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Der Pfad der Woelfin

Der Pfad der Woelfin

Titel: Der Pfad der Woelfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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schließlich schilderte ich, was ich gesehen hatte, bevor ich ohnmächtig wurde.
    »Dann hat es deinen Vater als ersten erwischt .« Van Vindt erklärte mir, daß mit Gijsbrecht nun vermutlich insgesamt vier Mann seiner Besatzung Opfer der schrecklichen Kreatur geworden waren, von der niemand sagen konnte, wann und wie sie an Bord gekommen war.
    Als ich zu erzählen anfing, was ich mit Aurel im Hafenkontor von den Geschehnisse auf der LEVIATHAN erlauscht hatte, hingen alle an meinen Lippen.
    Bis van Vindt fluchend dazwischenfuhr. »Verdammt, hör auf, sol-che Märchen zu erzählen! Du machst alles nur noch schlimmer!«
    Aber die Matrosen drängten mich, weiter zu berichten, und schließlich beugte er sich zähneknirschend dem Willen der Mehrheit.
    Am Ende verfielen alle in wilde Spekulationen. Erst als draußen mit einem Knüppel gegen die Tür geschlagen wurde, hielten alle den Atem an.
    Jeder dachte dasselbe: Hoffentlich hält die Tür!
    Es war beängstigend: Obwohl ich bei einigen der Männer Pistolen sah, wagte es niemand, von innen auf die Tür zu feuern oder gar hinauszugehen. Wären alle auf einmal ins Freie gestürmt, vielleicht Ich gab es auf, darüber zu grübeln, obwohl ich sicher war, daß sie im Falle eines Piratenüberfalls ganz genau gewußt hätten, wie sie sich ihrer Haut zu wehren hatten.
    Aber hier war etwas Übernatürliches im Spiel. Einige hatten die Silhouette des Monsters mit eigenen Augen gesehen, andere hatten von ihnen oder mir erfahren, wie es aussah, und einer behauptete sogar, es mit einer Kugel mitten in die Brust getroffen zu haben - allerdings ohne die geringste Wirkung zu erzielen!
    Dies alles genügte, die Phantasien und Ängste jedes einzelnen zu schüren, so daß letztendlich jeder froh war, als die Geräusche draußen endlich von selbst verstummten und irgendwann der Morgen graute.
    Erst als es richtig hell und die Sonne sichtbar wurde, wagte man sich geschlossen hinaus.
    Ich zögerte kurz, dann folgte ich ihnen, denn ich hatte beschlossen, auf diesem Schiff nie mehr eine Sekunde allein irgendwo verbringen zu wollen - egal wo.
    Mein Hauptinteresse galt Gijsbrecht, der mit zerfetzter Kehle auf den Planken lag, unmittelbar neben dem Toten, über den er mich noch hinweggehoben hatte.
    Erst beim zweiten Hinsehen sah ich, daß er das Messer in der Faust hielt.
    Und daß die Klinge voller Blut war, das nicht von ihm stammen konnte.
    Es war ihm also noch gelungen, nicht nur Fürchterliches einzustecken, sondern auch auszuteilen. Auch wenn ihn dies nicht mehr lebendig machte, erfüllte es mich doch mit einer mir bis dahin unbekannten Form der Befriedigung .
    *
    1. Februar 1516 - der 18. Tag auf See Mein Geburtstag stand vor der Tür, morgen, aber einen Grund zum Feiern gab es nicht. Nicht den geringsten. Ich war zur Vollwaisen geworden. Erst heute, nach dieser furchtbaren Nacht, wurde mir richtig klar, daß ich Vater verloren hatte.
    Was sollte ich in Afrika - ohne ihn?
    Immer wenn ich van Vindts Blick begegnete, sah er mich ganz merkwürdig an. Ich wußte nicht, was hinter seiner Stirn vorging, aber ich ahnte, daß er mich in Tunis den Behörden übergeben würde. Man würde mich in ein Heim stecken - oder ich würde in der Gosse enden, wie die Bandenkinder von Marseille .
    (Ach, Aurel...)
    Nun hatte man es doch gewagt, Kommandos zu bilden, die - jedes drei, vier Mann stark - das Schiff nach der Bestie absuchten, die uns alle terrorisierte.
    Sie mußte noch da sein. Niemand erwartete ernsthaft, daß sie sich nach ihren Untaten selbst im Meer ertränkt hatte.
    Trotzdem blieb alle Suche bis zum Mittag ohne Erfolg - und dann tauchte vor uns, ohne daß Möwengekreische es angekündigt hätte, ein von Hügeln durchsetzter Landstreifen auf. Heller Sand leuchtete in der Mittagssonne so enorm, daß ich es zuerst für Schnee hielt.
    Aber dafür war es zu mild.
    Die Suche nach dem Monster geriet ins Stocken und wurde schließlich ganz abgebrochen.
    Auch ich fühlte mich in der Mittagssonne sicher - seltsam. Als ob nur die Nacht ihre Gespenster besäße ...
    Alles sammelte sich auf dem Aufbau des Kastells, und ich hörte, wie sie sich miteinander besprachen und darüber stritten, wie man die Vorkommnisse an Bord im Hafen von Tunis am geschicktesten publik machen konnte - ohne daß der Verdacht aufkam, es wäre zu gewalttätigen Auseinandersetzungen unter der Mannschaft gekommen.
    Meine Auskünfte über die LEVIATHAN hatten sie vorsichtig gemacht.
    Niemand achtete auf mich, und ich trat ganz nah an

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