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Der Pfad der Woelfin

Der Pfad der Woelfin

Titel: Der Pfad der Woelfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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die Reling, um mehr von dem näherrückenden Land zu erkennen, das ein Teil von Afrika sein sollte. Der Rand, von dem aus man in die märchenhaften Gefilde tief im Innern gelangen konnte, von denen Vater mir vorgeträumt hatte und an deren Zauber ich nur allzu gern geglaubt hätte.
    Als mein Name geflüstert wurde, begriff ich es nicht gleich.
    Aber dann, beim zweiten Mal, war mir, als rammte mir jemand einen Dolch direkt ins Herz.
    Meine Hände krampften sich um das Geländer der Reling, und ich wagte nicht, mich umzudrehen.
    »No-na .«
    Die Stimme war so leise, daß nur ich sie hören konnte. Niemand dort oben, wo van Vindt seine Leute um sich scharte, wurde aufmerksam.
    Trotz der geringen Lautstärke gab es nicht den geringsten Zweifel, wem die Stimme gehörte.
    Einem spukenden Geist, der offenbar keine Ruhe auf dem Grund des Meeres fand. Meinem - Vater .!
    *
    »Paß auf, daß dich niemand sieht ... Niemand!«
    Ich sah ihn durch die handhoch angehobene Decksluke, die in einen der Laderäume führte. Die Sonne schien genau auf seine eingefallenen Züge und beendete jeden Glauben an einen Spuk.
    Er war kein Geist.
    Er lebte!
    Aber - wie konnte das sein ...?
    »Komm!«
    Hatte er sich vor dem Monster versteckt?
    Mir schwirrte der Kopf, denn ich hatte doch gesehen, wie er über Bord gegangen war. Ich konnte mich doch nicht so getäuscht haben Und warum wollte er nicht, daß die anderen auf ihn aufmerksam wurden?
    Ich sah zum Kastell.
    Es achtete immer noch niemand auf mich. Van Vindt hatte ein Fernrohr auseinandergezogen und ans Auge gesetzt, und die Umstehenden lauschten erwartungsvoll seinen Kommentaren, die er zu dem, was er von der näherrückenden Küste sehen konnte, abgab.
    Ich machte ein paar zitternde Schritte auf die Luke zu.
    Und dann flüsterte Vater etwas Eigenartiges: »Du brauchst dich ... nicht zu fürchten!«
    Dabei verursachte mir sein Anblick nicht Furcht, sondern unbändige Freude und vor Erleichterung zitternde Knie ...
    Ein letzter Blick zum Kastell, dann zögerte ich nicht länger, sondern hob die Luke und kletterte hinein. Durch den verbleibenden Spalt fiel genügend Licht herein, um meinen in der Ecke kauernden Vater zu erkennen.
    »Hat dich jemand gesehen?«
    »Nein! Aber ich verstehe nicht .«
    »Setz dich ... zu mir!« Er zeigte auf eine Stelle vor sich.
    Ich gehorchte und sah das Blut. Es war aus zwei Wunden ausgetreten, einer großen am Bauch, wogegen er beide Hände preßte, und einer kleineren, die sich in seiner rechten Brust befand. Dieser zweiten schenkte er kaum Beachtung, obwohl auch sie nicht ungefährlich schien.
    Er folgte meinen Blicken und sagte: »Es sieht nur aus, als ob ich daran sterben müßte - ich wünschte mir, ich würde, aber so einfach ist es nicht!«
    Diese Worte zerstörten jede Wiedersehensfreude in mir. »Was redest du da?«
    »Die Wahrheit«, entgegnete er leise. »Und du wirst mir gleich recht geben - gleich .«
    Ohne mein Zutun ballten sich meine Hände zu Fäusten. Was tat er mir jetzt schon wieder an? Was hatte ich ihm getan, daß er mich behandelte wie .
    »Du hast mich so oft nach deiner Mutter gefragt«, sagte er und zog die Luft ein, als könnte er sie für immer in sich behalten. »Du hattest jedes Recht der Welt, es zu tun. Aber ich . habe dich immer belogen.«
    »Belogen?«
    Er nickte. Einen Moment lang lösten sich die Hände von seinem Bauch, und ich glaubte Bewegung darunter zu erkennen. Bewegung seines auseinanderklaffenden Fleisches, das sich langsam wieder . zusammenzog.
    Ich saß da, als hätte jemand mein Rückgrat durchtrennt - unfähig, das zu tun, was ich in diesem Moment am liebsten getan hätte: Fliehen!
    »Es ist viel verlangt, wenn ich dich bitte, daß du mir glaubst. Ich selbst habe die Wahrheit erst von Lucrezia erfahren. Die ganze scheußliche Wahrheit über den Fluch, dem niemand, der davon befallen ist, entkommen kann .«
    »Welcher - Fluch?« Ich hörte mir zu, wie ich die Frage stellte, und ich hätte geschworen, daß nicht ich es war, die es wissen wollte.
    »Der Reihe nach. Laß es mich ... der Reihe nach erklären. Lucrezia war der Schlüssel. Sie öffnete mir die Augen über mich und meine Taten. Und das konnte sie nur, weil sie selbst . kein Mensch mehr war .«
    »Ich weiß, daß sie kein Mensch war! Sie war eine Hexe - eine schreckliche Frau, die -«
    »Sie war eine Vampirin.«
    Er ließ das Wort wirken, und als ich schwieg, weil ich darauf wartete, daß er es mir erklärte, fuhr er fort: »Die Welt ist nicht nur von

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