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Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Rouaud
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erlosch.
    Dun nickte nur kurz. Sein Hals war noch zu steif. Er konnte ihn kaum bewegen. »Und wer bist du?«, erkundigte er sich.
    Der Junge antwortete nicht. Er senkte die Augen auf die trockene Erde, über die ein leichter Wind kleine Steinchen kollern ließ. Dun wartete. Nichts geschah. Er warf einen Blick auf die Umgebung und versuchte, sich zurechtzufinden. Der Junge musste ihn aus dem Sümpfen geholt und ein gutes Stück transportiert haben. In der Ferne entdeckte er die Eichen, die am Ufer des Flusses Seyman wuchsen. Auf der anderen Seite sah er nur Sümpfe, so weit das Auge reichte. Schilf und Gräser wiegten sich im Wind, und über ihnen tanzte die Hitze wie ein flimmernder Nebel. Dun fragte sich, ob es Azdeki gelungen war, die Brücke aufzubauen und den Fluss zu überqueren. Dann jedoch erinnerte er sich, wie der Hauptmann ihn hilflos zurückgelassen hatte. Zorn stieg in ihm auf.
    »Vor vier Tagen haben die Kaiserlichen den Seyman überschritten«, verkündete der Junge, während er in den Kisten wühlte.
    Dann war Azdeki der Brückenschlag also tatsächlich gelungen.
    »Dann haben wir Guet d’Aëd wirklich eingenommen«, seufzte Dun erleichtert.
    Die Revolte war niedergeschlagen, und Azdeki wurde vermutlich als Held der Salinen gefeiert. Er verzerrte das Gesicht zu einer Art Lächeln. Welche Ironie.
    »O nein«, entgegnete der Junge und kehrte mit einem merkwürdigen Kästchen zu ihm zurück.
    Im Schneidersitz ließ er sich neben dem Ritter nieder und stellte die Schachtel zwischen seine Beine.
    »Sie haben es versucht, aber es ist ihnen nicht gelungen«, fuhr er fort, ging aber nicht näher darauf ein. »Und jetzt gebt die Feldflasche her«, kommandierte er in einem Ton, der Dun nicht gefiel.
    »Was soll das heißen: Sie haben es versucht?«
    Der Junge riss ihm die Flasche aus der Hand.
    »Was machst du da?«
    »Ich werde Euch schon nicht vergiften«, versicherte der Junge griesgrämig. »Es ist nur so, dass Ihr etwas trinken müsst, um rechtzeitig gesund zu werden.«
    Natürlich würde der Junge ihn nicht vergiften. Dun hatte sein Schwert unter dem Karren entdeckt. In den vergangenen acht Tagen hätte der Junge ihn längst töten können. So viel Aufmerksamkeit für einen möglichen Feind interessierte ihn. Immerhin herrschte Krieg. Da hieß es, vorsichtig zu bleiben.
    »Stammst du aus den Salinen?«
    »Ja.«
    Der Junge öffnete den Deckel einer Kiste, griff hinein, förderte ein zappelndes Etwas zutage und hielt es über die Feldflasche.
    »Und ich habe Euch vor den Rouargs gerettet.«
    »Wie?«, wollte Dun wissen.
    »Das ist ein Geheimnis.«
    Aus der geschlossenen Faust des Jungen hingen zwei lange Beine, die ununterbrochen zappelten. Vorsichtig drückte er zu. Dampfend tropfte eine gelbliche Flüssigkeit in die Flasche. Als Dun begriff, was der Junge da in der Hand hielt, wandte er angewidert den Blick ab.
    »Himmeldonnerwetter – das ist ja ein Frosch. Du lässt einen Frosch in die Flasche pinkeln?«
    »Das ist ein Ashala Machal, ein Binsenfrosch«, erklärte der Junge, als sage er einen Merksatz auf. »Wenn sie sich fürchten, pinkeln sie. Ihr Urin hilft gegen viele Krankheiten.«
    »Das ist ekelhaft!«
    »Schon möglich«, grinste er und setzte den Frosch wieder in die Kiste. »Aber während der ganzen Zeit, als Ihr bewusstlos wart, habe ich Euch Frosch-Urin zu trinken gegeben. Ihm habt Ihr zu verdanken, dass euer Fieber so schnell gefallen ist. Aus dem Schleim ihrer Haut habe ich eine Salbe für Euer Bein hergestellt. Das Salz der Sümpfe hatte sich bereits in die Wunde gefressen, aber die Salbe stillt den Schmerz. Und der Urin wirkt wie eine Art Stärkungsmittel.«
    Dun schluckte. Im Lauf seiner Soldatenzeit hatte er schon viel ekelhaftes Zeug getrunken, aber Pisse? Das war nun doch zu viel des Guten.
    »Und ich soll das wirklich trinken?«
    »Wollt Ihr lieber hier sterben?«
    Sie maßen sich mit Blicken. Der Junge hielt ihm die Flasche entgegen.
    Nein, natürlich wollte Dun nicht hier sterben. Er wollte noch nicht einmal länger als nötig bleiben. In den grauen Augen des Jungen las er eine Entschlossenheit, über die er lächeln musste. Der Kleine würde wirklich alles daran setzen, dass er das Gebräu trank, und sich zu drücken wäre in seinem Zustand sicher nicht die beste Idee. Natürlich hätte er sich wehren und den Jungen möglicherweise trotz seiner Verwundung töten können. Immerhin war er ein General des Kaisers und nicht irgendein dahergelaufener Soldat.
    Doch irgendetwas lag im

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