Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)
war.
»Dafür wirst du bezahlen«, murmelte er.
»Lass dein Schwert fallen, Mörder! Loslassen!«
Dun wehrte sich nicht, als er entwaffnet wurde. Auf dem Weg in den Kerker sprach er kein Wort.
… hasse ich dich.
10
LOGRID
Ihr solltet nie vergessen, woher Ihr kommt
und aus welchem Grund man Euch
zum General ernannt hat, Dun-Cadal.
Mit Ehre hat es jedenfalls nichts zu tun.
R uhmreich waren sie in Emeris eingeritten. Kapernevic war gerettet, der schreckliche rote Drache besiegt, und in der ganzen Stadt kursierten Gerüchte darüber, wer dafür verantwortlich war. Nur wenige Leute kannten den Ritter, dessen ungeahnte Fähigkeiten das legendäre Untier besiegt hatten. Lediglich die Schüler der Militärakademie ahnten, dass hinter der Heldentat einer der Ihren steckte. Der wahre Held aber blieb auch während seines Aufenthalts in der Stadt im Schatten. Eigentlich fehlte nur noch, dass der mysteriöse Grenouille von Kaiser Asham Ivani Reyes empfangen und für seine Taten ausgezeichnet wurde. Er war der Einzige unter den Zöglingen der Militärakademie, der bereits Erfahrungen auf dem Schlachtfeld gesammelt hatte.
Sobald der Junge an die Akademie zurückkehrte und wieder Kurse in Fechten, Strategie und der Beherrschung des Odems belegte, stellte er nicht nur sein außergewöhnliches Talent unter Beweis, sondern war dank seiner Praxis im Krieg seinen Mitschülern weit voraus. Lag es an seiner deutlichen Überlegenheit, dass er sich lieber abseits hielt? Er hatte keinen einzigen Freund, und tatsächlich empfanden die jungen Adligen, die mit ihm die Schulbank drückten, Neid, Eifersucht und auch eine gewisse Furcht vor ihm. Wer wusste schon, wozu dieser Grenouille, der dem sagenumwobenen General Daermon diente, fähig war?
In Kapernevic war ein Drache vom Himmel gefallen. Dass der ausgezeichnete Krieger und sein Knappe an dieser Schlacht teilgenommen hatten, empfand niemand als verwunderlich. Die Vorstellung jedoch, Grenouille könnte den Odem benutzt haben, um das Tier zu Fall zu bringen, erschien kaum glaubhaft. Dennoch wurde darüber getratscht. Wo immer der General und sein Lehrling hinkamen, berichteten die Leute von ihren Heldentaten, und selbst im Kaiserpalast waren sie das Tagesgespräch. Man munkelte sogar, dass die beiden ganz allein in der Lage wären, den Krieg zu beenden.
Dem Schüler, der im großen Hof der Akademie sein Schwert mit fester Hand führte, gelang es nicht, diese Vorstellung aus seinem Kopf zu verbannen. Ihm gegenüber stand Grenouille und fixierte ihn mit festem Blick. Nichts auf der Welt schien den jungen Mann dazu bringen zu können, die Augen zu senken. Es war ein Blick, der sich an sein Opfer heftete und jede seiner Bewegungen im Voraus erahnte.
Die anderen Schüler umringten die beiden Kämpfer und beobachteten sie erwartungsvoll. Bei den Lehrgängen im Zweikampf durften sie beweisen, was sie in der Theorie gelernt hatten, und normalerweise waren die meisten begeistert bei der Sache. Allerdings nicht, wenn Grenouille mit von der Partie war.
»Eröffnung!«, rief der Lehrer, der zwischen seinen Schülern stand.
Die beiden Kämpfer brachten ihre Schwerter mit metallischem Klirren in die Ausgangsposition.
Dun lehnte mit verschränkten Armen an einer Säule und beobachtete, wie sich sein Schüler mühelos seines Angreifers entledigte. Mit wenigen Attacken schickte er ihn zu Boden, entwaffnete ihn, ging leicht in die Knie und ritzte die Haut unter dem Auge seines Widersachers mit der Schwertspitze, als wollte er sein Werk signieren. Ein kleiner Blutstropfen lief über das Gesicht des Schülers, der es nicht wagte, ihn abzuwischen.
Niemand applaudierte. Bis auf das Rauschen der Bäume blieb es im Hof totenstill. Der Unterlegene richtete sich auf die Ellbogen auf und schluckte. Grenouille stand schweigend über ihm und hielt die Schwertspitze auf seinen Hals gerichtet. Sein Blick drückte nicht die geringste Regung aus, doch seine Haltung forderte Respekt.
»Gut. Ihr habt gesehen, auf welche Weise Grenouille den Sieg errungen hat«, sagte der Lehrmeister und trat in die Mitte des Kreises. »Er hatte bereits gewonnen, ehe die Klingen gekreuzt wurden. Was meint ihr, warum?«
Weil er eines Tages der Größte sein wird, dachte Dun mit einem kleinen Lächeln, ehe er den Innenhof verließ.
Durch die langen, offenen Flure der Akademie schlenderte er zu dem Platz mit dem Springbrunnen, an dessen Becken er bei ihrem ersten Aufenthalt in Emeris Grenouille mit zerschlagenem Gesicht
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