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Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Rouaud
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verschwunden.
    Ein vernünftiger Plan?
    Vernünftig …

    »Vernünftig?«, wiederholte Grenouille und legte einen Schritt zu, um auf gleicher Höhe mit Dun zu bleiben. »Diesem Schwachkopf zu vertrauen ist alles andere als vernünftig. Negus hat Euch doch erzählt, dass er mit seinen Experimenten schon mehrfach die Scheune abgefackelt hat.«
    Dun lächelte nur. Am Waldrand hielten sie an. Die Spuren im Schnee hinter ihnen bildeten einen kleinen Trampelpfad, der bis zum weit hinter ihnen im Dunst verschwimmenden Dorf Kapernevic zurückreichte. Aus den Kaminen der Steinhäuser drang grauer Rauch, der sich in den weißen Himmel kringelte. Der Nachmittag neigte sich seinem Ende zu. Seit dem frühen Morgen bauten Negus’ Soldaten an den Drachenfallen, die sich Aladzio in der Nacht ausgedacht hatte. Dass der Erfinder in ihrem Plan eine so wichtige Rolle spielte, gefiel Grenouille überhaupt nicht. Nicht nur, dass er Aladzio misstraute – er konnte ihn einfach nicht ertragen. Der Erfinder hatte nämlich eine auffällige Schwäche: Er redete ununterbrochen über alles und jedes, geriet schnell ins Schwärmen und begeisterte sich wortreich für die kleinste Idee.
    Als Dun ihm vorschlug, sie beim Kampf gegen Stromdags Truppen zu unterstützen, ließ sein Redefluss nach. Zunächst war er ein wenig nervös, doch dann machte er sich an die Arbeit und erfand ein Netz, das auch Drachen standhielt.
    »Du wartest hier. Ich muss mich noch mit Negus absprechen«, befahl Dun seinem Knappen und setzte seinen Weg zwischen den Kiefern fort.
    Negus ging auf einem lang gestreckten Wall hin und her. Hinter dem Wall bereiteten sich die Lanzenträger auf den Kampf vor. Unter dem missmutigen Blick seines Zöglings trat Dun auf den Freund zu. Wenige Schritte daneben gab Aladzio vier rings um ein Netz knienden Soldaten letzte Tipps.
    »Vernünftig«, wiederholte Laerte düster und seufzte. »Wir sehen dem Tod mitten ins Auge.«
    Die beiden Generäle besprachen sich, ohne ihn zu beachten. Als der Junge sah, dass Aladzio direkt auf ihn zukam, wünschte er sich meilenweit weg. Ehe er sich jedoch davonmachen konnte, rief der Erfinder ihn an.
    »Grenouille! Schön, Euch zu sehen!«
    Jetzt musste er gute Miene zum bösen Spiel machen, denn die Soldaten beobachteten ihn. Die Wangen des Erfinders waren rot vor Kälte. Sein Dreispitz saß fest auf seinem Kopf.
    »Tut mir leid, dass wir gestern in der Taverne nicht miteinander reden konnten. Ich habe Euch allein dort sitzen lassen, aber ich …«
    »Nicht so schlimm«, schnitt Laerte ihm das Wort ab.
    »… musste mein Gepäck vorbereiten«, fuhr Aladzio unbeeindruckt fort. »Da dachte ich ja noch, dass wir heute abreisen. Jetzt reiten wir zwar doch noch nicht, aber so ist es nun einmal.«
    Er stützte die Hände in die Hüften und betrachtete den Wald mit verträumtem Blick. »So ist es nun einmal«, seufzte er erneut. »So ist das Leben. Mal glaubt man, dass etwas geschieht, und dann passiert doch wieder nichts. Man glaubt, zu einem bestimmten Ziel unterwegs zu sein, und dann spielt uns das Schicksal einen überraschenden Streich, der …«
    Laerte nickte kurz, wandte sich ab und entfernte sich langsam Schritt für Schritt von Aladzio.
    »Was ich nur wissen wollte«, rief Aladzio ihm nach, »muss ich während der Schlacht hierbleiben, oder kann ich nach Kapernevic zurückgehen? Ich glaube kaum, dass ich eine große Hilfe wäre und …«
    Seine Stimme klang nervös. Er rang die behandschuhten Hände. Bei jedem Atemzug stand ein weißer Hauch vor seinem Mund.
    »Das hängt davon ab«, erwiderte Laerte mit einem kleinen bösen Lächeln.
    Langsam drehte er sich wieder um und musterte den Erfinder spöttisch.
    »Wenn deine Fallen gut sind, werden Stromdags Männer die Linie nicht überschreiten können. In diesem Fall gehst du nicht das geringste Risiko ein, wenn du vom Waldrand aus den Kampf beobachtest.«
    »Stimmt schon«, nickte Aladzio. Ein beschämtes Lächeln huschte über sein Gesicht. »Es wäre nicht riskant. Allerdings ist es so, dass in jeder Wissenschaft immer ein Teil Unsicherheit steckt. Ich bin Wissenschaftler. Und diese Pläne sind ein Experiment.«
    »Willst du etwa behaupten, deine Drachennetze sind nicht sicher? Und dass alles nur ein Versuch ist?«
    Mit jedem Schritt Laertes auf ihn zu wich Aladzio ein Stück zurück. Laerte blickte ihn streng an.
    »Nein, ich erhebe nur keinen Anspruch auf Vollkommenheit«, entgegnete Aladzio immer noch lächelnd. »Ich habe aufgrund unserer Kenntnisse

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