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Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Rouaud
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des brennenden Podests. Leblose, mit Pfeilen gespickte Körper lagen am Boden. Alle trugen entweder eine Rüstung oder einen Lederharnisch und hatten noch ihr Schwert oder ihre Hellebarde in der Hand. Bisher war noch niemand auf die Söldner auf den Balkonen aufmerksam geworden, die sich nun unter den erstaunten Blicken Etienne Azdekis aufrichteten.
    In der Nähe des Ausgangs zum Spiegelkorridor kniete Esyld am Boden. Mit reglosem Gesicht streichelte sie das schmutzverklebte Haar ihres jungen Ehemanns. In Balians Schulter steckte ein Pfeil, der genau zwischen Schulterstück und Brustharnisch eingedrungen war. Der junge Azdeki atmete langsam. Mit seinem schmerzverzerrten Mund wirkte er wie jemand, der im Schlaf unter einem schrecklichen Albtraum stöhnt. Das Prasseln des Feuers übertönte die Worte, die Esyld ihm zuflüsterte.
    Als sie die Augen hob und den Blick hinter der goldenen Maske erkannte, veränderte sich ihr Gesicht. Wutentbrannt starrte sie den Mann im grünen Umhang an. Mit wundem Herzen wandte sich Laerte ab.
    »So ist das also«, sagte Azdeki, als die Söldner ihre Posten verließen.
    »Wo ist das Liaber Dest? «, schrie Dun.
    Langsam hob der Ratsherr die Hand und nahm seine Maske ab. In seinem Blick war keine Angst mehr zu erkennen. Stattdessen lächelte er traurig, fast ein wenig spöttisch.
    »Sind noch Soldaten in den Gärten? Wo haben Eure Söldner überall gewütet?«, fragte er mit Blick auf die leeren Balkone.
    Dun wollte einen Schritt auf ihn zugehen, wäre aber beinahe über die Leiche eines Hellebardiers gestolpert. Laerte konnte ihn gerade noch halten.
    »Ich bin durchaus in der Lage, selbständig zu stehen«, knurrte der alte Mann unwirsch.
    In seinen geröteten Augen entdeckte Laerte einen seltsamen Funken und nickte. Langsam straffte Dun den Rücken und drehte den Kopf nach rechts und links. In seinem Nacken knackste es.
    Weder für ihn noch für Laerte bedurfte es großer Worte. Beide spürten das, was sie vom Augenblick des ersten Kennenlernens verbunden hatte. Noch heute sahen sie sich Seite an Seite wie Vater und Sohn in den Salinen und in Kapernevic kämpfen und aufeinander achtgeben. Sie brauchten sich nicht abzusprechen. Fast gleichzeitig präsentierten sie ihre Schwerter und bedrohten Azdeki.
    Aus dem Ballsaal drangen die wutentbrannten Stimmen von Soldaten. Sie kamen näher. Offenbar fühlte sich Azdeki sofort sicherer. Er zog sein Schwert, doch dann erkannte er den Nâaga an der gegenüberliegenden Tür. Sein Gesicht verfinsterte sich. Rogant hatte sein Versteck verlassen und verriegelte die Tür vor den anrennenden Soldaten. Schwer atmend wich Azdeki zurück. Jetzt saß er in der Falle. Hinter ihm standen keine Soldaten, die ihm den Rücken freihalten konnten, denn dieser Teil des Palatio war in der Obhut der Söldner gewesen. Ihm blieben lediglich die Bewaffneten, die er mit dem Schutz des Heiligen Buches betraut hatte. In den dichten Rauchschwaden des versperrten Innenhofs erkannte Azdeki die kniende Gestalt seiner Schwiegertochter. Vor ihr lag Balian und berührte mit zitternder Hand den Pfeil in seiner Schulter.
    »Diese Sache betrifft nur uns, nicht wahr?«, rief Azdeki dem alten General zu. »Lasst die beiden da leben.«
    »Ich bin ein Ritter, Etienne«, antwortete Dun und fügte mit leiser Stimme hinzu: »Ich bin es immer gewesen.«
    Er senkte sein Schwert und trat einen Schritt zur Seite, ohne Azdeki aus den Augen zu lassen. Laerte musste mit ansehen, wie Esyld Azdekis verletztem Sohn half, sich aufzurichten. Balian packte den Pfeil in seiner Schulter und versuchte, ihn herauszureißen. Am liebsten hätte sich Laerte blindlings auf ihn gestürzt, ihn verprügelt, bis er um Gnade schrie, und schließlich Eraëd mitleidlos in sein Herz gebohrt. Auf Esylds rußigen Wangen hinterließen ihre Tränen helle Spuren. Flackernde Flammen spiegelten sich in ihren Augen. Selbst schmutzig und unfrisiert bewahrte sie ihre Schönheit, die Laerte schon in den Sümpfen der Salinen immer bewundert hatte.
    »Ich habe dein Wort, Daermon«, rief Azdeki und wich zurück.
    Er atmete schwer. Je weiter er sich in den Korridor zurückzog, desto stärker pfiffen seine Lungen. Seinen Schwertarm hielt er hinter sich, doch die freie Hand hob sich mit jedem Schritt ein Stück höher.
    »Laerte«, raunte Dun.
    Mit einem dicken Kloß im Hals umklammerte Laerte den Knauf von Eraëd. Hinter seiner Goldmaske klebte ihm die Zunge am Gaumen. Er konnte nur noch an Esyld denken. Sie ganz allein wäre in der

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