Der Pfad der Winde - Sanderson, B: Pfad der Winde - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 (Part 2)
bis zu drei Steingewichte an anderen Besitztümern mitbringen. Alles wird gewogen. Meldet euch in zwei Stunden, und fragt nach Sergeant Hav.« Er drehte sich um und folgte Roschone.
Tien starrte ihm nach und war so blass wie ein gekalktes Haus. Kaladin sah sein Entsetzen darüber, dass er seine Familie verlassen musste – sein Bruder, der ihn immer zum Lächeln gebracht hatte, wenn es regnete. Es tat Kaladin körperlich weh, seinen Bruder so verängstigt sehen zu müssen. Was hier geschah, war nicht richtig . Tien sollte lächeln. Das tat er doch sonst auch.
Er spürte das Holzpferd in seiner Tasche. Tien half ihm immer, wenn es ihm nicht gut ging. Plötzlich kam ihm ein Gedanke, wie er etwas für seinen Bruder tun konnte. Es ist an der Zeit, sich nicht mehr im Zimmer zu verstecken, wenn jemand die Lichtkugel hochhält, dachte Kaladin. Es ist Zeit, wie ein Mann zu handeln.
»Hellherr Amaram!«, rief Kaladin.
Der General hielt auf dem Tritthocker zur Kutsche inne; den einen Fuß hatte er schon hineingesetzt. Er warf einen Blick über die Schulter.
»Ich will Tiens Platz einnehmen«, sagte Kaladin.
»Das ist nicht erlaubt!«, rief Roschone aus dem Innern der Kutsche. »Das Gesetz schreibt vor, dass ich die Auswahl vornehme. «
Amaram nickte grimmig.
»Und was ist, wenn Ihr mich zusätzlich nehmt?«, fragte Kaladin. »Kann ich mich freiwillig melden?« Auf diese Weise wäre Tien wenigstens nicht allein.
»Kaladin!«, rief Hesina und ergriff ihn am Arm.
»Das ist erlaubt«, sagte Amaram. »Ich schicke keinen Freiwilligen nach Hause, Junge. Wenn du in die Armee eintreten willst, bist du willkommen.«
»Kaladin, nein«, sagte Lirin. »Geht nicht beide. Nicht …«
Kaladin sah Tien an. Das Gesicht des Jungen war unter dem breitkrempigen Hut ganz nass geworden. Er schüttelte den Kopf, aber sein Blick schien Hoffnung auszudrücken.
»Ich melde mich freiwillig«, sagte Kaladin und drehte sich zu Amaram um. »Ich komme mit.«
»Dann habt ihr zwei Stunden«, meinte Amaram und kletterte in die Kutsche. »Dasselbe Gepäckkontingent wie die anderen. «
Die Kutschentür wurde geschlossen, und Kaladin hatte gerade noch einen Blick auf den jetzt sogar noch zufriedeneren Roschone erhascht. Das Gefährt ratterte davon, Wasser spritzte unter den Rädern auf.
»Warum?«, fragte Lirin und wandte sich an Kaladin. Mit rauer Stimme fragte er: »Warum hast du mir das angetan? Nach all unseren Plänen!«
Kaladin drehte sich zu Tien um. Der Junge ergriff seinen Arm. »Danke«, flüsterte Tien. »Danke, Kaladin. Danke. «
»Jetzt habe ich euch beide verloren«, sagte Lirin heiser und stapfte platschend durch die Pfützen davon. »Sturmverdammt! Beide!« Er weinte. Auch Kaladins Mutter weinte. Sie umarmte Tien.
»Vater!«, rief Kaladin. Er drehte sich um und war überrascht, wie zuversichtlich er sich fühlte.
Lirin erstarrte, stand im Regen, mit einem Fuß in einem Tümpel, um den sich Regensprengsel drängten. Sie rückten wie aufrecht stehende Schnecken von ihm ab.
»In vier Jahren werde ich ihn wohlbehalten nach Hause bringen«, sagte Kaladin. »Das verspreche ich bei den Stürmen und beim zehnten Namen des Allmächtigen höchstpersönlich. Ich werde ihn zurückbringen .«
Das verspreche ich …
9
SCHADESMAR
»Yelig-nar, genannt Pestwind, war einer, der wie ein Mensch sprechen konnte, auch wenn seine Stimme oft vom Jammern derer begleitet wurde, die er verzehrt hatte.«
Die Ungemachten waren offenbar Erfindungen der Folklore. Merkwürdigerweise wurden die meisten aber nicht als Individuen betrachtet, sondern als Personifikationen gewisser Arten von Zerstörung. Dieses Zitat stammt von Traxil, Zeile 33, und wird als eine der Hauptquellen angesehen, auch wenn ich seine Authentizität anzweifle.
D iese wilden Parscher sind eine seltsam einladende Gruppe , las Schallan. Sie hatte sich wieder König Gavilars Bericht vorgenommen, der ein Jahr vor seiner Ermordung aufgezeichnet worden war. Seit unserer ersten Begegnung sind jetzt beinahe fünf Monate vergangen. Dalinar bedrängt mich weiterhin, in unser Heimatland zurückzukehren. Er betont, dass diese Expedition schon viel zu lange dauert.
Die Parscher haben versprochen, mich auf die Jagd nach einem gepanzerten Tier mitzunehmen, das sie Ulo mas vara nennen, was meine Gelehrten grob als » Ungeheuer der Klüfte« übersetzen. Wenn
ihre Beschreibungen richtig sind, verfügen diese Kreaturen über große Edelsteinherzen, und ein solcher Kopf würde eine wirklich
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