er abhauen konnte. Ich hätte einen Bonus bekommen.«
    »Von wem?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Meine Sache, Mister Taff. Wie gesagt, Sie können mich mal.«
    Ricky richtete die Pistole genau auf den Kopf des Mannes. Der Zwingerbesitzer grinste. »Ich hab schon Typen gesehen, die so ’n Ding auch benutzen, aber ich wette, Sie sind keiner von der Sorte.« In seiner Stimme klang etwas von einem nervösen Spieler durch. Ricky wusste, dass sich der Mann so oder so nicht ganz sicher war.
    Die Waffe lag Ricky ruhig in der Hand. Er zielte auf eine Stelle zwischen den Augen des Zwingerbesitzers. Je länger er diese Stellung hielt, desto unsicherer wurde der Mann, was in Rickys Augen nicht unbegründet war. Zugleich aber würde jede Sekunde, die Ricky verstreichen ließ, die Einschätzung des Mannes erhärten. Er überlegte. Möglicherweise musste er noch zum Mörder werden, doch jemanden außer Mr. R. selbst zu töten, einen Außenstehenden, einen kleinen Helfer, wie unangenehm der Kerl auch war, das stand auf einem anderen Blatt. Ricky bedachte sich einen Moment, dann lächelte erdem Zwingerbesitzer kalt ins Gesicht. Es ist wirklich nicht dasselbe, dachte Ricky, ob ich einen Mann erschieße, der mein Leben ruiniert hat, oder nur ein Rädchen im Getriebe ist.
    »Wissen Sie«, sagte er langsam, »da liegen Sie hundert Prozent richtig. Ich war wirklich noch nicht oft in dieser Lage. Sie haben sofort gemerkt, nicht wahr, dass ich auf diesem Gebiet nicht viel Erfahrung habe?«
    »Ja, und ob«, sagte der Mann. »Sieht man auf den ersten Blick.« Er wechselte ein wenig die Position, als wollte er sich entspannen.
    »Vielleicht«, sagte Ricky in gänzlich ausdruckslosem Ton, »vielleicht sollte ich mal ein bisschen üben.«
    »Was?«
    »Ich sagte, ich sollte üben. Ich meine, woher soll ich wissen, dass ich bei Ihnen richtig mit dem Ding umgehen kann, wenn ich nicht erst mal an einem weniger wichtigen Objekt trainiere. Vielleicht sogar einem viel weniger wichtigen.«
    »Ich kann Ihnen immer noch nicht folgen«, sagte der Zwingerbesitzer.
    »Ich denke, das können Sie schon«, antwortete Ricky.

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