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Der Pfad der Dolche

Der Pfad der Dolche

Titel: Der Pfad der Dolche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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ebensogut, daß Grady und Neald nicht mitgekommen waren.
    »Vielleicht«, erwiderte Edarra, während sie die Menschen um den Pferch betrachtete. Sie schüttelte kaum merklich den Kopf und zuckte leicht mit den Achseln. »Vielleicht.« Es würde genügen müssen.
    »Aram, Furen, Teryl«, befahl er barsch, »kommt mit mir!« Er bohrte seinem Pferd die Fersen in die Flanken und war erleichtert, die Behüter dichtauf folgen zu sehen, als Traber vorwärts sprang. Vier angreifende Männer wirkten gefährlicher als zwei. Er hielt mit den Händen die Zügel umfaßt, fern von seiner Streitaxt.
    Er war nicht sehr erfreut, als Faile Schwalbe im Galopp neben ihn trieb. Er öffnete den Mund, und sie sah ihn mit gewölbter Augenbraue an. Ihr schwarzes Haar, das bei ihrem schnellen Ritt im Wind flatterte, war wunderschön. Sie war wunderschön. Eine gewölbte Augenbraue, nicht mehr. Er sagte etwas anderes, als er beabsichtigt hatte. »Gib mir Rückendeckung«, wies er sie an. Sie brachte lächelnd von irgendwoher einen Dolch zum Vorschein. Bei all ihren verborgenen Klingen fragte er sich manchmal, warum er nicht gestochen wurde, wenn er sie zu umarmen versuchte.
    Sobald sie wieder nach vorn blickte, gab er Aram ein Zeichen, das er vor Faile zu verbergen versuchte. Aram nickte und beugte sich dann mit blankgezogenem Schwert vor, bereit, den ersten der Männer des Propheten aufzuspießen, auf den er traf. Perrin hoffte, daß der Mann verstanden hatte, daß er Failes Rücken -und sie insgesamt - schützen sollte, wenn sie mit diesen Burschen tatsächlich in einen Kampf verwickelt würden.
    Keiner der Schurken hatte sie bisher bemerkt. Perrin rief, aber sie schienen ihn über ihr eigenes Geschrei hinweg nicht zu hören. Einem Mann in einem zu großen Mantel gelang es, auf die Mauer zu klettern, und zwei weitere schienen beinahe hinübergelangt zu sein. Wenn die Weisen Frauen etwas tun wollten, war es höchste...
    Ein Donnerschlag fast über ihren Köpfen machte Perrin fast taub, ein gewaltiges Krachen, das Traber zum Stolpern brachte, bevor er sich wieder fangen konnte. Das hatten die Angreifer gewiß bemerkt. Sie taumelten, sahen sich wild um und hielten sich hastig die Hände über die Ohren. Der Mann auf der Mauer verlor das Gleichgewicht und fiel auf die Außenseite.
    Er rappelte sich jedoch sofort wieder hoch und deutete verärgert auf die Einfriedung, woraufhin einige seiner Begleiter erneut angriffen. Andere sahen Perrin und deuteten auf ihn, wobei sich ihre Lippen bewegten, aber noch immer lief niemand davon. Einige wenige hoben ihre Waffen an.
    Plötzlich erschien ein waagerechtes Feuerrad über dem Ziegenpferch, so breit, wie ein Mensch hoch war, das lodernde Flammenbüschel abwarf, während es sich mit an- und abschwellendem Ächzen drehte, von düsterem Stöhnen zu wehklagendem Jammern und umgekehrt.
    Jetzt liefen die derb gekleideten Männer wie kopflose Wachteln in alle Richtungen davon. Der Mann in dem zu großen Umhang schwenkte noch einen Moment lang die Arme und schrie sie an, schoß aber dann mit einem letzten Blick auf das Feuerrad ebenfalls davon.
    Perrin hätte fast gelacht. Er würde niemanden töten müssen. Und er würde sich keine Sorgen machen müssen, daß Faile eine Mistgabel durch die Rippen gestochen bekäme.
    Die Bedrängten in dem Pferch waren offensichtlich ebenso verängstigt wie jene, die sich außerhalb befanden, zumindest eine von ihnen. Die Frau, die ihr Pferd gegen einen Angreifer hatte steigen lassen, ließ das Tor aufgleiten und ritt dann in ungelenkem Galopp die Straße hinauf, fort von Perrin und den übrigen.
    »Wartet!« rief Perrin. »Wir wollen Euch nichts antun!« Ob sie ihn nun gehört hatte oder nicht - sie trieb ihr Pferd weiterhin an. Die Männer liefen jetzt so schnell sie konnten, aber wenn die Frau allein blieb, konnten schon zwei oder drei von ihnen ihr Schaden zufügen. Perrin legte sich flach auf Trabers Hals und stieß ihm die Fersen in die Flanken, und der Braune schoß wie ein Pfeil vorwärts.
    Er war ein großer Mann, und doch verdiente Traber seinen Namen nicht nur wegen seiner tänzelnden Hufe. Außerdem war das Pferd der Frau, seinem plumpen Gang nach zu urteilen, nicht an einen Sattel gewöhnt. Traber verringerte den Abstand mit jedem Schritt und kam so nahe heran, daß Perrin die Hand ausstrecken und das Zaumzeug des anderen Pferdes ergreifen konnte. Aus der Nähe betrachtet war ihr Kastanienbrauner kaum mehr als ein Klepper, schweißbedeckter und ausgelaugter, als der

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