Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)
denken nach. Es muss doch einen Weg geben, um dieser Falle zu entkommen und zu verschwinden. Eine falsche Spur vielleicht? Ein Ablenkungsmanöver? Vielleicht können wir Sadeas weismachen, dass wir beim Brückenlauf gestorben sind.«
»Wie sollten wir das schaffen?«
»Keine Ahnung«, sagte Fels. »Aber wir denken darüber nach.« Er nickte Kaladin zu und schlenderte in Sigzils Richtung. Der Azisch übte gerade mit den anderen. Kaladin hatte versucht, mit ihm über Hoid zu sprechen, aber Sigzil war wie üblich sehr wortkarg gewesen und hatte nichts sagen wollen.
»He, Kaladin!«, rief Narb. Er gehörte zu einer bereits weiter fortgeschrittenen Truppe, die gerade einen von Teft sorgfältig überwachten Übungskampf machte. »Komm und kämpf mit uns. Zeig diesen steinhirnigen Schwachköpfen, wie es richtig geht.« Nun riefen auch die anderen nach ihm.
Kaladin wehrte ab und schüttelte den Kopf.
Teft kam zu ihm herüber, den schweren Speer hatte er sich über die Schulter gelegt. »Junge«, sagte er leise, »ich glaube, es wäre gut für ihre Moral, wenn du ihnen ein oder zwei Dinge persönlich zeigst.«
»Ich habe ihnen schon gezeigt, wie man kämpft.«
»Mit einem Speer, bei dem du die Spitze abgebrochen hast. Und sehr langsam und mit vielen Worten. Sie müssen es sehen, Junge. Sie müssen dich sehen.«
»Das haben wir doch schon hinter uns, Teft.«
»Ja, das haben wir.«
Kaladin lächelte. Teft war sorgsam bemüht, nicht wütend oder streitlustig zu wirken. Er sah aus, als würde er mit Kaladin ein ganz vertrautes Gespräch führen. »Du bist früher einmal ein Sergeant gewesen, nicht wahr?«
»Vergiss es. Komm, zeig ihnen ein paar einfache Übungen.« »Nein, Teft«, sagte Kaladin ernster.
Teft sah ihn an. »Willst du dich weigern, auf dem Schlachtfeld zu kämpfen, so wie dieser Hornesser?«
»Darum geht es doch nicht.«
»Worum geht es dann?«
Kaladin suchte nach einer Erklärung. »Ich werde kämpfen, wenn die Zeit dazu gekommen ist. Aber wenn ich jetzt schon damit anfange, werde ich zu ungeduldig. Dann will ich sofort angreifen. Es wird mir schwerfallen zu warten, bis meine Männer bereit sind. Vertrau mir, Teft.«
Teft betrachtete ihn eingehend. »Du hast Angst davor, Junge.«
»Was? Nein. Ich …«
»Ich kann es doch sehen«, sagte Teft. »Und ich habe es auch früher schon gesehen. Als du das letzte Mal für jemanden gekämpft hast, hast du verloren, nicht wahr? Und jetzt zögerst du, den Kampf wieder aufzunehmen.«
Kaladin dachte nach. »Ja«, gab er schließlich zu. Aber es war mehr als nur das. Wenn er kämpfte, würde er wieder zu dem Mann werden, der er vor langer Zeit einmal gewesen war – zu jenem Mann, den man den Sturmgesegneten genannt hatte. Zu einem Mann, der Zuversicht und Stärke gezeigt hatte. Er war sich aber nicht sicher, ob er noch immer dieser Mann war. Und das machte ihm Angst.
Sobald er einen Speer in die Hand bekam, würde es kein Zurück mehr geben.
»Also gut.« Teft rieb sich das Kinn. »Ich hoffe, du wirst bereit sein, wenn die Zeit gekommen ist. Denn dann braucht dich dieser Haufen.«
Kaladin nickte, und Teft eilte zu den anderen hinüber und gab ihnen irgendeine beschwichtigende Erklärung.
28
EIN MANN DER EXTREME
»Sie kommen aus der Grube, zwei tote Männer, ein Herz in ihren Händen, und ich weiß, dass ich den wahren Ruhm gesehen habe.«
Kakaschah 1173, dreizehn Sekunden vor dem Tod. Ein Rikscha-Fahrer.
M ir war nicht klar, ob du interessiert bist oder nicht«, sagte Navani leise zu Dalinar, während sie langsam um Elhokars erhöht gelegenen Feldpalast herumschlenderten. »Damals hast du oft angedeutet, du wolltest mir den Hof machen, aber dann bist du wieder zurückgewichen. Und dann habe ich geglaubt, dich falsch verstanden zu haben. Und Gavilar war so verbindlich. Er hat es immer vorgezogen, sich das zu nehmen, was er haben wollte.«
Dalinar nickte nachdenklich. Er steckte in seiner blauen Uniform, während Navani ein unaufdringliches weinrotes Kleid mit einem breiten Saum trug. Elhokars Gärtner hatten damit begonnen, hier Pflanzen anzusiedeln. Rechts von ihnen erhob sich eine gewundene gelbe Schieferborke bis in Hüfthöhe und wirkte wie ein Geländer. Die steinartige Pflanze war von kleinen
Hasperbüscheln mit perlenartigen Schalen überwuchert, die sich langsam öffneten und schlossen, wenn die Pflanze atmete. Sie wirkten wie winzige Münder und sprachen still und rhythmisch miteinander.
Dalinars und Navanis Pfad führte gemächlich den
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