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Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Rouaud
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anzusprechen, wandte er sich ab und widmete sich neugierig einigen interessanten Gerätschaften, die er neben den Büchern entdeckt hatte und deren Verwendung ihm schleierhaft war. Wer sie allerdings benutzte, wurde Laerte schnell klar.
    »Grenouille! Ah, endlich! Grenouille!«, rief eine fröhliche Stimme.
    In einer von wenigen Kerzen spärlich beleuchteten Ecke stieg eine vertraute Gestalt von einer an hohe Bücherregale gelehnten Leiter und kam mit weit geöffneten Armen auf Laerte zu. Wie immer trug er seinen Mantel mit den bauschigen Ärmeln und den Dreispitz, der auf seinem Kopf festgewachsen schien. Ein breites Lächeln lag auf seinem Gesicht.
    »Schön, dich wieder einmal zu sehen, Gren… oh, entschuldige«, korrigierte sich Aladzio. »Laerte natürlich. Ich werde mich wohl nie daran gewöhnen.«
    »Schon gut«, grinste Laerte. »Wer hätte gedacht, dass sich im Keller dieses Turms eine solche Bibliothek verbirgt?«
    »Das ist es ja! Niemand!«, antwortete De Page, der sich inzwischen in einem riesigen Lehnstuhl niedergelassen hatte und verschmitzt das glatt rasierte Kinn rieb.
    »Viola«, rief er, ohne Laerte aus den Augen zu lassen. »Könntest du uns bitte einen Moment allein lassen? Galapa brennt sicher darauf, dir ein paar seiner verrückten Geschichten zu erzählen.«
    Die junge Frau nickte, doch man merkte ihr die Enttäuschung an. Sie wusste zwar, dass man ihr einiges vorenthielt, aber es fiel ihr schwer, sich damit abzufinden. Doch De Page legte großen Wert darauf, alles in der Hand zu haben und Informationen nicht an jeden weiterzugeben.
    »Wie immer?«, erkundigte sie sich desillusioniert. »Ich soll also so tun, als würde ich ihm zuhören?«
    »Sehr richtig«, lächelte De Page.
    Nachdem sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, versetzte Aladzio Laerte einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter.
    »Ich freue mich wirklich sehr«, wiederholte er fröhlich. »Wie lange haben wir uns nicht mehr gesehen?«
    »Drei Jahre«, sagte Laerte.
    Es war in der Villa gewesen – ein kurzes Treffen, ehe er sich wieder auf die Suche nach Esyld machte. Obwohl De Page keine neuen Informationen über ihren Verbleib hatte, konnte nichts Laerte an der Weitersuche hindern, abgesehen vielleicht von seinen Rachegelüsten.
    »Drei Jahre schon?«, wiederholte Aladzio nachdenklich. »Ja, du kamst gerade aus Polieste zurück. Bist du meinem Rat gefolgt und in die Salinen geritten?«
    Laerte seufzte. Die Salinen. Er behielt sich die Grafschaft als allerletztes Ziel vor. In die Sümpfe zurückkehren, Guet d’Aëd wiedersehen, auf alten Wegen wandeln … Es gab viele Gründe dafür, dass es ihm noch schwerfiel. Dabei war es durchaus möglich, dass Esyld nach dem Zusammenbruch des Kaiserreichs in den Salinen Zuflucht gefunden hatte. Sie auch dort nicht zu finden hätte ihn jeder Hoffnung beraubt, sie eines Tages wiederzusehen, daher schob er die Rückkehr in die Salinen widersinnigerweise vor sich her.
    Aladzio, der wusste, dass er ein delikates Thema berührt hatte, lenkte sofort ein.
    »Beche hat viel von dir geredet, weißt du. Ich glaube, sie mag dich.«
    Laerte entspannte sich.
    »Aladzio!«, grinste er. »Beche ist ein Vogel!«
    »Ein Falke!«, entrüstete sich der Erfinder. »Ein Wanderfalke. Und sie hat dir immer treu unsere Botschaften überbracht. Sie ist doch nicht einfach nur …«
    Indigniert presste er die Lippen zusammen.
    »… ein Vogel! « Anklagend wies er auf Laerte. »Sie wäre sicher enttäuscht, wenn sie wüsste, dass du das gesagt hast. Sehr, sehr enttäuscht!«
    Laerte musste unwillkürlich lächeln. Wie gut tat es doch, Aladzio zum Freund zu haben! So wie Rogant ihn mit seiner Ruhe und seiner Beherrschung tröstete, brachte Aladzio mit seinen Verrücktheiten ein wenig Leichtigkeit in sein schweres Herz. Manchmal, wenn er mutterseelenallein am Lagerfeuer saß und spürte, dass seine Wut wieder überhandnahm, stellte er sich vor, Aladzio säße neben ihm.
    Ja, er liebte ihn geradezu. Und er respektierte ihn umso mehr, als er nach dem Tod von De Pages Vater an die Azdekis übergegangen war und wohl oder übel für sie arbeiten musste, insgeheim aber dem Ratsherrn mit Rat und Tat zur Seite stand. Natürlich achtete jeder von ihnen peinlich darauf, dass nichts davon ans Licht kam. Ein Irrtum, ein einziger, unvorsichtigerweise übersehener Text in den Händen Etiennes, und der Erfinder wäre des Todes gewesen.
    Theodus De Page hatte auf dem Totenbett den Azdekis die Dienste Aladzios empfohlen,

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