Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pfad der Dolche

Der Pfad der Dolche

Titel: Der Pfad der Dolche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
klang, jemanden einen ›Fische liebenden Aasfresser‹ zu nennen. Sie hatte eigentlich erwartet, daß das Meervolk täglich Fisch aß.
    Alise selbst brachte die Nachhut heran, bis auf die verbliebenen Behüter, als wollte sie sogar die Packpferde vorwärts drängen. Sie hielt ausreichend lange inne, um Elayne ihren mit grünen Federn geschmückten Hut zu reichen. »Ihr werdet die Sonne von Eurem hübschen Gesicht fernhalten wollen«, sagte sie mit einem Lächeln. »Solch ein hübsches Mädchen. Eure Haut sollte nicht vorzeitig ledrig werden.«
    Aviendha, die neben ihr auf dem Boden saß, fiel hintenüber und ruderte lachend mit den Beinen.
    »Ich glaube, ich werde sie bitten, dir einen Hut zu besorgen. Mit vielen Federn und Verbeugungen«, sagte Elayne mit süßer Stimme, bevor sie der Frau der Schwesternschaft rasch folgte. Das brachte Aviendha sofort zum Schweigen.
    Die sich sanft wölbende große Wiese war von höheren Hügeln umgeben als jene, die sie verlassen hatten. Die hiesigen Hügel waren von ihr bekannten Bäumen bestanden, Eiche und Kiefer und Schwarzholz, Tupelobaum und Lederblatt und Föhre, dichter Wald mit gesunden, hohen Stämmen im Süden und Westen und Osten, obwohl dieses Jahr vielleicht keine Bäume gefällt würden. Die meisten der eher verstreut stehenden Bäume im Norden, auf das Gutshaus zu, waren besser für Feuerholz geeignet. Kleine graue Felsen sprenkelten das dichte braune Gras hier und dort, und nicht einmal ein verwelkter Stengel bezeichnete den Tod einer Wildblume. Das unterschied sich nicht wesentlich vom Süden.
    Dieses eine Mal spähte Nynaeve nicht in die sie umgebende Landschaft, um Lan zu finden. Er und Birgitte wären ohnehin nicht lange fort, nicht hier. Statt dessen schritt sie energisch zwischen den Pferden aus, befahl den Frauen mit herrischer Stimme aufzusteigen, hetzte die Diener mit den Packpferden voran, belehrte die Frauen der Schwesternschaft, die keine Pferde hatten, kurz angebunden, daß jedes Kind fünf Meilen laufen konnte, und schrie eine schlanke altarenische Adlige mit einer Narbe auf der Wange und einem Bündel in den Armen, das fast so groß war wie sie selbst, an, daß sie, wenn sie töricht genug gewesen sei, alle ihre Kleider mitzubringen, diese auch tragen könne. Alise hatte die Atha'an Miere um sich versammelt und unterwies sie darin, wie man ein Pferd bestieg. Es war ein Wunder, daß sie anscheinend tatsächlich aufpaßten. Nynaeve schaute in ihre Richtung und schien erfreut, Alise ruhig auf einem Fleck stehen zu sehen, bis Alise ihr ermutigend zulächelte und ihr bedeutete, mit ihrer Arbeit fortzufahren.
    Nynaeve stand einen Moment stocksteif da und starrte die Frau an. Dann kam sie durch das Gras auf Elayne zu. Sie griff mit beiden Händen nach ihrem Hut, zögerte, sah durch die Wimpern zu Elayne hoch und rückte den Hut erst dann unwirsch zurecht. »Dieses Mal werde ich alles ihr überlassen«, sagte sie in verdächtig vernünftigem Tonfall. »Wir werden ja sehen, wie gut sie mit diesen ... Meervolkleuten zurechtkommt. Ja, das werden wir«, wiederholte sie in entschieden zu vernünftigem Tonfall. Dann betrachtete sie plötzlich stirnrunzelnd das noch geöffnete Wegetor. »Warum hältst du es noch fest? Laß es los.« Aviendha runzelte ebenfalls die Stirn.
    Elayne atmete tief durch. Sie hatte darüber nachgedacht, und es gab keine andere Möglichkeit, aber Nynaeve würde es ihr auszureden versuchen, und es war keine Zeit zu streiten. Der durch das Wegetor sichtbare Hof war verlassen. Sogar die Hühner waren durch den Tumult schließlich vertrieben worden, aber wie lange würde es dauern, bis der Hof wieder lebendig würde? Sie betrachtete ihr Gewebe und ließ es dann so ruhig verschmelzen, daß nur wenige Fäden ausgeprägt blieben. Sie konnte natürlich alle Stränge sehen, aber bis auf jene wenigen schienen sie untrennbar verbunden. »Bring alle zum Gutshaus, Nynaeve«, sagte sie. Die Sonne würde bald untergehen. Ihnen blieben vielleicht noch zwei Stunden Tageslicht. »Meister Hornwell wird über so viele in der Dunkelheit eintreffende Besucher überrascht sein, aber sagt ihm, ihr wart Gäste des Mädchens, das wegen des Feuertanagra mit dem gebrochenen Flügel geweint hat. Er wird sich daran erinnern. Ich werde nachkommen, sobald ich kann.«
    »Elayne«, begann Aviendha mit überraschend ängstlicher Stimme, und Nynaeve sagte gleichzeitig: »Was glaubst du eigentlich, was du...«
    Es gab nur eine Möglichkeit, dem Einhalt zu gebieten. Elayne zog

Weitere Kostenlose Bücher