Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)
falsch an«, sagte Dalinar. »Aber mach dir bitte keine Sorgen; ich mache mir schon genug für uns beide zusammen. Ich werde also einen Weg finden; ich bitte dich nur um dein Verständnis. Es wird einige Zeit brauchen. Wenn ich enttäuscht wirke, dann nicht wegen dir, sondern wegen all der … Umstände.«
»Ich glaube, damit kann ich leben – vorausgesetzt, du bist bereit, mit den Gerüchten zu leben. Sie fangen bereits an.«
»Das sind nicht die ersten Gerüchte, die mich plagen«, sagte er. »Darüber mache ich mir weniger Sorgen als über Elhokar. Wie sollen wir es ihm erklären?«
»Ich bezweifle, dass er es überhaupt bemerken wird«, sagte Navani und schnaubte leise, während sie weiterging. Er folgte ihr. »Er ist so fixiert auf die Parschendi und darauf, dass ihn jemand im Lager umzubringen versucht.«
»Es könnte sein, dass sein Verfolgungswahn durch uns beide noch stärker angefacht wird«, sagte Dalinar. »Es wäre gut möglich, dass er aus einer Beziehung zwischen uns neue Verschwörungstheorien herausliest.«
»Also, er …«
Von unten drang lauter Hörnerschall herauf. Dalinar und Navani blieben stehen und versuchten den Ruf zuzuordnen.
»Sturmvater!«, sagte Dalinar. »Auf dem Turm selbst ist ein Kluftteufel gesichtet worden. Das ist eines der Plateaus, die Sadeas beobachtet.« Dalinar verspürte eine Woge der Erregung. »Bisher ist es noch keinem Großprinzen gelungen, dort ein Edelsteinherz zu gewinnen. Es wäre ein großer Sieg, wenn es ihm und mir zusammen glücken sollte.«
Navani wirkte besorgt. »Du hast Recht, was ihn betrifft, Dalinar. Wir brauchen ihn für unsere Sache. Aber halt ihn auf Abstand.«
»Wünsche mir das Wohlwollen des Windes.« Er streckte die Arme nach ihr aus, aber dann hielt er inne. Was wollte er tun? Sie hier in aller Öffentlichkeit umarmen? Dann würden sich die Gerüchte verbreiten wie Feuer auf einem Öltümpel. Dazu war er noch nicht bereit. Stattdessen verneigte er sich vor ihr und eilte davon, um dem Ruf zu folgen und seinen Splitterpanzer anzulegen.
Erst als er den Pfad halb hinter sich gebracht hatte, dachte er über Navanis Wortwahl nach. Sie hatte gesagt: »Wir brauchen ihn für unsere Sache.«
Was war denn ihre Sache? Er bezweifelte, dass Navani dies selber wusste. Aber sie betrachtete ihn und sich bereits als eine Einheit.
Und er erkannte, dass er das ebenfalls tat.
Die Hörner erschallten. Es war ein reiner und schöner Ruf, der eine bevorstehende Schlacht ankündigte. Im Holzhof brach eine Raserei aus. Der Befehl war inzwischen bis hierher gedrungen. Der Turm sollte erneut angegriffen werden – jener Ort, an dem Brücke Vier versagt und Kaladin eine Katastrophe heraufbeschworen hatte.
Das größte Plateau. Und zugleich das begehrteste.
Die Brückenmänner rannten hierhin und dorthin und suchten ihre Westen. Zimmerleute und Lehrlinge eilten aus dem Weg. Matal rief Befehle. Nur wenn ein Lauf bevorstand, tat er das ohne Haschals Hilfe. Diejenigen Brückenführer, die wenigstens ein Mindestmaß an Führungsqualitäten besaßen, brüllten ihren Mannschaften zu, sie sollten sich aufstellen.
Wind peitschte die Luft und wirbelte Holzspäne und getrocknetes Gras umher. Männer riefen, Glocken läuteten. Und mitten in dieses Chaos schritt nun Brücke Vier, angeführt von Kaladin. Trotz ihrer Eile blieben die Soldaten stehen, die Brückenmänner rissen die Münder auf, die Zimmerleute und ihre Gesellen erstarrten.
Fünfunddreißig Männer marschierten in rostroten Schalenrüstungen auf, die von Leyten fachmännisch an den Lederwesten und Kappen befestigt worden waren. Sie hatten sich Arm- und Beinschienen zurechtgeschnitten, die die Brustpanzer ergänzten. Die Helme bestanden aus mehreren verschiedenen Kopfteilen und waren auf Leytens Beharren hin mit Einkerbungen und Erhöhungen verziert worden, die von kleinen Hörnern oder Krabbenpanzern stammten. Auch die Brustpanzer und Schienen waren geschmückt; sie trugen zahnähnliche Ornamente, die an Sägeblätter erinnerten. Der ohrlose Jaks hatte blaue und weiße Farbe gekauft und Muster auf die hellroten Rüstungen gemalt.
Jedes Mitglied von Brücke Vier trug einen großen Holzschild, an dem rote Parschendi-Knochen befestigt waren. In der Hauptsache handelte es sich um Rippen, die in spiralförmigen Mustern zusammengebunden waren. Einige Männer hatten Fingerknochen in der Mitte angebracht, die laut klapperten, andere aber hatten vorstehende spitze Rippen an die Seiten ihrer Helme gebunden, wo sie
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