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Der Pfad der Dolche

Der Pfad der Dolche

Titel: Der Pfad der Dolche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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beide müßt...«, begann Elayne und hustete dann, als Aviendha überrascht die Augenbrauen wölbte. Es war unmöglich, Aviendha aus einem Gefahrengebiet fortzuschicken, ohne sie zu beschämen. Vielleicht war es überhaupt unmöglich. »Ich möchte, daß du mit den anderen gehst«, sagte sie zu Birgitte. »Und nimm Löwin auch mit. Aviendha und ich können uns auf ihrem Wallach abwechseln. Ich würde gern vor dem Schlafengehen noch einen Spaziergang machen.«
    »Wenn du einen Mann jemals auch nur halb so gut behandelst wie dieses Pferd«, sagte Birgitte trocken, »wird er dir ein Leben lang treu sein. Ich glaube, ich werde einfach eine Weile sitzen bleiben. Ich bin heute lange genug geritten. Ich stehe dir nicht ständig zur Verfügung. Wir können das Spiel vor den Schwestern und den anderen Behütern spielen, um dir eine gewisse Verlegenheit zu ersparen, aber wir beide wissen es besser.« Elayne spürte trotz der spöttischen Worte Birgittes Zuneigung. Nein, etwas Stärkeres als Zuneigung. Ihre Augen brannten plötzlich. Ihr Tod würde Birgitte zutiefst verletzen - der Behüterbund sorgte dafür -, aber jetzt blieb sie wegen ihrer Freundschaft.
    »Ich bin dankbar, zwei Freundinnen wie euch zu haben«, sagte sie schlicht. Birgitte grinste sie an, als hätte sie etwas Spaßiges gesagt.
    Aviendha errötete jedoch vor Zorn und starrte Birgitte mit geweiteten Augen an, als sei die Gegenwart der Behüterin die Ursache für ihre geröteten Wangen. Sie wandte den Blick hastig zu den Menschen, die den ersten Hügel noch nicht erreicht hatten und noch ungefähr eine halbe Meile davon entfernt waren. »Du solltest besser warten, bis sie außer Sicht sind«, sagte sie, »aber du darfst auch nicht zu lange warten. Wenn du mit der Auflösung erst begonnen hast, werden die Stränge nach einiger Zeit allmählich ... glatt. Einen Strang loszulassen, bevor er sich aus dem Gewebe gelöst hat, ist genauso, als würde man das Gewebe loslassen. Es wird dann zu etwas Beliebigem zerfallen. Aber du brauchst dich auch nicht sonderlich zu beeilen. Jeder Faden muß so weit frei gezogen werden wie möglich. Je mehr Fäden sich lösen, desto leichter werden andere zu sehen sein, aber du mußt stets den am besten sichtbaren Faden herauspicken.« Sie lächelte herzlich und drückte ihre Finger fest auf Elaynes Wange. »Du wirst es richtig machen, wenn du vorsichtig bist.«
    Es klang nicht so schwierig. Sie mußte nur vorsichtig sein. Es dauerte ziemlich lange, bis die letzte Frau über dem Hügel verschwand, die schlanke Adlige, die unter der Last ihrer Kleider gebeugt ging. Die Sonne schien überhaupt nicht untergehen zu wollen, obwohl schon Stunden vergangen sein mußten. Was hatte Aviendha mit ›glatt‹ gemeint? Das Wort hatte nicht so viele Bedeutungen - es mußte wohl lediglich bedeuten, daß die Stränge dann schwer festzuhalten waren.
    Elayne fand es heraus, sobald sie erneut begann. ›Glatt‹ war ein lebendiger Aal, wenn man ihn mit Öl einrieb. Sie knirschte schon bei dem Versuch, den ersten Faden festzuhalten, mit den Zähnen, und dann sollte sie ihn auch noch herausziehen. Nur die Tatsache, daß es noch weitere zu lösen galt hinderte sie daran, erleichtert aufzuseufzen, als der Strang zu zücken begann und sich schließlich löste. Würden sie noch glatter, war sie sich nicht sicher, daß sie es schaffen könnte. Aviendha beobachtete sie genau, schwieg aber, obwohl sie Elayne stets ermutigend zulächelte, wenn diese es brauchte. Elayne konnte Birgitte nicht sehen - sie wagte es nicht, den Blick von ihrer Arbeit abzuwenden -, und doch konnte sie Birgitte spüren, als kleine Ansammlung felsenfesten Vertrauens in ihrem Kopf, genug Vertrauen, daß es sie erfüllte.
    Schweiß lief ihr über das Gesicht, den Rücken und den Bauch hinab, bis sie sich auch selbst ›glatt‹ zu fühlen begann. Ein Bad wäre heute abend höchst willkommen. Nein, daran durfte sie jetzt nicht denken. Alle Aufmerksamkeit mußte den Fäden gelten. Sie zitterten in ihrem Griff, sobald sie einen berührte, aber sie lösten sich noch immer, und jedesmal, wenn ein Faden zu zucken begann, schien sich ein weiterer aus der Masse zu losen, zu plötzlich, um deutlich erkennbar zu sein, da zuvor nur eine feste Masse Saidar dagewesen war. Aus ihrem Blickwinkel erinnerte das Wegetor an ein schreckliches, verzerrtes Wesen am Grund eines Teichs, von zuckenden Ranken umgeben, die wuchsen, sich wanden und verschwanden, nur um durch neue ersetzt zu werden. Die für jedermann

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