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Der Pfad der Dolche

Der Pfad der Dolche

Titel: Der Pfad der Dolche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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ihn erinnerte. An Elayne. Nicht daß es etwas bedeutet hätte. Er hatte Männer tausend Meilen von den Zwei Flüssen entfernt gesehen, die zu Familien gehören konnten, die er zu Hause gekannt hatte. Dennoch mußte es einen Grund für ihren Zorn geben. Ihr Akzent konnte andoranisch sein. »Die Dinge stehen in Andor nicht so schlecht wie Ihr vielleicht gehört habt«, belehrte er sie. »In Caemlyn war es friedlich, als ich das letzte Mal dort war, und Rand - der Wiedergeborene Drache - will Morgases Tochter Elayne auf den Löwenthron bringen.«
    Maighdin war absolut nicht besänftigt, vielmehr drehte sie sich mit blitzenden Augen zu ihm um. »Er beabsichtigt, sie auf den Thron zu bringen? Niemand bringt eine Königin auf den Löwenthron! Elayne wird den Thron von Andor rechtmäßig beanspruchen!«
    Perrin kratzte sich den Kopf und wünschte, Faile würde aufhören, die Frau lediglich aufmerksam zu beobachten, und etwas sagen. Aber sie steckte nur ihre Reithandschuhe hinter ihren Gürtel. Bevor er darüber nachdenken konnte, was er erwidern sollte, mischte sich Lini ein, ergriff Maighdins Arm und schüttelte sie so fest, daß ihre Zähne klapperten.
    »Ihr werdet Euch entschuldigen!« befahl die alte Frau barsch. »Dieser Mann hat Euch das Leben gerettet, Maighdin, und Ihr vergeßt Euch. Wie kann eine einfache Frau vom Lande so mit einem Lord sprechen! Erinnert Euch daran, wer Ihr seid, und bringt Euch mit Euren Worten nicht in Teufels Küche! Wenn dieser junge Lord Streit mit Morgase hatte - nun, jedermann weiß, daß sie tot ist, und es geht Euch gewiß nichts an! Jetzt entschuldigt Euch, bevor er ärgerlich wird!«
    Maighdin sah Lini an, ihre Lippen bebten, und sie war noch bestürzter als Perrin. Sie überraschte ihn jedoch erneut. Anstatt die weißhaarige Frau zurechtzuweisen, richtete sie sich langsam auf, straffte die Schultern und sah ihm in die Augen. »Lini hat vollkommen recht. Es war ungehörig von mir, so mit Euch zu sprechen, Lord Aybara. Ich entschuldige mich. Demütig. Und ich bitte Euch um Verzeihung.« Demütig? Ihr Kinn war angespannt, ihr Tonfall dem Stolz einer Aes Sedai angemessen, und ihr Geruch besagte, daß sie noch immer äußerst wütend war.
    »Es ist verziehen«, sagte Perrin hastig. Was sie anscheinend auch nicht besänftigte. Sie lächelte, und vielleicht wollte sie damit Dankbarkeit zeigen, aber er konnte sie mit den Zähnen knirschen hören. Waren Frauen alle verrückt?
    »Diese Leute sind von der Reise erhitzt und schmutzig, mein Gemahl«, sagte Faile schließlich einlenkend, »und die letzten Stunden waren gewiß anstrengend für sie. Aram kann den Männern zeigen, wo sie sich säubern können. Ich werde die Frauen mit mir nehmen. Ich werde feuchte Tücher bringen lassen, damit Ihr Euch Gesicht und Hände waschen könnt«, sagte sie an Maighdin und Lini gewandt. Sie bedeutete Breane mit einer Geste, sich anzuschließen, und drängte sie zum Zelt. Auf ein Nicken von Perrin hin forderte Aram die Männer auf ihm zu folgen.
    »Sobald Ihr Euch erfrischt habt, Meister Gill, würde ich gern mit Euch sprechen«, sagte Perrin.
    Er hätte ebensogut das sich drehende Feuerrad gestalten können. Maighdin fuhr herum und starrte ihn an, und die anderen beiden Frauen erstarrten in der Bewegung. Tallanvor ergriff plötzlich erneut sein Schwertheft, und Balwer stellte sich auf Zehenspitzen und spähte über sein Bündel hinweg, den Kopf einmal hierhin und einmal dorthin geneigt. Vielleicht nicht wie ein Wolf, sondern eher wie ein Vogel, der sich vor Katzen in acht nimmt. Der untersetzte Mann, Basel Gill, ließ seine Habe fallen und schrak zusammen.
    »Warum, Perrin?« stotterte er und riß sich den Strohhut vom Kopf. Der Schweiß hinterließ Spuren im Staub auf seinen Wangen. Er beugte sich herab, um sein Bündel aufzuheben, überlegte es sich dann aber anders und richtete sich erneut hastig auf. »Ich meine, Lord Perrin, ich ... ehm ... ich dachte, Ihr wärt es, aber ... aber als sie Euch Lord nannten, war ich mir nicht mehr sicher, ob Ihr einen alten Wirt noch kennen wolltet.« Er rieb sich mit einem Taschentuch über seinen fast kahlen Kopf und lachte nervös. »Natürlich werde ich mit Euch sprechen. Das Waschen kann noch eine Weile warten.«
    »Hallo, Perrin«, sagte ein ungeschlachter Mann. Lamgwin Dorn wirkte wegen seiner schweren Lider trotz der Muskeln und der Narben auf Gesicht und Händen träge. »Meister Gill und ich haben davon gehört, daß der junge Rand der Wiedergeborene Drache ist.

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