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Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Rouaud
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Blick des Jungen – war es Verlangen? Oder Wut? –, das ihn neugierig machte. Er trank einen Schluck und begriff sofort, warum das Wasser so faulig geschmeckt hatte.
    »Jetzt einmal ehrlich!«, sagte er und kniff die Augen zusammen. »Wer bist du?«
    Der Blick des Jungen verlor sich in der Ferne. Er spielte mit den Kieseln zu seinen Füßen und warf sie ohne große Begeisterung ins Gras.
    »Du hast doch sicher einen Namen. Wie nennen dich deine Freunde?«
    »Ich habe keinen Namen.«
    »Keinen Namen?«, wunderte sich Dun.
    »Nicht mehr. Ich habe ihn verloren«, erwiderte der Junge gereizt.
    Seine Würfe wurden gezielter.
    »Wo sind deine Eltern?«
    »Tot. Hier herrscht Krieg, falls Ihr das nicht gewusst habt«, fügte er ironisch hinzu und grinste schief. »Ich bin schon vor langer Zeit aus Guet d’Aëd geflohen.«
    »Warum?«
    Der Junge dachte einen Augenblick nach. Kamen ihm schmerzliche Ereignisse in den Sinn? Oder suchte er nach einer Antwort, die glaubhaft erschien? Dun war bewusst, dass sein Retter ein Kind der Salinen und damit möglicherweise ein Aufständischer oder ein Verräter des Kaiserreichs war. Dass der Junge ihn nicht getötet hatte, war eine Sache, dass er aber vielleicht aus einem bestimmten Grund sein Vertrauen gewinnen wollte, eine ganz andere.
    »Weil Krieg war und ich Angst hatte.«
    Dun musterte ihn und zwang sich, einen weiteren Schluck zu trinken.
    »Was ist mit dem Karren? Gehört er dir?«
    »Nein, er ist uralt. Ich benutze ihn als Unterschlupf und habe mich hier versteckt. Eines Tages sah ich Euch vorüberreiten. Ihr wurdet von den Rouargs angegriffen, und jetzt seid Ihr hier.«
    Er hörte auf, mit Steinen zu werfen, doch seine Augen blickten weiter in die Ferne.
    »Es waren drei Tiere«, erinnerte sich Dun. »Hast du etwa ganz allein gegen drei Rouargs gekämpft?«
    »Ich sagte Euch ja bereits, dass ich ein Geheimnis habe.«
    Er sprang auf.
    »Ihr müsst jetzt ausruhen. Ich werde versuchen, uns für heute Abend etwas zu essen zu besorgen. Es gibt hier Frösche, die sind faustgroß. Man nennt sie Bienenstock-Frösche. Ihr Fleisch ist zart wie Hähnchen.«
    Er kroch in den hintersten Winkel des Karrens und förderte einen Rucksack zutage.
    »Hör mal, Kleiner«, rief Dun ihm nach. »Ich weiß deine Hilfe wirklich zu schätzen, aber ich muss unbedingt zurück zu meiner Truppe.«
    Der Junge sah ihn an. »Noch nicht. Ihr seid noch zu schwach.« Er schulterte den Rucksack und verschwand hinter dem Karren.
    »Kleiner! He, Kleiner! Komm zurück!«, rief er ihm hinterher.
    Doch der Junge antwortete nicht.
    Dun ließ sich auf sein Lager zurücksinken und schloss die Augen. Sein Kopf war bleischwer. Er bemühte sich nachzudenken, wie er es anstellen könnte, in das Lager der Kaiserlichen zurückzukehren, doch darüber schlief er ein.
    Als er wieder aufwachte, ging bereits die Sonne hinter dem Karren unter, und der Junge war gerade dabei, ein Feuer zu entfachen. Mühsam stützte sich Dun auf einen Ellbogen. Er fühlte sich, als wäre sein ganzer Körper von einem wütenden Pferd zertrampelt worden, und sein verletztes Bein verströmte Verwesungsgeruch. Der Junge bemerkte, dass er wach war, sprach ihn aber nicht an. Sie redeten kein Wort miteinander, bis der Junge ihm eine Schale mit gerösteten Froschschenkeln brachte und sich angesichts Duns angeekelter Miene ein Grinsen verbiss.
    »Es macht dir wohl Spaß, einem Widersacher deine kulinarischen Vorlieben aufzudrängen, was, Kleiner?«, seufzte der Ritter.
    »Die Salinen haben immer zum Kaiserreich gehört«, entgegnete der Junge und setzte sich wieder ans Feuer.
    Die Antwort überraschte Dun so sehr, dass er beinahe seinen Froschschenkel hätte fallen lassen.
    »Schön zu hören«, sagte er, ehe er in das Fleisch biss.
    Der Geschmack erinnerte tatsächlich an Hühnchen, und wenn man das wenig appetitliche Aussehen des Froschs ausblendete, schmeckte es sogar richtig gut.
    Inzwischen war es dunkel geworden. Nur der flackernde Schein des Feuers erhellte noch das Gesicht des Jungen, und sein sonst so ernster Blick wirkte jetzt sanfter.
    »Diesem Fleisch verdanke ich mein Überleben«, sagte er und zeigte auf die gerösteten Frösche. »Allein im Westen der Salinen leben vierzehn verschiedene Arten, im gesamten Gebiet dürfte es zwischen dreißig und vierzig sein. Jede hat ihre Vorteile. Aus einigen kann man Gift herstellen, aus anderen Arzneimittel.«
    Erneut zeigte er auf Duns Schüssel.
    »Und manche kann man essen.«
    »Lernt man so etwas in den

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