Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)
wie die Männer mit ihren Splitterklingen, auch wenn sie es nicht so nannten. Es war immer von freundschaftlichen Wettbewerben oder Talentspielen die Rede.
Sein Mahl traf ein. Es handelte sich um gedünstete Stagmen – bräunliche Knollen, die in tiefen Pfützen wuchsen – auf einer Lage gekochten Getreides. Es war gewässert und aufgequollen, und das gesamte Mahl war mit einer dicken braunen Pfeffersoße übergossen. Er holte sein Messer heraus und schnitt eine Scheibe vom Ende der Knolle ab. Dann legte er ein wenig Getreidebrei darauf, nahm die Scheibe mit zwei Fingern und aß. Wegen der Kälte waren die Speisen heute Abend sehr stark gewürzt worden – und sie schmeckten gut. Während er aß, stieg der Dampf von seinem Teller in die Luft.
Bisher hatte Jasnah noch nicht auf den Bericht über seine Vision reagiert, aber Navani hatte behauptet, sie könnte vielleicht selbst etwas herausfinden. Sie war eine bekannte Wissenschaftlerin, auch wenn sich ihr Interesse hauptsächlich auf Fabriale bezog. Er warf ihr einen kurzen Blick zu. War es dumm von ihm gewesen, sie so zu beleidigen?
Nein, dachte er. So kleinlich ist sie nicht. Er schien Navani tatsächlich etwas zu bedeuten, auch wenn ihre Zuneigung zu ihm unschicklich schien.
Die Stühle um ihn herum waren unbesetzt. Allmählich wurde er zu einem Ausgestoßenen – zuerst weil er so viel über den Kodex gesprochen hatte, dann wegen seiner Versuche, mit den anderen Großprinzen zusammenzuarbeiten, und schließlich wegen Sadeas’ Untersuchung. Kein Wunder, dass Adolin sich Sorgen machte.
Plötzlich glitt jemand auf den Stuhl neben Dalinar. Die Person trug einen schwarzen Umhang, wohl gegen die Nachtkälte.
Es war keiner der Großprinzen. Wer aber würde es sonst wagen …
Die Gestalt nahm die Kapuze ab, und Schelms falkenartiges Gesicht kam zum Vorschein. Es war kantig; Nase und Kinn waren scharf umrissen, die Brauen wirkten zart, der Blick eindringlich. Dalinar seufzte und wartete auf den unvermeidlichen Strom allzu gewitzter Späße.
Aber Schelm sagte nichts. Er beobachtete die Menge mit angespannter Miene.
Ja, dachte Dalinar. Adolin hat auch Recht, was ihn angeht. Dalinar hatte in der Vergangenheit zu hart über diesen Mann geurteilt. Er war kein solcher Narr wie einige seiner Vorgänger. Schelm schwieg weiterhin, und Dalinar kam zu dem Schluss, dass er sich möglicherweise für diese Nacht vorgenommen hatte, neben den Leuten zu sitzen und sie nervös zu machen. Das war zwar nicht gerade ein origineller Streich, aber Dalinar begriff oftmals nicht, was Schelm tat. Vielleicht war es für jemanden, der es schätzen konnte, ganz schrecklich klug. Dalinar wandte sich wieder seinem Essen zu.
»Der Wind ändert sich«, flüsterte Schelm.
Dalinar sah ihn an.
Schelm kniff die Augen zusammen und beobachtete den Nachthimmel. »Es geschieht schon seit mehreren Monaten. Ein Wirbelwind. Da dreht er sich und windet sich und bläst um uns herum, immer wieder und wieder. Wie eine sich drehende Welt. Aber wir können es gar nicht sehen, weil wir so sehr ein Teil davon sind.«
»Eine sich drehende Welt. Was für ein Unsinn ist das denn?«
»Der Unsinn von Menschen, die sich kümmern«, sagte Schelm. »Und die Brillanz derer, die es nicht tun. Die Letzteren hängen von den Ersteren ab – und beuten sie gleichzeitig aus –, während die Ersteren die Letzteren falsch verstehen und hoffen, dass sie wie die Ersteren sind. Und diese ganzen Spielchen stehlen uns unsere Zeit. Sekunde um Sekunde.«
»Schelm«, sagte Dalinar seufzend, »nach solchen Gedanken ist mir heute Abend aber nicht zumute. Tut mir leid, aber ich habe keine Ahnung, worauf du hinaus willst.«
»Ich weiß«, sagte Schelm und sah ihm in die Augen. »Adonalsium. «
»Ado… was?«
»Nichts«, sagte Schelm. Er wirkte gedankenverloren und war wohl nicht ganz er selbst. »Unsinn. Mumpitz. Laberblaber. Ist es nicht seltsam, dass Unsinnsworte oft wie andere Worte klingen, aber auseinandergeschnitten und wieder neu zusammengenäht wurden, sodass sie vertraut klingen, aber etwas ganz anderes sind?«
Dalinar runzelte die Stirn. »Ich frage mich, ob man das mit einem Menschen machen kann – ihn auseinanderrupfen, alle seine Gefühle und all die blutigen Stücke, und ihn dann wieder neu zusammensetzen, zum Beispiel zu einem dysianischen Aimianer. Wenn man einen Menschen so zusammenflickt, Dalinar, dann solltet Ihr ihn nach mir nennen: Kauderwelsch. Oder vielleicht noch lieber Kauderschwatz.«
»Ist das dein
Weitere Kostenlose Bücher