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Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Rouaud
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Stern nach dem anderen kam inmitten der eisigen Dunkelheit zum Vorschein. Dun befahl, rings um die Fallen Fackeln zu entzünden. Er selbst bezog Stellung oben auf dem Wall, nur wenige Meter von den Bäumen entfernt. Die Spannung stieg. Der Soldat neben Laerte zitterte, und das sicher nicht nur, weil ihm kalt war.
    Die als Lockvogel losgeschickte Abteilung war bereits seit einer Stunde unterwegs, als sich Negus mit gezücktem Schwert neben einem Baumstamm aufstellte. Ein paar Männer husteten. Sonst war außer dem Wind in den Zweigen nichts zu hören.
    »Äh … entschuldigt bitte … entschuldigt«, hörte Laerte eine zaghafte Stimme hinter sich. Jemand tippte ihm auf die Schulter.
    Es war Aladzio, was Laerte kaum überraschte. Das Gesicht des Erfinders sah in der Dunkelheit bleicher aus als der Mond. Nervös knetete er seinen Hut in den Händen.
    »Muss ich wirklich bleiben, Herr? Ich würde Euch kaum von großem Nutzen sein. Ich glaube, ich …«
    »Halt den Mund!«, fuhr Laerte ihn an und machte ihm ein Zeichen, sich zurückzuziehen.
    »Gut, ich nehme jetzt einfach einmal an, Eure Geste bedeutet: Natürlich, mein Bester, verkrieche dich getrost in deinem warmen Zimmer in Kapernevic«, sagte Aladzio. »Du hast die Falle ganz hervorragend ausgetüftelt und verdienst ein leckeres Hühnergericht vor dem Kamin.«
    Unwillkürlich musste Laerte grinsen. Der Erfinder plagte einen manchmal so sehr, dass es besser war, sich über ihn zu amüsieren.
    Aladzio entfernte sich. Seine Schritte knirschten im Schnee.
    Plötzlich gab es irgendwo im Wald ein kaum vernehmliches Geräusch. Es war nicht einmal laut genug, um Laertes Herzklopfen zu übertönen, trotzdem griff er instinktiv nach seinem Schwert. Ihm war kalt. Es drängte ihn danach, sich zu bewegen, um sich wieder lebendig zu fühlen. Die unbewegliche Stellung hinter dem Wall zerrte allmählich an seinen Nerven.
    Auch Dun griff nach seiner Waffe. Hatte er ebenfalls etwas gespürt? »Sie kommen«, flüsterte er.
    »Wirklich hören kann ich nichts«, erwiderte Laerte leise.
    »Ihm kannst du blind vertrauen«, kam Negus’ Stimme hinter einem nahen Baum hervor. Er zwinkerte Laerte zu und hielt sich die Klinge seines Schwertes vor das Gesicht. Laerte fühlte sich keineswegs beruhigt.
    Dun ging davon aus, dass Stromdag die Drachen vorschicken würde. Während die Tiere damit beschäftigt wären, lästige Krieger zu jagen, würde der Anführer vermutlich den Durchbruch nach Kapernevic versuchen, weil er überzeugt war, mit seinen Truppen in der Überzahl zu sein. So würden sie im vollen Vertrauen auf ihre Überlegenheit in den Hinterhalt laufen. Die Fackeln würden die Drachen erschrecken. Hinter dem Wall würden die kaiserlichen Soldaten auftauchen, von ihrem Überraschungsmoment profitieren und die Reihen der Rebellen in Unordnung bringen. Was die Drachen anging, so würde Aladzios Erfindung dafür sorgen, dass sich die Waagschale zugunsten der Kaiserlichen neigte. Bei ihrem Angriff sollten sich die Drachen nämlich in den Netzen verfangen. Vorausgesetzt, sie hielten.
    »Alle bleiben auf ihren Positionen«, befahl Dun im Flüsterton und ging selbst nun auch in die Knie.
    Laerte beobachtete, wie sein Meister die Hand auf den Schnee legte und in die Ferne blickte, obwohl hinter der Fackelreihe nichts als Finsternis zu sehen war.
    Wenige Sekunden später drang ein eigenartiges Geräusch durch den Wald. Je näher es kam, desto mehr hörte es sich an, als würde man einen Sack voller Metallteile schütteln. Die Rüstungen, dachte Laerte und zog ganz langsam sein Schwert aus der Scheide. Das nachfolgende Rattern bestätigte seinen Gedanken. Die Treibertruppe kehrte zurück, dicht gefolgt von Stromdags Armee.
    »Sie kommen!«, schrie jemand, und ein anderer Soldat rief: »Alarm!«
    Laerte schnellte hoch, doch die ruhige Stimme des Generals zwang ihn zurück. Noch war der Zeitpunkt nicht gekommen, sich in die Schlacht zu werfen. Noch nicht. Aber bald!
    »Lanzen vor!«, befahl Dun.
    Die Soldaten der vordersten Reihe brachten ihre Lanzen in Stellung. Einige Schritte weiter bereiteten sich die Fußsoldaten darauf vor, mit ihren Äxten die Halteseile der Netze zu durchtrennen. Die Kiefernzweige begannen sich zu bewegen. Der Sturm war nicht mehr fern. Schneebrocken glitten leise raschelnd aus den Baumwipfeln. Das Klirren der Rüstungen und der schwere Atem der Soldaten bei ihrem Lauf durch den Wald wurden immer deutlicher.
    »Sie sind da!«
    Ein Mann sprang aus dem Schatten der Bäume.

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