Der Perfekte Eroberer
Mensch sich fortpflanzen. Dieser Vorgang stellt bis heute sicher, dass nur diejenigen überleben, die dem Leben am besten angepasst sind. Über die Jahrtausende entstand so ein überaus komplexes genetisches Programm mit vielschichtigen Verhaltensweisen, die im Durchschnitt genau so und nicht anders zum Erfolg geführt haben.
Ein aktuelles Resultat dieser Kette von Vorgängen ist, dass du jetzt gerade hier sitzt und dieses Buch liest. Wäre auch nur ein winziges Detail anders abgelaufen, hätten sich deine Vorfahren vor einigen Zehntausend Jahren möglicherweise nie kennengelernt und du wärst nie entstanden. Wenn zum Beispiel dein Urururururururopa auch nur einen Hauch mutiger gewesen wäre, hätte er mit deiner Urururururururoma nichts angefangen, sondern sich an die Frau des Stammeshäuptlings herangemacht und wäre von ihm erschlagen worden, bevor er einen Nachkommen zeugen konnte.
Es dauerte Jahrtausende von immer neuen Experimenten der Evolution, bis alle Lebewesen die geschilderte Form von Programmierung erfahren haben. Nun hat sich unsere Welt in den letzten 500 Jahren aber so radikal und so schnell verändert, dass die Evolution nicht hinterhergekommen ist. Der Schritt vom Mittelalter in die Neuzeit, die industrielle Revolution, die Elektronisierung, der Umbau der Arbeitswelt zu einer Dienstleistungsgesellschaft und schließlich die auch vom Internet angetriebene Globalisierung … all diese sich zuletzt fast überschlagenden Ereignisse geschahen sehr viel schneller, als die Evolution benötigt hätte, die jeweils zur veränderten Wirklichkeit passenden Verhaltensweisen in unsere DNS einzubauen. Eine Veränderung der genetischen Programmierung dauert je nach dem notwendigen Umfang mindestens 500 bis 1000 Generationen.
In uns allen läuft also heute noch eine uralte Programmierung ab, die vor einigen Jahrtausenden zum Erfolg führte. Obwohl diese Programmierung extrem veraltet ist, ist sie immer noch ausschlaggebend für unser grundlegendes Sozialverhalten und ganz besonders für die Partnerwahl, also auch für die Fortpflanzung.
Vermutlich fragst du dich, warum ich dir das alles so ausführlich erkläre. Schließlich interessiert dich vor allem, was Frauen wirklich wollen. Aber genau darum geht es: Genau wie in dir laufen auch in der Frau deines Interesses uralte Programme ab. Um also zu verstehen, was eine Frau wirklich will, muss man sich anschauen, was genau sich in ihrer evolutionär geprägten Psyche abspielt, sobald sie einen heißen Typen erblickt. Besonders interessant ist es zu wissen, welche Programme sie dazu bringen, mit der einen Sorte Mann sofort in die Kiste zu springen, während sie mit der anderen Sorte Mann nur »gut befreundet« sein will, dieser Mann aber nie an ihr Höschen, geschweige denn darunter kommen wird.
Wenn wir den Evolutionspsychologen glauben wollen, möchte jeder Mensch seine Gene möglichst breit streuen. Das gilt für Frauen ebenso wie für Männer. Allerdings ist das auch schon so ziemlich das Einzige, was Frauen und Männer bei der Partnerwahl gemeinsam haben. Ein Mann achtet fast nur auf die Genetik einer Frau. Das tut er über ihr Aussehen, ihre Hautfarbe, ihre Figur, ihren Geruch und ihren Geschmack (etwa den ihres Speichels). Diese Auswahl erfolgt unterbewusst.
Wenn man also verstehen möchte, was genau in einer Frau passiert, wenn sie entscheidet, ob ein Typ »heiß« ist oder eher »eklig und abtörnend«, muss man sich erst einmal anschauen, wie das Leben vor 20 000 bis 100 000 Jahren aussah.
Der Mensch agiert schon immer als Herdentier, aber eine wirklich kulturelle Entwicklung lässt sich erst ab dem Jungpaläolithikum erkennen. Das ist eine Phase der Steinzeit, inzwischen etwa 40 000 Jahre her. Damals lebten die Menschen schon lange in sozialen Gruppen, aber es bildete sich immer weiter die Geschlechtertrennung heraus, auch wenn das heute nur durch schwer interpretierbare Felszeichnungen beweisbar ist. Die Frauen blieben in einem kleinen Aktionsradius rund um die aktuelle Behausung und kümmerten sich hauptsächlich um die Aufzucht des Nachwuchses, während die Männer auf Nahrungssuche oder auf der Jagd waren. Diese sozialen Strukturen haben sich über Zehntausende von Jahren kaum verändert, so dass die für dieses Leben förderlichen Verhaltensweisen Gelegenheit genug fanden, Teil der menschlichen Genetik zu werden.
In dem geschilderten Zeitraum lebte der Mensch in verhältnismäßig kleinen Gruppen und Stämmen. Es passierte sehr selten, dass er
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