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Der Pfad der Dolche

Der Pfad der Dolche

Titel: Der Pfad der Dolche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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»Gewiß hast du noch einiges mit der Ersten zu besprechen, bevor sie geht, Gemahl«, erwiderte sie äußerlich ruhig. Ihre schrägstehenden Augen wirkten vollkommen gelassen, ihr Geruch aber war schneidend. »Am besten kümmerst du dich jetzt um sie.« Sie wendete Schwalbe und führte die Stute zu einer offensichtlich wütenden Seonid und den mit angespannten Gesichtern dastehenden Aes Sedai, aber sie stieg nicht ab und sprach auch nicht mit ihnen. Statt dessen blickte sie stirnrunzelnd auf Bethal hinab, ein Falke, der aus seinem Horst beobachtet.
    Perrin erkannte, daß er sich an die Nase faßte, und senkte seine Hand rasch wieder. Es war natürlich kein Blut daran. Seine Nase fühlte sich nur blutig an.
    Berelain brauchte keine Anweisungen in letzter Minute - die Erste von Mayene und ihre Beraterin der Grauen wollten aufbrechen, vollkommen überzeugt, daß sie wußten, was sie sagen und tun sollten -, aber Perrin schob alle Vorsicht beiseite und betonte, daß Berelain und nur Berelain mit Alliandre sprechen sollte. Annoura gewährte ihm einen jener kühlen Aes Sedai-Blicke und nickte, was vielleicht Zustimmung oder Ablehnung bedeutete. Er bezweifelte, daß er ihr mehr entlocken könnte. Berelain verzog belustigt den Mund, obwohl sie mit allem, was er sagte, übereinstimmte, oder es zumindest vorgab. Er vermutete, daß sie alles vorgeben würde, um zu bekommen, was sie wollte, und dieses Lächeln zum falschen Zeitpunkt ärgerte ihn. Gallenne hatte sein Fernglas ebenfalls eingesteckt, aber er spielte noch immer mit seinen Zügeln und überlegte zweifellos, wie er für die beiden Frauen einen Weg aus Bethai heraus erzwingen könnte. Perrin hätte am liebsten erneut gestöhnt.
    Er beobachtete besorgt, wie sie den Weg hinabritten. Es war eine einfache Botschaft, die Berelain überbringen sollte. Rand verstand Alliandres Vorsicht, aber wenn sie seinen Schutz wollte, mußte sie bereit sein, ihn öffentlich zu unterstützen. Sie würde seinen Schutz bekommen - Soldaten und Asha'man würden es jedermann verdeutlichen und auch Rand selbst, wenn es nötig wäre -, wenn sie zustimmen würde, ihre Unterstützung anzukündigen. Berelain hatte keine Veranlassung, die Botschaft irgendwie zu verändern, trotz ihres Lächelns - das er als vielleicht eine andere Art des Schäkerns deutete -, aber Annoura... Aes Sedai taten nun einmal, was sie taten, und die Hälfte der Zeit wußte nur das Licht warum. Er wünschte, er wüßte eine Möglichkeit, Alliandre zu erreichen, ohne eine Schwester einsetzen zu müssen oder Gerede zu bewirken. Oder Failes Leben aufs Spiel zu setzen.
    Die drei Reiter erreichten die Tore, Annoura voran, und Wächter hoben rasch Langspieße und senkten Bogen und Armbruste, zweifellos sobald sich Annoura als Aes Sedai zu erkennen gab. Nicht viele Menschen besaßen den Mut, diese besondere Herkunft herauszufordern. Sehr bald führte sie ihre Begleiter in die Stadt. Tatsächlich schienen die Wächter bestrebt, sie eilig durch die Tore zu schleusen, außer Sicht jedes Beobachters in den Hügeln. Einige spähten zu den fernen Hängen, und Perrin mußte sie nicht riechen, um ihr Unbehagen darüber zu spüren, wer dort verborgen sein und eine Schwester unwahrscheinlicherweise erkannt haben mochte.
    Perrin wandte sich nach Norden dem Lager zu, führte die übrigen den Hügelkamm entlang, bis sie außer Sicht der Türme von Bethai waren, und ritt dann schräg zur festgetretenen Straße hinab. Verstreute Bauernhöfe, strohgedeckte Häuser und lange, schmale Scheunen, verdorrte Weiden und Stoppelfelder und felsige Ziegenpferche mit hohen Mauern säumten die Straße, aber es war nur wenig Vieh und noch weniger Menschen zu sehen. Jene wenigen Menschen beobachteten die Reiter wachsam, Gänse, die Füchse beobachteten, und hielten in ihrer Arbeit inne, bis die Pferde vorüber gelangt waren. Aram beobachtete sie im Gegenzug ebenso wachsam und betastete hin und wieder das über seine Schulter hinausragende Schwertheft, vielleicht in dem Wunsch, noch etwas anderes als Bauern vorzufinden. Trotz seiner grüngestreiften Jacke war er noch immer ein wenig der Kesselflicker.
    Edarra und Nevarin gingen neben Traber; sie schienen einen Spaziergang zu machen, denn trotz ihrer sperrigen Röcke hielten sie leicht Schritt. Seonid folgte ihnen auf ihrem Wallach. Füren und Teryl folgten wiederum ihr. Die blaßwangige Grüne gab vor, einfach nur aus Vorsicht zwei Schritt hinter den Weisen Frauen reiten zu wollen, aber die Männer runzelten

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