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Der Pfad der Woelfin

Der Pfad der Woelfin

Titel: Der Pfad der Woelfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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war geschehen?
    Vater war tot!
    Ein Ungeheuer, wie ich es mir in den schlimmsten Träumen nicht auszumalen vermocht hätte (damals noch nicht), hatte ihn einfach ins Meer geworfen!
    Ein schrecklich behaartes Monster, das ich im ersten Moment für einen Menschen gehalten hatte. Aber die Umrisse seines Kopfes hatten eher zu einem zähnefletschenden Hund - oder zu einem Wolf gepaßt. Und seine Hände .
    Plötzlich erinnerte ich mich, was Vater mir bei unserer Ankunft in Marseille offenbart hatte - bevor er in Lucrezias Bann geraten war. Er hatte von seiner Befürchtung erzählt, Lecocks Vieh könnte von demselben Wolf zerrissen worden sein, der auch schon in Perpignan sein Unwesen trieb - und dort Mutter tötete.
    Mutter .
    Nie hatte er mir Näheres über die Umstände ihres Todes verraten.
    Es war auch kaum denkbar, daß uns ihr vierbeiniger Mörder zum Hof des Bauern Lecock und anschließend weiter nach Marseille gefolgt war, dort lange, lange abgewartet und sich schließlich mit an Bord der Karavelle geschlichen hatte .
    Nein, das war schlicht unmöglich!
    So sehr ich mir dies auch einreden wollte, es fand keinen großen Nachhall in mir.
    Es war ja kein Wolf gewesen, der Vater umgebracht hatte - es war etwas vollkommen Absonderliches, auf zwei Beinen Stehendes und nur in Details wölfisch Wirkendes gewesen!
    Und dieser Monstrosität, von deren Existenz mir niemand je berichtet hatte, traute ich manches zu .
    . auch daß sie immer noch an Bord war.
    Irgendwo auf oder unter Deck. Irgendwo auf der Suche nach weiteren Opfern, die es ...
    Ein Geräusch unmittelbar hinter mir zerschnitt den Gedankenfluß.
    Und dann berührte es mich - * Ich wirbelte herum. Der Schrei, der aus meiner Kehle drängte, wurde von einer fleischigen Hand, die sich mir auf den Mund preßte, erstickt.
    Ich erschrak mich fast zu Tode.
    Bis ich Gijsbrecht, den Smutje, erkannte, der mich nach meinem Erwachen aus der Ohnmacht mit kräftiger Brühe, Suppe und frischem Obst wieder aufgepäppelt hatte.
    Obwohl Gijsbrecht ein wortkarger Mann und viel älter als Vater war, hatte ich einige Zuneigung für ihn entwickelt. Wenn er redete, beherrschte er Französisch wie seine Muttersprache.
    Und jetzt raunte er mir zu: »Still! Irgendwo hier ist es ...«
    Es erübrigte sich nachzufragen, wovon er sprach. Ich nickte, und er löste die Hand von meinen Lippen.
    Im Mondenschein sah ich, daß er ein gewaltiges Kombüsenmesser umklammert hielt.
    »Zum Kastell!« flüsterte er weiter. »Lauf vor mir her ...«
    Ich gehorchte stumm. Entsetzen und Angst in einer nie erlebten Dimension lähmten meine Zunge.
    Vor uns lag quer über den Boden ein Hindernis. Wir konnten es nicht umgehen. Es hätte zuviel Zeit gekostet.
    »Sieh nicht hin«, wisperte Gijsbrecht. Er steckte das Messer in den Gürtel, um mich unter den Achseln fassen zu können, und hob mich über den Toten hinweg.
    Ich hatte natürlich längst gesehen, daß es ein übel zugerichteter Matrose war, dessen Kopf nur noch vom Rückenwirbel gehalten, unmöglich verdreht und wie eingeklemmt unter einem seiner Arme lag.
    Nur eine durch und durch blutrünstige, gewissenlose Bestie konnte so etwas anrichten. Es erinnerte beklemmend an den Schafskopf, mit dem Lecock damals in der Luft herumgefuchtelt hatte .
    Als ich ein tiefes Knurren hörte und einen Luftzug spürte, mit dem etwas hinter mir auf die Planken des Schiffes prallte, blickte ich reflexartig über die Schulter und sah gerade noch, wie Gijsbrecht mit zu Boden gerissen wurde.
    Sein Schrei verendete in einem gurgelnden Röcheln, als befände sich sein Mund unter Wasser.
    Ich hörte ihn noch stöhnen: »Lauf!« - dann folgte ein unmenschliches Gebrüll und Fauchen, und ohne noch einmal hinter mich zu blicken, rannte ich auf das Kastell zu, dessen Tür sich unmittelbar vor mir bereits öffnete, während meine Gedanken noch um die Frage kreisten, was ich tun sollte, wenn sie verschlossen war.
    Alles ging so schnell, daß ich kaum Zeit hatte, an Gijsbrecht zu denken.
    Und dann kauerte ich zwischen den anderen, die - um den Kapitän geschart - im Licht einer Kerze saßen und aussahen, als hätten sie den Leibhaftigen gesehen.
    Endlich stammelte ich: »Gijsbrecht - er ...«
    Van Vindt schnitt mir das Wort ab: »Er war nicht davon abzubringen, nach dir zu schauen. Dieser Narr! - Wo ist dein Vater?«
    Mir schossen die Tränen in die Augen, und die nächsten Minuten war ich nicht fähig, irgend etwas zu sagen.
    Jemand legte eine Decke um meine Schultern, und

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