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Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Rouaud
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Ein Dutzend weitere folgten. Hinter ihnen bogen sich die Kiefern.
    Endlich durfte Laerte aufstehen. Sein Herz schlug zum Zerspringen, und er atmete fast ebenso rasch wie die eintreffenden Lockvogel-Soldaten, die sich hastig hinter dem Wall in Sicherheit brachten. Unmittelbar hinter dem Vortrupp erschien eine riesige Schnauze zwischen den Bäumen. Der Drache fletschte die scharfen Zähne, bereit, den erstbesten Menschen zu verschlingen. In der Tiefe der Drachenkehle wabbelten Fleischfetzen um ein Zäpfchen, das gut und gern so dick war wie ein Männerarm. Das Tier brüllte wütend auf.
    Seine Artgenossen unmittelbar hinter ihm antworteten sofort. Einer der Drachen trug eine Halskrause aus zerrissener Haut. An den hellen Flecken auf ihren Schuppen und den Streifen auf ihren Flügeln konnte man sie gut unterscheiden, doch alle waren gleichermaßen wütend. Ihre weit geöffneten Rachen kannten nur ein Ziel: Menschenfleisch.
    »Jetzt!«, befahl Dun und richtete sich auf.
    Laerte ertappte sich dabei, Angst vor den wütenden Tieren zu haben. Die Äxte sausten auf die Halteseile nieder. Alle Netze schnellten gleichzeitig hoch und schlossen ihre Maschen um die gierigen Schlünde der Drachen. Ein Tier nach dem anderen verfing sich in den Fallen.
    Die Drachen waren so dunkel gefärbt, dass man sie in der Finsternis kaum sah, doch die Fackeln spendeten genug Licht, um die Tiere von den Bäumen zu unterscheiden. Nun machten sich die Lanzenträger bereit. Schreiend warfen sie sich den Tieren entgegen und durchbohrten die langen Schuppenhälse mit ihren Waffen. Unter den entgeisterten Blicken seines Lehrlings sprang Dun mit einem Satz auf die Schnauze des ersten Drachen und durchbohrte mit einem gezielten Schwertstreich ein weit aufgerissenes Auge, ehe er sich wieder in den Schnee fallen ließ. Als er sich jedoch zu seinem Schüler umwandte, schaute dieser schon längst nicht mehr hin.
    Nur noch die Drachen interessierten ihn. Ihre langen Schnauzen hatten sich in den Netzen verheddert, schleimiger Geifer troff von ihren Fangzähnen. Aus ihren Nüstern drangen weiße Rauchwolken empor. Ihre langen Körper waren mit feuchten Schuppen und Warzen bedeckt, ihre Hautflügel schlugen wild in der Hoffnung, sich von den Fesseln befreien zu können. Aber die Netze hielten gut.
    »Grenouille!«
    Die wütenden Tiere tobten und zerkratzten Schnee und Boden mit ihren riesigen Tatzen.
    »Grenouille, bei allen Göttern, beweg dich endlich!«
    Duns Stimme überraschte Laerte, weniger allerdings als die Flut von Kriegern, die wie ein tosender Strom zwischen den Bäumen hervorbrach. Soldaten, Söldner und Bauern schwenkten wütend ihre Schwerter, Dreschflegel, Kriegsbeile und einfachen Schaufeln. Sie rannten an den gefesselten Drachen vorbei oder kletterten auf ihre noch warmen Kadaver, bereit, ihr Leben für ihre Überzeugung zu lassen. Keiner von ihnen war bereit aufzugeben.
    Nun sprangen die Soldaten des Kaisers aus der Deckung und stürmten auf die Aufständischen zu. Der Zusammenprall war fürchterlich. Die Schreie der Kämpfenden mischten sich mit dem Klirren der Waffen, dem Stöhnen der Sterbenden und dem Brüllen der gefangenen Drachen. Laerte kämpfte mitten im Chaos mit beeindruckender Präzision. Sein Atem beschleunigte sich, sein Herz jubilierte. Alles war schnell, gewaltsam und – erhaben. Hier, mitten im Herzen der Schlacht, fühlte er sich stark, mächtig und unantastbar.
    Er parierte er einen Hieb von rechts und wich rasch zurück, um einem zweiten aus dem Weg zu gehen. Mit der freien Hand versetzte er einem Söldner einen Schlag auf den Kopf und ließ sein Schwert kreisen, um sich die Gegner vom Leib zu halten. Plötzlich erklang eine vertraute Stimme.
    »Grenouille, da drüben!«
    Ein einzelner Mann stand mit einem Säbel in jeder Hand vor Laerte. Als er losstürmte, musste sich Laerte nur hinknien und sein Schwert heben. Der Mann rannte in die Klinge und wurde aufgespießt. Er gab keinen Laut von sich. Schnell zog Laerte die bluttriefende Waffe aus seinem Körper und drehte sich zu Dun um.
    Der General kämpfte gleichzeitig gegen mehrere Gegner. Kraftvoll parierte er ihre Angriffe und wartete nur darauf, dass sie sich eine Blöße gaben, um ihnen den Todesstoß zu versetzen.
    »Achte auf den Drachen!«, schrie er dem Jungen zu und deutete mit dem Kopf auf eines der Tiere, das sich in heftigen Zuckungen wand. Es war größer und stärker als die anderen und bemühte sich, die Maschen des Netzes zu zerreißen. Sein gesamter Kopf

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