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Der Pfad der Dolche

Der Pfad der Dolche

Titel: Der Pfad der Dolche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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sie auch Tarabon in ihrer Gewalt haben, oder zumindest den größten Teil Tarabons. Nur ein Narr tötete einen Hirsch, wenn er wußte, daß ein verletzter Bär hinter ihm war. Wie viele Städte hatten sie bereits eingenommen? «Ich kann Euch nicht sofort nach Caemlyn schicken, Meister Gill, aber wenn Ihr noch ein wenig bei mir bleibt, werde ich dafür sorgen, daß Ihr in Sicherheit seid.« Wenn es überhaupt noch sicher war, bei ihm zu bleiben. Der Prophet, Weißmäntel und jetzt vielleicht auch noch Seanchaner.
    »Ich glaube, Ihr seid ein guter Mann«, sagte Lini plötzlich. »Ich fürchte, wir haben Euch nicht die ganze Wahrheit gesagt, aber vielleicht sollten wir es jetzt tun.«
    »Lini, was redet Ihr da?« rief Meister Gill aus und sprang auf. »Ich glaube, die Hitze macht ihr zu schaffen«, sagte er zu Perrin. »Und die lange Reise. Sie hat manchmal seltsame Anwandlungen. Ihr wißt, wie alte Leute werden können. Still jetzt, Lini!«
    Lini wehrte seine Hand ab, die er ihr über den Mund legen wollte. »Vorsicht, Basel Gill! Ich habe Euch gewarnt! Maighdin ist sozusagen vor Tallanvor davongelaufen, und er ist ihr nachgejagt. Wir alle sind seit inzwischen vier Tagen unterwegs und hätten beinahe uns selbst und die Pferde getötet. Nun, es ist kein Wunder, daß sie häufig wie abwesend ist. Ihr Männer verwirrt den Verstand einer Frau, so daß sie kaum noch denken kann, und dann gebt Ihr vor, überhaupt nichts getan zu haben. Ihr solltet alle aus Prinzip geohrfeigt werden. Das Mädchen fürchtet ihr eigenes Herz! Die beiden sollten verheiratet werden, je schneller, desto besser.«
    Meister Gill starrte sie an, und Perrin konnte nicht ausschließen, daß nicht auch er mit offenem Mund dastand. »Ich bin nicht sicher, ob ich genau verstanden habe, was Ihr von mir erwartet«, sagte er zögerlich, doch die weißhaarige Frau antwortete fast schon, bevor er ganz geendet hatte.
    »Stellt Euch nicht dumm. Das würde ich Euch keinen Moment abnehmen. Ihr seid klüger als die meisten. Das ist die schlimmste Angewohnheit von Männern, daß sie vorgeben, nicht zu bemerken, was vor ihrer Nase passiert.« Was war aus all den Hofknicksen geworden? Sie verschränkte ihre dünnen Arme vor der Brust und sah ihn streng an. »Nun, wenn Ihr Euch doch dumm stellen wollt, werde ich es Euch erklären. Euer Lord Drache tut, was immer er will, soweit ich gehört habe. Euer Prophet wählt Leute aus und verheiratet sie augenblicklich. Sehr gut. Ihr nehmt Maighdin und Tallanvor und verheiratet sie. Er wird es Euch danken, und sie ebenfalls. Wenn sie wieder zu sich kommt.«
    Perrin blickte verblüfft zu Meister Gill, der mit den Achseln zuckte und kläglich grinste. »Entschuldigt mich«, sagte Perrin zu der finster dreinblickenden Frau, »ich muß mich um einiges kümmern.« Er eilte davon und schaute nur einmal zurück. Lini drohte Meister Gill mit dem Finger und schalt ihn trotz seines Protests aus. Die Brise verhinderte, daß Perrin ihre Worte verstand. Aber das wollte er in Wahrheit auch nicht. Sie waren alle verrückt!
    Berelain hatte vielleicht ihre beiden Dienerinnen und ihre Diebfänger, aber Faile hatte gewissermaßen auch Bedienstete. Fast zwanzig junge Tairener und Cairhiener saßen mit gekreuzten Beinen in der Nähe des Zelts, die Frauen in Jacken und Hosen und genau wie die Männer mit Schwertgürteln. Niemand trug das Haar länger als bis zur Schulter, und sowohl Männer als auch Frauen hatten es mit einem Band zurückgenommen in Anlehnung an den Aiel-Pferdeschwanz. Perrin fragte sich, wo die übrigen waren. Sie entfernten sich selten weit aus der Reichweite von Failes Stimme. Er hoffte, daß sie keine Schwierigkeiten machten. Sie hatte sie unter ihre Fittiche genommen, um sie aus Schwierigkeiten herauszuhalten, sagte sie, und das Licht wußte, daß sie hineingeraten wären, wenn sie mit einer Menge weiterer junger Toren wie sie in Cairhien zurückgeblieben wären. Perrins Meinung nach brauchten sie alle einen raschen Tritt in die Kehrseite, um ein wenig zu Verstand zu kommen. Sich zu duellieren, Ji'e'toh zu spielen und vorzugeben, eine Art Aiel zu sein! Dummheit!
    Lacile erhob sich, als Perrin näher kam, eine blasse kleine Frau mit roten Bändern an ihren Aufschlägen, kleinen goldenen Creolen in den Ohren und einem herausfordernden Blick, der Leute aus den Zwei Flüssen manchmal zu der Annahme veranlaßte, sie würde trotz ihres Schwerts gern geküßt. Im Moment lag knallharte Herausforderung in ihrem Blick. Kurz nach ihr erhob

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