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Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Rouaud
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spürte er den Odem in sich aufsteigen. Er selbst musste zum Odem werden. Sein Bein schmerzte jetzt fast unerträglich. Die gebrochenen Knochen hatten sein Fleisch durchtrennt wie Rasierklingen.
    Bedrohlich senkte der Rouarg den Kopf und riss unmittelbar über ihm das Maul auf. Ein Wimpernschlag noch, und er würde Dun den Kopf abreißen … Doch nichts geschah. Irgendetwas schien das Tier davon abzuhalten. Ungläubig starrte es den in der Falle sitzenden Mann an – und dann streckte dieser die Arme aus. Eine ungeheure Kraft schleuderte den Rouarg samt dem Pferdekadaver weit in die Lüfte.
    Schmerz überrollte Dun wie eine mächtige, alles mitreißende Welle. Er schrie auf. Er schrie und schrie, bis er schließlich das Bewusstsein verlor.
    Aus weiter Ferne erklang ein seltsames Fauchen.
    Als Dun zum ersten Mal die Augen öffnete, saß neben ihm ein Frosch, der ihn neugierig zu betrachten schien. Sein Hals blähte sich im Rhythmus seines Atems.
    Beim zweiten Mal war der Frosch verschwunden. Nur die Gräser wiegten sich gemächlich im Wind. Regentropfen hinterließen kleine Krater im sumpfigen Boden, Dunkelheit breitete sich aus. Wieder versank er in Bewusstlosigkeit.
    Langsam bewegten sich seine Augenlider. Im strahlenden Sonnenschein schien das hohe Gras zu flimmern. Seltsamerweise fühlte er sich trocken.
    »Donnerwetter«, krächzte er mit rauer Stimme. Das Sprechen bereitete ihm Schmerzen.
    Er versuchte den Kopf zu heben und verzog das Gesicht. Sein Hals war so steif wie ein Stück Holz, doch das war noch gar nichts im Vergleich zu seinem Körper. Verblüfft entdeckte er, dass er am Rand der Salzsümpfe auf einer alten, löchrigen Decke lag, die über ein Stück rissige Erde gebreitet war. Ein Karren, dessen Räder mit zwei dicken Holzstücken blockiert waren, bot einen gewissen Schutz. Sein gebrochenes Bein war mit Zweigen und Gras geschient und mit einem Stück blutgetränktem Stoff verbunden worden. Wie um alles in der Welt kam er hierher? Wer hatte ihn hergebracht? Und seit wann lag er hier?
    »Nicht zu hastig bewegen«, sagte eine Kinderstimme. »Euer Bein ist noch lange nicht wiederhergestellt. Ich habe getan, was ich konnte; alles Weitere ist eine Frage der Zeit.«
    Unter einer Ecke des Karrens saß ein Knabe im Schneidersitz. Mit untergeschlagenen Armen blickte er den Ritter mit ernsten, grauen Augen an.
    »Euer Bein hat ziemlich hässlich ausgesehen.«
    »Ach wirklich?«
    »Überall kamen Knochen heraus«, erklärte der Junge ruhig.
    »Und du …«
    Jede Bewegung schmerzte, doch nach und nach wurde Duns Geist wacher.
    »Hast du mich etwa hergebracht?«
    Der Junge nickte. »Mit einem Pferd«, fügte er hinzu.
    Sein Gesicht war rund, sehr blass und noch fast kindlich. Offenbar hatte er sich lange nicht mehr gekämmt. Kurzatmig sank Dun auf die Decke zurück. Er sah Sternchen, und der blaue Himmel erschien ihm für Sekundenbruchteile trüb, ehe sich alles wieder normalisierte.
    »Immer mit der Ruhe«, sagte der Junge. »Ihr seid schließlich seit acht Tagen nicht mehr aufgestanden.«
    »Acht Tage?«, staunte der Ritter.
    Seine Kehle war plötzlich so trocken, dass er nicht einmal schlucken konnte. Als der Junge ihn wie einen Fisch nach Luft schnappen sah, musste er lachen. Er stand auf und trat neben Dun.
    »Ich habe Euch etwas zu trinken hingestellt«, sagte er und zeigte auf eine kleine Feldflasche. »Das ist alles, was ich finden konnte. Hier gibt es bedeutend mehr Salz- als Süßwasser.«
    Mühsam versuchte Dun, sich aufzusetzen. Seine verletzten Rippen peinigten ihn. Er taxierte den Jungen, dessen Alter schwierig zu schätzen war. Zwölf, dreizehn – vielleicht vierzehn Jahre. Sicher nicht mehr. Er trug ein einfaches, beigefarbenes Hemd mit offenem Kragen, eine fadenscheinige schwarze Hose, und seine Stiefel hielt er mit Schnur einigermaßen zusammen. Braune Strähnen fielen ihm in die Stirn, und sein Gesicht war so schmutzig, als wäre er kopfüber in den Sumpf gefallen.
    »Danke«, murmelte Dun und griff mit fiebrigen Fingern nach der Feldflasche.
    Er trank einen Schluck und hätte ihn beinahe sofort wieder ausgespuckt, so faulig schmeckte das Wasser. Doch sein Durst war so groß, dass er sich mit verzerrtem Gesicht zum Schlucken zwang. Aus dem Augenwinkel sah er sein Schwert, das neben einem Stapel ziemlich vermoderter, halb mit einem dunkelgrünen Tuch verdeckter Kisten in der Erde steckte.
    »Ihr seid ein Ritter, nicht wahr? Ein Ritter des Kaiserreichs«, sagte der Junge. Sein Lächeln

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