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Der Patient

Titel: Der Patient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Knie gegen eine ehemalige Futterstufe der Treppe. Wieder fluchte er und richtete sich auf. Ricky sah, wie sich Ärger, Hilflosigkeit und Enttäuschung in einem Schulterzucken äußerten.
    Der Mann drehte sich noch einmal nach links und nach rechts und stieß einen Seufzer aus.
    Als er wieder die Stimme erhob, sprach er laut und resigniert. »Wenn nicht hier, Doktor, wo zum Teufel stecken Sie dann?« Mit einem letzten Achselzucken kehrte der Mann Ricky den Rücken, und noch während er sich umwandte, zog Ricky die Hand mit der halbautomatischen Pistole unter dem Poncho hervor, hob sie vorschriftsmäßig, wie in dem Waffengeschäft in New Hampshire gelernt, und hielt sie mit beiden Händen so vor sich ausgestreckt, dass das Visier genau auf Rumpelstilzchens Rücken zielte.
    »Ich bin hinter Ihnen«, sagte Ricky ruhig.
    Jetzt schien rings um Ricky die Zeit außer Kraft gesetzt. Sekunden, die sich gewöhnlich in einer geordneten Abfolge zu Minuten angehäuft hätten, schienen sich wie Blütenblätter in einer starken Brise zu zerstreuen. Er blieb wie erstarrt, die Waffe direkt auf den Rücken des Mörders gerichtet, der Atem flach und mühsam. Er hatte das Gefühl, als ob ihm Stromstöße durch die Adern pulsierten, und es kostete ihn äußerste Kraft, die Ruhe zu bewahren.
    Der Mann stand reglos vor ihm.
    »Ich habe eine Waffe«, krächzte Ricky angespannt. »Sie zielt auf Ihren Rücken. Es ist eine halbautomatische Pistole, Kaliber 38, mit Hohlspitzgeschossen geladen, und bei der kleinsten Bewegung werde ich schießen. Bevor Sie sich umdrehen und Ihre eigene Waffe zum Einsatz bringen können, habe ich bereits zwei, vielleicht drei Schüsse abgegeben. Mindestens einer davon wird sein Ziel nicht verfehlen und Sie töten. Aber das ist Ihnen natürlich bekannt, da Sie ja mit der Waffe und der Munition vertraut sind und wissen, was sie anrichten kann. Sicher haben Sie das bedacht, nicht wahr?«
    »Sobald ich Ihre Stimme hörte, Doktor«, antwortete Rumpelstilzchen. Sein Ton war unbeeindruckt und ausgeglichen. Falls er überrascht war, ließ er es sich nicht anmerken. Dann lachte er laut und fügte schnell hinzu: »Dass ich Ihnen tatsächlich direkt in die Schusslinie gelaufen bin. Tja, das musste wohl so kommen. Sie haben sich wirklich gut geschlagen, weit besser, als ich je erwartet hätte, und Sie haben Fähigkeiten an den Tag gelegt, die ich Ihnen schon gar nicht zugetraut hätte. Aber unser Spielchen geht in die letzte Runde, nicht wahr, Doktor Starks?« Er schwieg, bevor er sagte: »Ich denke, Sie täten gut daran, mich jetzt zu erschießen. Direkt in den Rücken. Im Moment sind Sie im Vorteil. Aber mit jeder Sekunde, die verstreicht, wird Ihre Position schwächer. AlsProfi, der nicht zum ersten Mal in einer solchen Lage ist, kann ich Ihnen nur dringendst empfehlen, die Gelegenheit, die Sie herbeigeführt haben, nicht zu vergeuden. Erschießen Sie mich jetzt, Doktor. Solange Sie noch können.«
    Ricky antwortete nicht.
    Der Mann lachte. »Kommen Sie, Doktor. Legen Sie all Ihre Wut hinein. Kanalisieren Sie Ihre Empörung. Sie müssen diese Dinge in Ihrem Kopf zusammenführen und zu einem einzigen, konzentrierten Gedanken verdichten, dann können Sie ohne den Hauch von Skrupeln abdrücken. Tun Sie’s jetzt, Doktor, denn jede Sekunde, die Sie mich am Leben lassen, kann Sie das eigene Leben kosten.«
    Ricky zielte genau, ohne zu feuern.
    »Halten Sie Ihre Hände hoch, so dass ich sie sehen kann«, forderte er stattdessen.
    Rumpelstilzchen lachte verächtlich auf. »Wie? Haben Sie das aus dem Fernsehen? Oder dem Kino? Im wirklichen Leben läuft das nicht so.«
    »Lassen Sie die Waffe fallen«, beharrte Ricky.
    Der Mann schüttelte langsam, doch energisch den Kopf. »Nein, das werde ich genauso wenig tun. Das ist sowieso ein Klischee. Sehen Sie, wenn ich meine Waffe auf den Boden fallen lasse, gebe ich meinen letzten Trumpf aus der Hand. Analysieren Sie mal die Situation, Doktor. Nach meinem fachmännischen Urteil haben Sie Ihre Chance bereits vermasselt. Ich weiß, was in Ihrem Kopf vor sich geht. Ich weiß, dass Sie längst abgedrückt hätten, wenn Sie es könnten. Aber es ist nicht gar so leicht, einen Menschen zu ermorden, selbst wenn er Ihnen jeden erdenklichen Grund dazu gegeben hat; das Ganze gestaltet sich doch noch schwieriger, als selbst Sie sich haben träumen lassen. Doktor, in Ihrer Welt existiert der Tod nur in der Phantasie. All die mörderischen Impulse, die Siesich über die Jahre angehört und wenn

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