Der Pfad der Dolche
sich auch Arrela, groß und dunkel, das Haar so kurz geschnitten wie bei einer Tochter des Speers und die Kleidung einfacher als die der meisten Männer. Anders als Lacile wirkte Arrela vollkommen abweisend. Die beiden machten Anstalten, vor das Zelt zu treten, um Perrin den Weg zu versperren, aber ein Bursche mit kantigem Kinn in einer Jacke mit bauschigen Ärmeln stieß einen barschen Befehl aus, und sie setzten sich wieder hin. Widerwillig. Parelean hatte einen Bart getragen, als Perrin ihn zum ersten Mal gesehen hatte - das galt für mehrere der tairenischen Männer -, aber Aiel trugen keine Barte.
Perrin murrte leise etwas über Torheit. Sie waren Faile absolut treu ergeben, und die Tatsache, daß er ihr Ehemann war, bedeutete ihnen wenig. Er konnte den Blick der jungen Dummköpfe auf sich spüren, als er das Zelt betrat Faile würde ihm das Fell über die Ohren ziehen, wenn sie jemals erführe, daß er gehofft hatte, sie würden sie vor Schwierigkeiten bewahren.
Das Zelt war hoch und geräumig und mit einem mit Blumen verzierten Teppich und spärlichen Möbeln ausgestattet, die man überwiegend zusammengeklappt auf einem Karren verstauen konnte. Der schwere Standspiegel gehörte jedoch nicht dazu. Bis auf mit bestickten Tüchern verzierte und als zusätzliche Tische zu zweit zusammengestellte messingbeschlagene Kisten wurde alles von den geraden Linien funkelnder Goldverzierungen dominiert, die alles bis hin zum Waschgestell und dem dazugehörigen Spiegel schmückten. Ein Dutzend widergespiegelte Lampen machten das Innere des Zelts fast ebenso hell wie die Außenwelt, wenn es auch erheblich kühler war, und es hingen sogar zwei Seidenvorhänge von den oberen Zeltstangen herab - für Perrins Geschmack zu überladen und zu starr, da die Vögel und Blumen in Reihen und Winkeln angeordnet waren. Dobraine hatte sie bedrängt, wie cairhienische Adlige zu reisen, aber Perrin war es gelungen, das Schlimmste zu verhindern. Es war beispielsweise lächerlich, das große Bett mit auf eine Reise zu nehmen. Es hatte allein fast einen Karren beansprucht.
Faile und Maighdin saßen zusammen etwas abseits, verzierte Silberbecher in Händen. Sie schienen einander auf den Zahn zu fühlen, äußerlich lächelnd, aber doch mit einer gewissen Schärfe in den Augen, ein Hinweis darauf, daß sie auf etwas hinter den Worten lauschten, aber nicht darauf lauerten, ob sie sich im nächsten Moment umarmen oder die Dolche ziehen würden. Nun, er glaubte, daß die meisten Frauen nicht soweit gehen würden, tatsächlich den Dolch zu ziehen, aber Faile könnte es. Maighdin schien sich weitgehend von der Reise erholt zu haben, hatte sich inzwischen gewaschen und gekämmt und den Staub von ihrer Kleidung geklopft. Auf einem kleinen Tisch mit einer Mosaikoberfläche zwischen ihnen standen mehrere Becher und ein Silberkrug, der den Geruch von herbem Minztee verströmte. Beide Frauen sahen sich um, als er eintrat, und sie wiesen einen Augenblick fast die gleichen Mienen auf, kühle Verwunderung darüber, wer sich da hereindrängte, und überhaupt nicht erfreut über die Unterbrechung. Zumindest milderte Faile ihre Miene sofort durch ein Lächeln.
»Meister Gill hat mir Eure Geschichte erzählt, Herrin Dorlain«, sagte er. »Ihr habt harte Zeiten durchgestanden, aber seid versichert, daß Euch hier nichts geschehen kann, bis Ihr Euch zu gehen entschließt.« Die Frau murmelte über den Rand ihres Bechers hinweg einen Dank, aber sie roch wachsam und versuchte, ihn mit ihrem Blick wie ein offenes Buch zu lesen.
»Maighdin hat mir ihre Geschichte auch erzählt, Perrin«, sagte Faile, »und ich möchte ihr ein Angebot machen. Maighdin, Ihr und Eure Freunde habt bedrückende Monate durchgestanden und mir gesagt, daß Ihr keine Aussichten auf Besserung seht. Warum tretet Ihr nicht alle in meinen Dienst ein? Ihr werdet weiterhin reisen müssen, aber die Umstände werden weitaus angenehmer sein. Ich zahle gut, und ich bin keine strenge Herrin.« Perrin zeigte sich sofort einverstanden. Wenn Faile ihren Launen nachgehen wollte, indem sie Heimatlose aufnahm, wollte er diesen Leuten auch helfen. Vielleicht wären sie zudem bei ihm sicherer, als wenn sie allein umherzogen.
Maighdin verschluckte sich an ihrem Tee und hätte beinahe den Becher fallen lassen. Sie sah Faile blinzelnd an, während sie mit einem spitzengesäumten Leinentaschentuch die Flüssigkeit von ihrem Kinn tupfte, und ihr Stuhl knarrte leise, als sie sich seltsamerweise zu Perrin umwandte.
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