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Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Rouaud
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der in den Bergen von Kapernevic lebenden grauen Drachen Berechnungen zu Masse, Gewicht und Geschwindigkeit angestellt. Wenn allerdings ein roter Drache dabei sein sollte …«
    »Wissenschaftler«, schimpfte Laerte. »Wir hätten besser einen Zauberer genommen.«
    Aladzio schüttelte den Kopf. »O nein. Glaubt mir, ich verstehe etwas von Magie, aber die Ergebnisse waren nie schlüssig.« Er senkte den Blick. »Zumindest, wenn ich es ausprobiert habe … Meine Berechnungen sind richtig, das dürft Ihr mir glauben. Ich bin nämlich … ich bin wirklich begabt.«
    Der Erfinder war so verlegen, dass Laerte von ihm abließ. Er betrachtete die Netze, die von den Soldaten zwischen den Bäumen aufgespannt wurden. In einigen Stunden würde ein kleines Kontingent einen Ausfall vortäuschen und die Aufständischen samt den von ihnen aus ihren Höhlen gelockten Drachen an diesen Platz locken. Die Taktik der Rouargs in den Salinen hatte Nachahmer gefunden. Laerte hörte den Schnee unter Aladzios Stiefeln knirschen. Auch wenn der Alchimist vor Angst und Kälte zitterte, er ließ sich nicht abweisen.
    »Von dem, was hier geschieht, hat Herzog De Page mir nichts berichtet«, seufzte er.
    »De Page?«
    »Mein Mäzen«, erklärte Aladzio. Er ging jetzt rechts neben Laerte. »Also zumindest im Moment. Seinetwegen habt Ihr Euch schließlich herbemüht. Zumindest nehme ich es an. Es gibt allerdings auch noch andere, die sich gern meine Dienste sichern würden. De Page hat mich zu Studienzwecken hergeschickt, nicht um Schlachten zu schlagen.«
    Seine Stimme verlor plötzlich jeden Klang, und sein Blick glitt über den verschneiten Waldrand.
    »Um ehrlich zu sein und bei allem Respekt für Euch, Ritterlehrling – ich begreife diesen Krieg nicht.«
    Laerte warf ihm einen Blick zu, den er ohne zu blinzeln aushielt. Trotz eines Anflugs von Furcht in seinen Augen fuhr er fort: »Es stimmt. Ich persönlich habe überhaupt nichts gegen diese Leute. Sie kämpfen doch nur für … also, sie wollen, dass man sie anhört, oder? Sie möchten über ihr Schicksal mitreden dürfen, also ich … ich …«
    »Für das, was du mir da gerade gesagt hast, könntest du gehenkt werden«, sagte Laerte ernst.
    Aladzio wandte die Augen ab. Um seine Lippen spielte ein schwaches Lächeln. »Weil ich meine Meinung ausgesprochen habe?«, entrüstete er sich. »Ich versuche doch nur, den Dingen auf den Grund zu gehen. Also, ich meine …«
    Laerte schüttelte unwillig den Kopf. Der Erfinder stürzte sich in einen seiner endlosen Monologe, doch der Junge hörte nicht mehr zu. Inzwischen waren die Soldaten mit den Netzen fertig. Würden sie den Drachen standhalten? Laerte verstand nicht, wie ein Mann wie Dun so leichtsinnig sein konnte, eine Strategie auf ein derart wackliges Fundament zu gründen. Zu den tausend Fragen in seinem Kopf gesellten sich Furcht und Erregung. Für ihn war jede Schlacht eine Gelegenheit, sich selbst zu vergessen und für groß und stark zu halten, sobald er dem Feind gegenüberstand. Jede Konfrontation beruhigte ihn und gab ihm die Gewissheit, irgendwann doch noch so zu werden, wie er es sich erhoffte, um eines Tages seine Familie rächen zu können. Dabei war es ihm egal, dass er gegen Menschen kämpfte, die sich der Sache der Republik verschrieben hatten. Auch der Traum seines Vaters war ihm nicht mehr wichtig. Sein Vater war tot, und Meurnau und seine Männer hatten sich ungeniert dieses Traums bemächtigt.
    All das jedoch interessierte ihn nicht besonders. Hier im blendend weißen Schnee von Kapernevic ging es um viel mehr als die Wünsche Oratio von Usters. Es ging um Laertes eigenen Traum. Verglichen mit den Drachen waren Stromdag und seine Truppen ein Nichts.
    Nach allem, was Laerte über die Drachen wusste, waren sie ebenso dumm wie die Rouargs. Allerdings gab es eine Spezies, die den anderen an Stärke, Größe und Intelligenz weit überlegen war: die sagenhaften roten Drachen. Zwar hatte Dun die von dieser Rasse ausgehende Gefahr ziemlich heruntergespielt, seinen Zögling aber trotzdem recht eindringlich gewarnt. Dieser Widerspruch war Laerte Beweis genug.
    Der rote Drache bedeutete die größte Herausforderung der Welt, und Laerte betete insgeheim darum, sich ihr stellen zu dürfen.

    Bei Einbruch der Nacht bezogen die Soldaten ihre Stellungen. Sie verbargen sich hinter Schneehaufen. Männer mit Äxten pressten sich an Baumstämme, um auf Befehl die Seile zu durchtrennen, die Aladzios Netze noch am Boden hielten. Ein funkelnder

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