Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)
höhere Position und der festere Stand verliehen. Der Parschendi machte sich nicht die Mühe auszuweichen. Er erhielt einen Schlag gegen den Helm, auf dem sich Risse bildeten, aber gleichzeitig schwang er sein Schwert auf Dalinars Beine zu.
Dalinar sprang nach hinten und kam sich dabei quälend träge vor. Er konnte kaum noch rechtzeitig ausweichen und war zu keinem zweiten Schlag mehr in der Lage, als der Parschendi zu ihm hinaufkletterte.
Der Parschendi machte einen gefährlichen Ausfall. Dalinar biss die Zähne zusammen, hob den Unterarm, um den Schlag abzufangen, und betete zu den Herolden, dass sein Panzer halten möge. Die Parschendi-Klinge traf ihn – und Dalinars Arm wurde erschüttert. Der gepanzerte Handschuh fühlte sich plötzlich wie ein Bleigewicht an, doch Dalinar blieb in Bewegung und führte mit seinem Schwert einen Angriff aus.
Nicht auf die Rüstung des Parschendi, sondern auf den Stein unter ihm.
Während die geschmolzenen Splitter von Dalinars Armschiene in die Luft flogen, hackte er den Felsvorsprung unter den Füßen seines Gegners ab. Der Stein gab nach, und der feindliche Splitterträger stürzte rückwärts nach unten. Mit einem lauten Krachen prallte er auf.
Dalinar rammte seine Faust – diejenige mit der gebrochenen Armschiene – in den Boden und ließ den Handschuh los.
Er fiel ab, und Dalinar zog die Hand heraus und streckte sie in die Luft. Sie war von Schweiß überzogen und fühlte sich kühl an. Er ließ den Handschuh liegen – er würde nicht mehr richtig funktionieren, da nun die Unterarmschiene zerstört war – und brüllte auf, während er seine Klinge mit nur einer Hand schwang. Er hieb ein weiteres Stück Fels ab, das auf den Splitterträger fiel.
Der Parschendi war taumelnd auf die Beine gekommen, doch der Fels fiel auf ihn nieder und warf ihn um. Sturmlicht trat aus, dabei ertönte ein knackendes Geräusch. Dalinar kletterte herunter und versuchte den Parschendi anzugreifen, während dieser noch auf dem Rücken lag. Doch leider zog Dalinar das rechte Bein nach, und als er den Boden erreicht hatte, konnte er nur noch humpeln. Wenn er den Stiefel auszog, würde er gewiss nicht mehr in der Lage sein, den Rest des Splitterpanzers zu tragen.
Wieder biss er die Zähne zusammen und blieb stehen, als sich der Parschendi erhob. Er war also zu langsam gewesen. Die Rüstung des Parschendi war zwar an mehreren Stellen geborsten, aber nicht annähernd so stark in Mitleidenschaft gezogen wie diejenige von Dalinar. Der Feind nahm seine Splitterklinge wieder auf. Er drehte den gepanzerten Kopf Dalinar zu; seine Augen waren hinter dem Schlitz im Helm verborgen. Die anderen Parschendi umstanden ihn und sahen schweigend zu. Sie hatten einen Kreis gebildet, mischten sich aber nicht ein.
Dalinar erhob sein Schwert, hielt es gleichzeitig mit der noch gepanzerten und mit der bloßen Hand. Eine kühle Brise führ über seine schweißnasse, nun ungeschützte Hand.
Es hatte keinen Sinn wegzulaufen. Er musste es hier zu Ende bringen.
Zum ersten Mal seit vielen, vielen Monaten fühlte sich Kaladin ganz und gar wach und lebendig.
Die Schönheit des Speers, der durch die Luft pfiff. Die Einheit von Körper und Geist, von Händen und Füßen, die sofort reagierten, schneller als sich die Gedanken formen konnten. Die Klarheit und Vertrautheit der alten Speerhaltungen, die er während der schrecklichsten Zeit seines Lebens gelernt hatte.
Seine Waffe war eine Verlängerung seiner selbst; er bewegte sie so leicht und instinktiv wie seine Finger. Er wirbelte herum, schlug eine Bresche in die Reihen der Parschendi und rächte sich an denen, die so viele seiner Freunde getötet hatten. Er nahm Rache für jeden einzelnen Pfeil, der auf ihn abgeschossen worden war.
Das Sturmlicht pulsierte ekstatisch in ihm, und er spürte den Rhythmus der Schlacht, der dem der Parschendi-Lieder glich.
Sie sangen. Sie hatten sich davon erholt, dass er das Sturmlicht in sich eingesaugt und die Worte des Zweiten Ideals ausgesprochen hatte. Nun griffen sie in Wellen an und versuchten wie rasend, zur Brücke zu gelangen und sie in den Abgrund zu stürzen. Einige waren über die Kluft gesprungen und wollten von der anderen Seite aus angreifen, doch Moasch hatte auch dort Brückenmänner stationiert. Erstaunlicherweise hielten sie stand.
Syl umflog Kaladin so rasch, dass sie vor seinem Blick verschwamm. Sie ritt auf den Wellen des Sturmlichts, die von seiner Haut aufstiegen, und bewegte sich wie ein Blatt im
Weitere Kostenlose Bücher