Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)
Wunder, dass dir der Brustpanzer nicht auf halbem Wege abgefallen ist!«
Kaladin klopfte dem Brückenmann auf die Schulter, überließ ihn dann seiner Arbeit, die er in einem kleinen Ring aus Topasstücken verrichtete. Kaladin hatte die Erlaubnis erhalten, sie hierher mitzubringen, denn er hatte erklärt, dass seine Männer Licht brauchten, wenn sie an den Rüstungen arbeiten sollten. Nicht weit von ihm entfernt kehrten Lopen, Fels und Dabbid gerade mit weiterer Beute zurück. Syl flog über ihnen dahin und leitete sie.
Kaladin ging die Kluft entlang. Eine Granatkugel in einem kleinen Lederbehälter an seiner Hüfte sorgte für Licht. Hier verzweigte sich die Kluft und weitete sich zu einem großen, rechteckigen Platz aus, der ideal für Speerübungen schien. Die Männer konnten sich ausbreiten, und der Ort war so weit von allen dauerhaften Brücken entfernt, dass die Späher nichts von ihnen hören konnten.
Kaladin gab jeden Tag die Grundanweisungen und überließ Teft die weitere Ausbildung. Die Männer arbeiteten im Licht der Kugeln. An den Ecken der Abzweigung befanden sich kleine Haufen von Diamantstücken, in deren Schein kaum etwas zu sehen war. Ich hätte niemals geglaubt, dass ich mich nach den Tagen zurücksehne, in denen ich unter der heißen Sonne in Amarams Armee geübt habe, dachte er.
Dann ging er zu Hobber hinüber und korrigierte dessen Stellung, und danach zeigte Kaladin ihm, wie er den Speerstößen größeren Schwung verleihen konnte. Die Brückenmänner machten rasche Fortschritte. Einige übten mit Speer und Schild, wobei sie die leichteren Speere neben dem Kopf hoch hielten und auch den Schild erhoben hatten.
Die geschicktesten waren Narb und Moasch. In der Tat war Moasch sogar überraschend gut. Kaladin trat zur Seite und beobachtete den Mann mit dem raubvogelartigen Profil. Er war ganz konzentriert bei der Sache, hatte die Zähne zusammengebissen, sein Blick war eindringlich. Er führte einen Angriff nach dem anderen aus, und das Dutzend Kugeln verlieh ihm eine entsprechende Anzahl von Schatten.
Kaladin erinnerte sich daran, wie er damals selbst eine solche Hingabe verspürt hatte. Nach Tiens Tod hatte er ein ganzes Jahr auf diese Weise verbracht und sich jeden Tag bis zur Erschöpfung verausgabt. Er war entschlossen gewesen, immer noch besser zu werden. Er hatte sich geschworen, dass niemand mehr wegen seiner mangelhaften Fähigkeiten sterben sollte. Zuerst war er der Beste in seiner Einheit und dann der Beste in seiner Kompanie geworden. Einige hatten behauptet, er sei sogar der beste Speermann in Amarams Armee.
Was wäre wohl aus ihm geworden, wenn ihn Tarah nicht aus seiner einseitigen Ergebenheit herausgelockt hätte? Hätte er sich wirklich so zugrunde gerichtet, wie sie behauptet hatte?
»Moasch!«, rief Kaladin.
Moasch hielt inne und drehte sich zu Kaladin um. Er änderte seine Haltung aber nicht.
Kaladin winkte ihn heran, und widerstrebend ging Moasch auf ihn zu. Lopen hatte ihnen ein paar Wasserschläuche übrig gelassen, die an Kordeln von einer Haspergruppe hingen. Kaladin nahm einen davon ab und warf ihn Moasch zu. Der andere Mann trank und wischte sich dann über den Mund.
»Du bist sehr gut geworden«, sagte Kaladin. »Vermutlich bist du sogar der Beste, den wir haben.«
»Danke«, sagte Moasch.
»Ich habe bemerkt, dass du weiterübst, wenn Teft den anderen Männern eine Pause erlaubt. Hingabe ist schon gut, aber erschöpfe dich auch nicht zu sehr. Ich will, dass du einer der Köder wirst.«
Moasch grinste breit. Jeder der Männer hatte sich freiwillig gemeldet, um einer der vier zu sein, die zusammen mit Kaladin die Parschendi ablenken würden. Es war erstaunlich. Noch vor wenigen Monaten hatte Moasch – genauso wie die anderen – die Neuen und Schwachen eifrig in die vorderste Brückenreihe gesteckt, damit sie die Pfeile abbekamen. Und jetzt waren er und die anderen bereit, sich in die höchste Gefahr zu begeben.
Begreifst du eigentlich, was du an diesen Männern haben könntest, Sadeas?, dachte Kaladin. Wenn du nur nicht so angestrengt darüber nachdenken würdest, wie du sie am besten loswirst!
»Was bedeutet es für dich?«, fragte Kaladin und deutete mit dem Kopf auf den schwach erleuchteten Übungsplatz. »Warum arbeitest du so hart? Wonach bist du nur auf der Jagd?«
»Rache«, sagte der andere Mann mit ernster Miene.
Kaladin nickte. »Ich habe einmal jemanden verloren, weil ich mit dem Speer nicht geschickt genug war. Danach hätte ich mich mit
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