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Der Pfad der Dolche

Der Pfad der Dolche

Titel: Der Pfad der Dolche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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die Rangordnung zu ändern, die sie aufgestellt hatten. Selande war, von Parelean vielleicht abgesehen, die klügste von allen, und nur Arella und Camaille waren flinker. Selande besaß zudem noch eine zusätzliche Eigenschaft, eine Unerschrockenheit, als hätte sie bereits der schlimmsten Bedrohung in ihrem Leben gegenübergestanden, so daß nichts jemals wieder so schlimm werden könnte. Natürlich wollte sie eine Narbe haben, wie die Töchter des Speers sie hatten. Faile besaß mehrere kleine Narben, fast alle Ehrenmale, aber es war Dummheit, eine Narbe regelrecht anzustreben. Zumindest war die Frau in dieser Angelegenheit nicht allzu eifrig.
    »Wir haben eine Landkarte erstellt, wie Ihr gefordert habt, Mylady«, bemerkte die kleine Frau mit einem letzten warnenden Blick zu Meralda. »Wir haben die Rückseite von Lord Telabins Palast so deutlich wie möglich aufgeführt, aber ich fürchte, es handelt sich nur um Gärten und Ställe.«
    Faile versuchte nicht, die Linien auf dem Papier, das sie im Mondlicht entfaltete, zu erkennen. Schade, daß sie nicht selbst hatte gehen können. Sie hätte auch das Innere aufzeichnen können. Nein. Was geschehen war, war geschehen, wie Perrin gerne sagte. Und es genügte. »Und Ihr seid sicher, daß niemand die aus der Stadt hinausfahrenden Wagen durchsucht?« Sie konnte selbst in dem fahlen Licht Verwirrung auf vielen der vor ihr befindlichen Gesichter erkennen. Niemand wußte, warum sie einige von ihnen nach Bethai geschickt hatte.
    Selande wirkte nicht verwirrt. »Ja, Mylady«, sagte sie ruhig.
    Der Wind frischte einen Moment auf und ließ das Laub auf den Bäumen und das tote Laub am Boden rascheln. Faile wünschte, sie besäße Perrins Gehör und auch seine Nase und Augen. Es war unwichtig, wenn jemand sie hier mit ihren Gefolgsleuten sah, aber Lauscher wären etwas anderes. »Ihr habt es sehr gut gemacht, Selande. Ihr alle.« Perrin kannte die Gefahren, die hier genauso real waren wie irgendwo weiter im Süden. Er wußte darum, aber er dachte wie die meisten Männer ebenso oft mit dem Herzen wie mit dem Verstand. Eine Ehefrau mußte praktisch denken, um ihren Gemahl aus Schwierigkeiten herauszuhalten. Das war der allererste Rat gewesen, den ihre Mutter ihr zum Thema Ehe gegeben hatte. »Ihr werdet beim ersten Tageslicht nach Bethai zurückkehren, und wenn Ihr Nachricht von mir erhaltet, werdet Ihr Folgendes tun...«
    Selbst Selandes Augen weiteten sich entsetzt, während Faile fortfuhr, aber niemand äußerte auch nur den geringsten Protest. Es hätte Faile auch überrascht, wenn jemand dies getan hätte. Ihre Anweisungen waren sehr genau. Ihr Vorhaben würde Gefahren bergen, aber unter den gegebenen Umständen nicht annähernd so viele, wie sonst zu erwarten waren.
    »Gibt es noch Fragen?« sagte sie schließlich. »Haben alle verstanden?«
    Cha Faile antwortete einstimmig. »Wir leben für den Dienst an unserer Lady Faile.« Und das würde bedeuten, daß sie ihrem geliebten Wolf dienen würden, ob er diese Leute nun wollte oder nicht.
    Maighdin regte sich unter ihren Decken auf dem harten Boden, während sich der Schlaf ihr entzog. Das war jetzt ihr Name. Ein neuer Name für ein neues Leben. Maighdin für ihre Mutter und Dorlain für eine Familie auf Ländereien, die ihr gehört hatten. Ein neues Leben für ein altes, vergangenes, aber Herzensbande konnten nicht getrennt werden. Und jetzt ... jetzt...
    Das schwache Knacken von totem Laub ließ sie den Kopf heben, und sie beobachtete, wie ein dunkler Schatten durch die Bäume schlich. Lady Faile, die von dort, wo auch immer sie gewesen war, zu ihrem Zelt zurückkehrte. Eine angenehme junge Frau, freundlich und höflich im Ausdruck. Woher ihr Gemahl auch stammen mochte - sie war gewiß adliger Herkunft. Aber jung. Unerfahren. Das half vielleicht.
    Maighdin ließ den Kopf wieder auf die Jacke sinken, die sie als Kissen zusammengerollt hatte. Licht, was tat sie hier? Den Dienst für eine Lady aufzunehmen! Nein. Sie würde letztendlich an ihrer Zuversicht festhalten, die konnte sie noch immer finden. Sie konnte es. Wenn sie tief genug forschte. Sie hielt beim Geräusch von Schritten in der Nähe die Luft an.
    Tallanvor kniete sich anmutig neben sie. Er trug kein Hemd, und das Mondlicht glänzte auf seinen geschmeidigen Brust- und Schultermuskeln, während sein Gesicht im Schatten lag. Eine leichte Brise zauste sein Haar. »Welcher Wahnsinn ist das?« fragte er leise. »In Dienst zu treten? Was habt Ihr vor? Und erzählt mir

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