Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)
verlor.
Alethi-Soldaten stellten sich zur Verteidigung zu beiden Seiten der Brücke auf, und die erschöpften Brückenmänner wichen zurück. Viele sackten verwundet auf den Boden. Kaladin eilte zu ihnen hinüber. »Bericht!«
»Drei Tote«, sagte Fels grimmig. Er kniete neben den Leichen, die er aufgereiht hatte. Es waren Malop, der ohrlose Jaks und Narm.
Verbittert runzelte Kaladin die Stirn. Sei froh, dass der Rest noch lebt, sagte er zu sich selbst. Das war leicht zu denken, aber schwer hinzunehmen. »Wie geht es den anderen?«
Fünf weitere Männer waren schwer verwundet worden, aber Fels und Lopen hatten sich bereits um sie gekümmert. Diese beiden hatten schon viel von Kaladin gelernt. Es blieb kaum noch etwas, das er selbst für die Verletzten tun konnte. Er warf einen Blick auf Malops Leichnam. Der Mann hatte einen Axthieb erhalten, der ihm den Arm abgetrennt und dabei den Knochen zersplittert hatte. Schließlich war er an Blutverlust gestorben. Wenn Kaladin nicht gekämpft hätte, wäre er vielleicht in der Lage gewesen …
Nein. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für Selbstvorwürfe.
»Zieht euch über die Brücke zurück«, sagte er zu seinen Männern. »Teft, du hast das Kommando. Moasch, bist du stark genug, um bei mir zu bleiben?«
»Sicher«, sagte Moasch; auf seinem blutbeschmierten Gesicht lag ein Grinsen. Er wirkte nicht erschöpft, sondern erregt. Die drei Toten waren allesamt auf seiner Seite gewesen, aber er und die anderen hatten bemerkenswert gut gekämpft.
Die übrigen Brückenmänner zogen sich zurück. Kaladin drehte sich um und beobachtete die Alethi-Soldaten. Es war wie der Blick in ein Lazarettzelt. Jeder trug irgendeine Wunde davon. Die Männer in der Mitte taumelten und hinkten. Die am äußeren Rand kämpften zwar noch, aber ihre Uniformen
waren zerrissen und blutig. Der geordnete Rückzug hatte sich in Chaos verwandelt.
Er bahnte sich einen Weg durch die Masse der Verwundeten und bedeutete ihnen durch Handzeichen, sie sollten die Brücke überqueren. Einige taten es. Andere aber standen nur da und wirkten benommen. Kaladin rannte zu einer Gruppe, die einen etwas besseren Eindruck als die anderen machte. »Wer hat hier das Kommando?«
»Das …« Das Gesicht des Soldaten war zerschnitten. »Hellherr Dalinar.«
»Das direkte Kommando. Wer ist euer Hauptmann?«
»Tot«, sagte der Mann. »Genau wie mein Kompanieherr. Und sein Stellvertreter.«
Sturmvater, dachte Kaladin. »Über die Brücke mit euch«, sagte er und ging weiter. »Ich brauche einen Offizier! Wer befehligt den Rückzug?«
Vor ihm sah er eine Gestalt in einem zerkratzten blauen Splitterpanzer, die an der Front einer Gruppe kämpfte. Das war wohl Dalinars Sohn Adolin. Er war gerade damit beschäftigt, die Parschendi abzuwehren; es wäre wahrscheinlich nicht sehr klug, ihn gerade jetzt zu belästigen.
»Hier drüben!«, rief einer der Männer. »Ich habe Hellherr Havar gefunden! Er ist der Kommandant der Nachhut!«
Na endlich, dachte Kaladin. Er eilte durch das Chaos und fand einen bärtigen helläugigen Mann, der am Boden lag und Blut hustete. Kaladin betrachtete ihn und entdeckte die gewaltige Wunde im Bauch. »Wer ist sein Stellvertreter?«
»Tot«, sagte der Mann neben dem Kommandanten. Er war ebenfalls ein Hellauge.
»Und wer bist du?«
»Nacomb Gaval.« Er wirkte noch sehr jung, jünger als Kaladin.
»Du bist befördert«, sagte Kaladin. »Bring diese Männer so schnell wie möglich über die Brücke. Wenn jemand fragt, sagst du ihm, dass du zum Kommandanten der Nachhut aufgerückt
bist. Falls jemand behauptet, er stehe im Rang über dir, schickst du ihn zu mir.«
Der Mann sah Kaladin verwundert an. »Befördert … Wer bist du denn? Kannst du das überhaupt …?«
»Jemand muss es schließlich tun«, fuhr ihn Kaladin an. »Geh jetzt und mach dich an die Arbeit.«
»Ich …«
»Geh!«, brüllte Kaladin.
Erstaunlicherweise salutierte der helläugige Mann nun vor ihm und rief nach seiner Einheit. Kholins Männer waren zwar verwundet, benommen und übel zugerichtet, aber sie waren sehr gut ausgebildet. Wenn jemand das Kommando ergriff, wurden die Befehle rasch weitergegeben. Mehrere Einheiten überquerten nun die Brücke und fielen in Marschformation. Vermutlich hielten sie sich in der großen Verwirrung an vertrauten Handlungsweisen fest.
Schon nach wenigen Minuten floss der größte Teil von Kholins Armee genauso über die Brücke, wie der Sand durch ein Stundenglas. Der Ring, in dem noch
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