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Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Rouaud
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zurückkehren? Aber eigentlich verspürte er gar keine Lust zu fliehen. Neben ihm stand Laerte und wog prüfend ein Schwert in der Hand.
    »Was willst du damit?«, fragte Dun.
    Die einzige Antwort bestand in einer durch die Luft zischenden Klinge, die sich vor seinen Füßen in den Boden bohrte. Mit einer Handbewegung schlug Laerte seinen Umhang zurück. Sein eigenes Schwert steckte noch im Gurt. Wenn sich sein Meister nicht an Eraëd wagte, würde er sich wohl oder übel mit einer anderen Waffe begnügen müssen.
    »Nimm es!«, befahl Laerte knapp.
    »Dann willst du jetzt also mit mir abrechnen«, stellte Dun trocken fest.
    »Als du gesehen hast, wie ich am Hafen Enain-Cassart ermordet habe, was wolltest du da tun?«, erkundigte sich Laerte mit einem seltsamen Lächeln. »Und was war, als du mich nach Negus’ Tod verfolgt hast? Du wolltest mich herausfordern, nicht wahr? Nun, jetzt hast du Gelegenheit dazu.«
    »Aber ich habe einen Mann verfolgt, den ich für Logrid hielt.«
    »Auch er war dein Schüler, richtig? Bist du manchmal enttäuscht, wenn du dir das Resultat deiner Lehrtätigkeit so ansiehst?« Laerte breitete die Arme aus. »Nun, nach all den Jahren stehe ich jetzt vor dir. Ich habe dich während dieser ganzen Zeit angelogen. Spürst du denn keine Wut in dir? Du weißt es. Du fühlst es. Der Untergang des Kaiserreichs ist meine Schuld. Die Schuld des Schattens von Laerte von Uster.«
    Dun senkte den Kopf und blickte auf den Griff seines Schwertes.
    »Der Mann, den ich gekannt habe, hätte gekämpft und dieses Haus hier in Schutt und Asche gelegt«, fuhr Laerte fort. »Er hätte sich widersetzt. Du aber lässt alles mit dir geschehen. Nicht nur dein Körper ist alt geworden, sondern auch deine Seele.«
    Laerte sah, wie der alte Mann zitterte. Jeder Zug seines Gesichts verhärtete sich. Er wandte den Blick nicht von dem vor ihm im Boden steckenden Schwert.
    Dun zügelte seinen Zorn. Aus dem Augenwinkel sah er Viola am Fenster. Wenn ihr die Situation auch nicht gefiel, so schritt sie doch immerhin nicht ein.
    »Ich dachte, du würdest mich erst ganz zum Schluss töten«, lächelte Dun traurig. »Aber das wäre wohl zu viel der Ehre.«
    »Ehre? Die hattest du doch nie!«, fauchte Laerte. »O ja, du warst ein ganz besonderer General. Ein Bauerntölpel, dem es gelungen ist, sich an die vollen Tafeln des Adels einladen zu lassen.«
    »Das genügt«, sagte Dun leise.
    »Ist dir niemals aufgefallen, für wie dämlich dein geliebter Kaiser dich hielt? Du warst seine willige Waffe. Ein großer Krieger – das ganz bestimmt –, aber einer mit einem Spatzenhirn.«
    »Hör auf!«
    »Der Mann aus dem Westen zu Füßen des Kaisers. Aber du hast geschworen, ihn zu verteidigen«, fuhr Laerte unbeirrt fort.
    »Hör auf!«
    »Du hast alles verloren, Daermon. Sowohl die Welt, der du dein Leben geweiht hast, als auch das bisschen Ruhm, das du dir erworben hast. Niemand respektiert dich mehr. Noch nicht einmal du selbst, sonst wärst du nie so tief gesunken. Hätte es je einen Grenouille gegeben, deinen Grenouille, dann hätte er dich ganz bestimmt nicht als Vater gewollt.«
    Mit einer blitzschnellen Bewegung griff der alte Mann nach dem Schwert. Unter Violas entsetztem Blick stürmte Laerte vor und griff als Erster an. Dun hatte gerade noch Zeit, die Klinge aus dem Boden zu ziehen und zu parieren. Mit dem Knie versuchte er, den Angreifer zurückzudrängen. Laerte wich aus, drehte sich um die eigene Achse und versetzte dem General einen heftigen Fausthieb in die Leistengegend. Wieder kreuzten sich die beiden Klingen und streiften kreischend aneinander vorbei.
    Viola, die immer noch am Fenster stand, wurde blass. Sie wollte sich gerade zur Tür wenden, als Rogant ihr eine Hand auf die Schulter legte.
    »Warte«, beschwichtigte er sie.
    Widerwillig kehrte sie ans Fenster zurück, um einem Kampf beizuwohnen, dessen Ausgang sie fürchtete.
    »Ist das etwa alles?«, fragte Laerte. »Du bist ja noch toter, als ich dachte.«
    »Ganz so leicht werde ich es dir nicht machen«, gab Dun zurück.
    »Ach wirklich? Wo willst du denn den Schwung hernehmen, Sumpfschnepfe? Steckt vielleicht doch noch ein Soldat in dir?«
    »Ich war General!«
    »Und hast dich von einem kleinen Jungen verschaukeln lassen«, grinste Laerte selbstsicher.
    Ein mächtiger Odem riss eine Schneise in den Hof und walzte direkt auf Laerte zu. Um dem vernichtenden Wind und den aufgewirbelten Kieseln zu entgehen, sprang Laerte rückwärts, fiel aber hin. Sofort war Dun

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