Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition)

Titel: Der Pfad des Zorns - Das Buch und das Schwert 1: Buch & Schwert 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antoine Rouaud
Vom Netzwerk:
nehmen dürfen.«
    Er brach ab. Ein leichtes Lächeln umspielte seine schmalen Lippen.
    »Genau aus diesem Grund ging seine Dynastie unter und überließ der heutigen kaiserlichen Familie den Platz«, fuhr er fort. »Immerhin hat Deo Cagliere mehrere Kommentare zu den beiden anderen heiligen Büchern geschrieben, wenn er das eine schon nicht besitzen konnte. Ehe ich Euch Eurer Andacht überlasse, möchte ich Euch einen Auszug aus dem Liaber Dies nebst einem Kommentar von Deo Cagliere zitieren.«
    Zum ersten Mal, seit er sich auf der Bank niedergelassen hatte, blickte Dun auf und löste seine gefalteten Hände. Und als wäre es das Natürlichste der Welt, streckte Anvelin die Hände über seinem Kopf aus.
    »Im Liaber Dies steht Folgendes: Niemand ist so groß wie die Götter. Die Götter achten jedoch darauf, dass es Menschen mit großen Schicksalen gibt. Zwar nennt man die Götter nicht namentlich, aber man ehrt die Helden auf dieser Welt. Dazu sagte Deo Cagliere …« Der Bischof beugte sich zu Dun hinunter und flüsterte: »… er sagte dies: Es ist seltsam, wie schnell große Namen aufeinanderfolgen.«
    Langsam richtete er sich wieder auf und wandte den Blick ab.
    »Die Götter haben Euch diesen Jungen nicht nur geschenkt, um Euch das Leben zu retten. Er wird zum Echo Eurer eigenen Größe und zum Wohl des Kaiserreichs heranwachsen. Ich bete für Euch und für dieses Kind, und auch der Kaiser wird sich meinen Gebeten anschließen, dessen bin ich sicher. Ich hege nicht den geringsten Zweifel, dass die Götter dies längst wissen und alles dafür tun, dass unsere Bitten erhört werden.«
    Er schenkte Dun ein letztes Lächeln, drehte sich um und ging am Altar vorbei zu einer kleinen Holztür, die er leise hinter sich schloss.
    Als der General wieder allein war, faltete er die Hände, schloss die Augen und stieß einen langen Seufzer aus. Die Worte des Bischofs waren ihm ein großer Trost gewesen. Die Götter hatten also beschlossen, die Schicksale des Meisters und seines Schülers miteinander zu verbinden, damit der Junge eines Tages noch größer würde.
    Dun war sich seiner Berühmtheit bewusst, ebenso wie der Siege, die er teilweise ganz allein für das Reich erkämpft hatte. Dass Grenouille es eines Tages vielleicht noch weiterbringen würde, fand er ausgesprochen ermutigend. Mit diesem Gedanken im Kopf begann er zu beten. Immer wieder flüsterte er die gleichen Worte. Möge dieser Krieg ruhmreich enden, möge Grenouille ruhmreich überleben, und möge er selbst in Würde sterben, wenn seine Stunde käme. Mit gefalteten Händen und geschlossenen Augen gab er sich ganz dem Gebet hin. Er betete, dass das zu Anbeginn der Zeiten beschlossene Schicksal so groß wäre, wie er es erhoffte. So sah der wahre Glaube aus. Man musste die Götter akzeptieren und ihnen danken.
    »Leere Worte«, raunte plötzlich jemand hinter ihm.
    Dun erstarrte. Langsam öffnete er die Augen. Wie bitte?
    »Diese Worte sind hohl und leer, wenn es stimmt, was der Bischof sagt, und alles schon im Voraus beschlossen ist. Wenn die Götter wirklich die Geschicke der Menschen aufgeschrieben haben, dann können wir sicher sein, dass sie das Buch längst zugeklappt haben und zu anderen Dingen übergegangen sind. Und warum sollten wir sie loben? Was ist, wenn das Euch zugeteilte Schicksal Euch nicht gefällt?«
    Wie hatte Dun überhören können, wie sich der Mann hinter ihm niederließ, die Arme ausbreitete und sie auf die Lehne der Bank legte, während die Scheide seines Schwertes achtlos über den Boden schleifte?
    Er richtete sich auf und drehte sich um. Die Hand des Kaisers gab sich geheimnisvoll wie immer. Seine Kapuze überschattete das Gesicht. Unter dem grünen Umhang trug er einen mit Nieten versehenen Brustharnisch und einen Gürtel, in dem mehrere Dolche steckten. Der silberne Griff seines Schwertes befand sich in Reichweite. Trotz des verborgenen Gesichts war sich Dun sicher, dass Logrid ihn mit Blicken maß.
    »Ich habe dich einmal sehr geschätzt«, sagte Dun.
    »Ich habe nie aufgehört, Euch ebendieses Gefühl entgegenzubringen«, gab der Mann mit dumpfer Stimme zurück. »Allerdings erkenne ich heute Eure Schwächen.«
    »Mein Glaube gehört nicht dazu.«
    »Wenn er Euch blind macht, dann schon, Dun-Cadal.«
    Er wandte sich Logrid zu, ballte die Fäuste und hielt dem Blick des Assassinen stand, den er im Schatten der Kapuze nur erahnte. Logrid bewegte sich nicht.
    »Du warst einst gut, Logrid. Einst warst du wirklich gut.«
    Er nickte

Weitere Kostenlose Bücher